Die Rolle von Vitamin K bei Infektionen, Entzündungen und Autoimmunität

Die Rolle von Vitamin K bei Infektionen, Entzündungen und Autoimmunität

Vitamin K ist vor allem für seine Bedeutung bei der Blutgerinnung und Knochengesundheit bekannt. Eine ausführliche chinesische Metaanalyse von Xie et al. aus dem Jahr 2024 zeigt jedoch, dass dieses Vitamin eine weitaus tiefgreifendere Rolle im menschlichen Körper spielt. Die in der Analyse betrachteten aktuellen Studien zeigen positive Effekte von Vitamin K auf die Immunfunktion, die antioxidative Kapazität, die Darmmikrobiota, die Epithelentwicklung und den Knochenschutz. Besonders hervorzuheben sind seine potenziellen Anwendungen bei Infektionen (z. B. Asthma, COVID-19), Entzündungen (z.B. Typ-2-Diabetes, Alzheimer) und Autoimmunerkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis).

Vitamin-K-abhängige Proteine (VKDPs) spielen dabei eine Schlüsselrolle durch entzündungshemmende und immunmodulierende Effekte.


 

Chemische Eigenschaften und natürliche Quellen von Vitamin K

Vitamin K kommt in zwei natürlichen Formen vor: Vitamin K1, auch als Phyllochinon bezeichnet, und Vitamin K2, auch als Menaquinon bekannt. Vitamin K1 kommt hauptsächlich in grünem Blattgemüse und pflanzlichen Ölen vor, während Vitamin K2 in tierischen Produkten wie Fleisch, Eiern, Milchprodukten und fermentierten Lebensmitteln wie Käse enthalten ist. Vitamin K2 wird auch von Darmbakterien in geringen Mengen synthetisiert, die jedoch nicht ausreichen, um den physiologischen Bedarf zu decken. Außerdem gibt es Vitamin K3 (Menadion), eine synthetische Form von Vitamin K, die im Darm als Zwischenprodukt für die Umwandlung von Vitamin K1 in Vitamin K2 dient.


Vitamin K bei Infektionen und Entzündungen

Asthma

Studien zeigen, dass Vitamin K2 eine zentrale Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen bei Erkrankungen wie Asthma und COVID-19 spielt. Interleukin 4 (IL-4) und Interleukin 13 (IL-13) fördern bei Asthma Entzündungsvorgänge, indem sie Allergieprozesse wie die Produktion von IgE (Immunglobulin) und die Rekrutierung von entzündungsfördernden Zellen anregen. Zudem tragen sie zu einer Verengung und Veränderung der Atemwege bei, was die typischen Symptome wie Atemnot und Husten verstärkt. Klinische Studien zeigen, dass eine Supplementierung mit Vitamin K2 die Symptome bei leichten, mittelschweren und schweren Fällen signifikant verbessert. Besonders bemerkenswert ist, dass ein Vitamin-K-Mangel mit erhöhten Entzündungsmarkern (IL-4 und IL-13) korreliert, was darauf hindeutet, dass eine ausreichende Zufuhr dieses Vitamins günstige Auswirkungen auf Infektionen hat.

COVID-19

Auch bei COVID-19 ist IL-6 ein zentraler Faktor bei schweren Entzündungsreaktionen. Ein Mangel an Vitamin K erhöht die Konzentration von dp-uc-MGP, einem Marker für Vitamin-K-Mangel, was mit steigenden IL-6-Werten und einer verstärkten Entzündung einhergeht. Patienten, die ausreichend mit Vitamin K versorgt waren, hatten also weniger Entzündungsreaktionen.


Diabetes Mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) ist eine weit verbreitete Erkrankung, die durch Insulinresistenz oder eine verminderte Insulinsekretion zu chronisch erhöhten Blutzuckerwerten führt. Typische Symptome sind vermehrtes Harnlassen, übermäßiger Durst, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust. Diabetes ist mit schwerwiegenden Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Die derzeitigen Behandlungsstrategien konzentrieren sich in erster Linie auf die Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine ausreichende Zufuhr von Vitamin K, insbesondere von Vitamin K2, die Glukosetoleranz und die Insulinantwort signifikant positiv beeinflussen kann, unter anderem durch die Unterstützung der Pankreasfunktion. Sowohl Vitamin K1 als auch Vitamin K2 können die Blutzuckerhomöