Vitamin D – das natürliche Antidepressivum

Vitamin D – das natürliche Antidepressivum

Das Wiener Universitätsklinikum AKH schlug bereits Ende Januar 2021 Alarm: Die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist überfüllt. Die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen schlagen zunehmend auf das Gemüt der Bevölkerung, insbesondere Kinder sind betroffen. Der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien verlautbarte: „Es kommen mehr, und die Zustandsbilder sind deutlich akuter und schwerer ausgeprägt, sodass Patienten, die weniger akut sind, aber trotzdem einer stationären Aufnahme bedürfen würden, natürlich auch nachgereiht werden müssen im Sinne einer gewissen Triagierung (1).“

Kann Vitamin D bei Depressionen helfen?

Ein wesentlicher Grund, bei der Depression an eine Beteiligung des Sonnenhormons zu denken, liegt darin, dass die Erkrankung in den Wintermonaten, also dann wenn die Vitamin D-Spiegel im Keller sind, gehäuft auftritt (2, 3). Für Nordamerika lässt sich auch eine eindeutige Abhängigkeit der Erkrankung vom Breitengrad nachweisen, während sich diese Abhängigkeit in Europa nicht eindeutig zeigt. Für die Richtigkeit der These spricht auch, dass die Gabe von Vitamin D in verschiedenen Dosierungen einen positiven Effekt auf die Stimmungslage der Probanden hat (4).

Vitamin D - das natürliches Antidepressivum ohne Nebenwirkung

Eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie aus dem Mai 2020, welche mit 56 Probanden mit leichter bis mittelschwerer Depression durchgeführt wurde, liefert neue Erkenntnisse in Bezug auf die Wirkung des Vitamin D auf den Gemütszustand bei Depressiven. Die Teilnehmer wurden dabei zufällig in 2 Gruppen eingeteilt, von denen eine Gruppe Vitamin D und die anderen Gruppe Placebos verabreicht bekam. Obwohl die Probanden in der Vitamin-D-Gruppe bei dieser Untersuchung nur 4 hochdosierte Bolusdosen Vitamin D (50.000 I.E.) über 8 Wochen verteilt erhielten, wurde bei ihnen der Schweregrad der Depression signifikant verringert.

Während sich die Vitamin-D-Spiegel  in der Vitamin-D-Gruppe um umgerechnet ca. 16 ng/ml erhöhten, sank der Schweregrad der Depression (BDI-Wert - Beck Depression Inventory-II) um 11,75 Punkte (5).

Eine Reduzierung des BDI-Wertes um 11,75 Punkte bedeutet, dass Patienten mit milder Depression durch das Einnehmen von Vitamin D von ihrer Erkrankung geheilt wurden (siehe Tabelle unten). Bei Patienten, die mittelschwere Symptome einer Despression aufwiesen, verringerten sich die Symptome durch die Einnahme von Vitamin D so weit, dass sie in die Gruppe "milde Depression" eingestuft werden konnten.

0-12 Keine Depression bzw. klinisch unauffällig oder remittiert
13-19 Milde Depression
20-28 Mittlere Depression
29-63 Schwere Depression

In der Placebogruppe stieg der Vitamin-D-Spiegel im Durchschnitt ebenfalls, jedoch nur um 2 ng/ml. Dementsprechend reduzierte sich der BDI-Wert nur um 3,61 Punkte.

Anmerkung: Damit Vitamin D seine volle Wirkung entfalten kann, muss es täglich und nicht nur alle 2 Wochen wie in der Studie verabreicht werden. Diese beeindruckenden Ergebnisse der Studie können insofern höchstwahrscheinlich durch eine tägliche Verabreichung von Vitamin D sogar übertroffen werden.

Auch ein im Jahr 2014 veröffentlichter Review demonstriert eine vergleichbare Effektgröße von Vitamin D-Gabe und Antidepressiva (6) - allerdings ohne Nebenwirkungen, die bei den Pharma-Präparaten immer mehr in die Kritik geraten.

Noch deutlicher wurde im Jahr 2018 der Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Depressionen bei Frauen mit postpartaler Depression (d.h. nach der Entbindung) hergestellt. Bei der Analyse von neun Längsstudien mit insgesamt 8470 Teilnehmern hatten Frauen mit einem Vitamin-D-Mangel (< 20 ng/ml) ein 2,67-faches höheres Risiko, eine postpartale Depression zu entwickeln, im Vergleich zu Frauen mit besserer Vitamin-D-Versorgung (>20 ng/ml) (7).

Fazit: Sie können sich und Ihren Lieben selbst helfen. Schützen Sie Ihre Kinder und sich selbst mit Vitamin D vor psychischen Erkrankungen wie Depressionen, denn es mehren sich handfeste Belege, dass sich Vitamin D erstaunlich positiv auf das Gemüt auswirkt. Wenn Sie zusätzlich noch das natürliche Sonnenlicht nutzen, ist die positive Wirkung aufgrund weiterer biochemischer Vorgänge auch unabhängig von Vitamin D noch stärker.

Hier können Sie außerdem nachlesen, warum sich das Sonnenlicht unabhängig von der Vitamin D-Produktion positiv auf Erkrankungen wie Depressionen auswirkt.

Quellen:

  1. https://wien.orf.at/stories/3087068/
  2. Rosen L, Knudson KH, Fancher P. Prevalence of seasonal affective disorder among U.S. Army soldiers in Alaska. Military medicine 2002;167(7):581–4
  3. Mersch PP, Middendorp HM et al. The prevalence of seasonal affective disorder in The Netherlands: a prospective and retrospective study of seasonal mood variation in the general population. Biological Psychiatry 1999;45(8):1013–22
  4. Vieth R, Kimball S et al. Randomized comparison of the effects of the vitamin D3 adequate intake versus 100 mcg (4000 IU) per day on biochemical responses and the wellbeing of patients. Nutrition Journal 2004;3:8
  5. Kaviani, M., Nikooyeh, B., Zand, H., Yaghmaei, P. & Neyestani, T. R. (2020). Effects of vitamin D supplementation on depression and some involved neurotransmitters. Journal of Affective Disorders, 269, 28–35. https://doi.org/10.1016/j.jad.2020.03.029
  6. Spedding, Simon (2014). Vitamin D and depression. A systematic review and meta-analysis comparing studies with and without biological flaws. In: Nutrients 6 (4), S. 1501–1518. DOI: 10.3390/nu6041501
  7. Wang J, Liu N et al (2018). Association between vitamin D deficiency and antepartum and postpartum depression: A systematic review and meta-analysis of  longitudinal studies. Archives of Gynecology and Obstetrics, 298, 1045–1059(2018)

 

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Können künstliche UV-B-Quellen den Vitamin D-Spiegel verbessern?

Können künstliche UV-B-Quellen den Vitamin D-Spiegel verbessern?

Immer wieder begegnen wir Schlagzeilen und Artikeln mit der Behauptung, dass im Solarium keine oder kaum Vitamin D-Bildung möglich sei.

Inzwischen belegen jedoch verschiedene internationale Studien, dass die Nutzung von Sonnenbänken sehr wohl zu einem angemessenen Vitamin D-Status beitragen kann. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen einige wichtige Studien zum Thema vor.

Bereits im Jahre 2007 veröffentlichte der international renommierte Vitamin D-Forscher Dr. Michael Holick eine Studie (1) im Journal of Bone and Mineral Research, die sich u.a. mit der Verwendung von UV-Quellen in Innenräumen zur Produktion von Vitamin D befasste.

Im Rahmen dieser Studie nutzten 15 Probanden drei Mal pro Woche eine Sonnenbank, deren Strahlenspektrum einen UV-B-Anteil von 5% aufwies. Dabei wurde die Expositionsdauer dem jeweiligen Hauttyp der Probanden so angepasst, dass sie einer - vor Sonnenbrand und Hautrötungen sicheren - minimalen Erythemdosis (kurz: MED; ein Maß für die Toleranz der menschlichen Haut gegenüber UV-Strahlung) von ca. 0,75 ausgesetzt waren [zur Einordnung: 1 MED UV-B-Strahlung kann Rötungen und Sonnenbrand verursachen und ist vergleichbar mit der Einnahme von 10.000 bis 25.000 I.E. Vitamin D]. 

Bei den Studienteilnehmern mit Hauttyp 2 (hell, verbrennt leicht) und Hauttyp 3 (dunklere, weiße Haut, bräunt nach der ersten Verbrennung) kam es zu einer enormen Verbesserung des Vitamin D-Status: Nach einer Woche der Exposition war der Vitamin D-Spiegel um 50% gestiegen, nach weiteren 5 Wochen um 150%. Anschließend erreichte der Vitamin D-Spiegel ein Plateau, welches bis Woche 7 erhalten blieb. Dr. Holick und seine Kollegen schlussfolgerten, dass künstliche UV-B-Quellen eine ausgezeichnete Quelle für die Produktion von Vitamin D in der Haut sind.

Zu diesem Fazit kam auch das GrassrootsHealth Research Institute, welches im Jahr 2020 eine Befragung inkl. Vitamin D-Testung unter 3944 Teilnehmern durchführte, die keine Vitamin D-Supplemente einnahmen (2). Die Teilnehmer, die in den letzten 6 Monaten häufig (1-3 Mal pro Woche) Innenbräuner genutzt hatten, wiesen einen durchschnittlichen Vitamin D-Spiegel von 41 ng/ml auf, während seltene Nutzer (weniger als 1 Mal pro Woche) im Durchschnitt einen Wert von 33 ng/ml und Nicht-Nutzer einen Wert von 29 ng/ml hatten. Mehr als die Hälfte (54%) der regelmäßigen Solarien-Nutzer hatte einen angemessenen Vitamin D-Spiegel von 40 ng/ml oder höher.

Bei den Umfragedaten bleibt allerdings unklar, über welchen UV-B-Anteil die genutzten Solarien verfügten.

Abbildung 1: Vitamin D-Spiegel von Solarien-Nutzern (ohne Vitamin D-Supplementierung) nach Nutzungs-Häufigkeit in den letzten 6 Monaten. Bildquelle: GrassrootsHealth Nutrient Research Institute.

 

Der UV-B-Anteil als entscheidender Faktor

Eine aktuellere Studie der kanadischen Autoren Kimball, Lee und Vieth aus dem Jahr 2017 (3) zeigte ebenfalls, dass durch die Nutzung von Sonnenbänken angemessene Vitamin D-Spiegel erreicht werden können, sofern die Geräte über einen UV-B-Strahlungsanteil verfügen, der annähernd der Sommersonne im Freien entspricht. In dieser Studie wurden Sonnenbänke mit verschiedenen Leuchtmitteln und somit unterschiedlichem UV-B-Anteil berücksichtigt.

Mehr als 75% der insgesamt 85 Studienteilnehmer wiesen zu Beginn der Studie einen Vitamin D-Mangel auf (<30 ng/ml oder <75 nmol/L). Die Probanden wurden in 4 Gruppen aufgeteilt: Gruppe 1 (grüne Linie) nutzte Sonnenbänke mit 100 W Niederdruck-Leuchtstoffröhren (4,2 % UV-B-Anteil), in Gruppe 2 (gelbe Linie) waren es 160 W und 2,2 % UV-B-Anteil. Den Teilnehmern in Gruppe 3 (rote Linie) wurden Sonnenbänke mit 700 W Hochdruck-Metallhalogenlampen mit einem UV-B-Anteil von 0,8 % zur Verfügung gestellt. Gruppe 4 (blaue Linie) nutzte keine Sonnenbank und diente somit als Kontrollgruppe. 

Gruppe 1 bis 3 nutzte die Sonnenbänke für einen Zeitraum von 12 Wochen (3-mal pro Woche in den ersten 4 Wochen und 2-mal pro Woche für den restlichen Zeitraum). Auch in dieser Studie wurde die (mit der Zeit steigende) Nutzungsdauer individuell dem Hauttyp angepasst, um Sonnenbrände zu vermeiden.

Abbildung 2 veranschaulicht deutlich die Unterschiede im Anstieg des Vitamin D-Levels bei den verschiedenen Studiengruppen. In Gruppe 1 und 2 konnte in den 12 Wochen eine durchschnittliche Erhöhung des Vitamin D-Spiegels um 17 ng/ml (42 nmol/L) erreicht werden. Im Vergleich zum Vitamin D-Ausgangswert zu Beginn der Studie waren die Anstiege teilweise statistisch signifikant (in Gruppe 1 in Woche 9 (p<0.001) und 12 (p<0.001), in Gruppe 2 in Woche 12 (p = 0.05)). Im Gegensatz dazu gab es keine statistisch signifikanten Verbesserungen des Vitamin D-Spiegels in den Gruppen 3 und 4.

Abbildung 2: Vitamin D-Spiegel von Nutzern unterschiedlicher Sonnenbänke (Kimball, Lee & Vieth, 2017; grüne Linie: Nutzer von Sonnenbänken mit 100 W Niederdruck-Leuchtstoffröhren mit 4,2 % UV-B-Anteil; gelbe Linie: Nutzer von Sonnenbänken mit 160 W Niederdruck-Leuchtstoffröhren mit 2,2 % UV-B-Anteil; rote Linie: Nutzer von Sonnenbänken mit 700 W Hochdruck-Metallhalogenlampen mit 0,8 % UV-B-Anteil; blaue Linie: Kontrollgruppe – keine Sonnenbanknutzung). Bildquelle: GrassrootsHealth Nutrient Research Institute.

 

Fazit: 

Die besprochenen Studiendaten zeigen, dass die Nutzung von Solarien zu einem angemessenen Vitamin D-Status beitragen kann. Die Studienergebnisse von Kimball et al. (2017) machen dabei deutlich, dass der UV-B-Anteil der Geräte entscheidend für die Effektivität der Vitamin D-Produktion ist: Je mehr der UV-B-Strahlungsanteil des verwendeten Gerätes dem der natürlichen Sommersonne (ca. 5 % Anteil) entspricht, desto eher kann durch die künstliche Besonnung ein adäquater Vitamin D-Spiegel (> 40 ng/ml) erreicht werden. Zudem ist – wie auch bei der natürlichen Sonne – eine regelmäßige Nutzung ausschlaggebend, um in den Bereich eines angemessenen Vitamin D-Spiegels zu kommen und diesen aufrecht zu erhalten.  

Für einen sicheren Umgang mit Sonnenbänken, beachten Sie unbedingt unsere Tipps zum Sonnen im Solarium >>

Welche gesundheitsfördernden Wirkungen das natürliche und künstliche Licht abseits vom Vitamin D hat, können Sie hier nachlesen >>

Quellen:

(1) Holick, M. F., Chen, T. C., Lu, Z. & Sauter, E. (2007). Vitamin D and Skin Physiology: A D-Lightful Story. Journal of Bone and Mineral Research, 22(S2), V28–V33. https://doi.org/10.1359/jbmr.07s211

(2) GrassrootsHealth Research Institute (2020). UV Exposure from Sources Other Than the Sun. Abgerufen am 22.03.2021 von https://www.grassrootshealth.net/blog/uv-exposure-sources-sun/ 

(3) Kimball, S. M., Lee, J. & Vieth, R. (2017). Sunbeds with UVB radiation can produce physiological levels of serum 25-Hydroxyvitamin D in healthy volunteers. Dermato-Endocrinology, 9(1), e1375635. https://doi.org/10.1080/19381980.2017.1375635

 

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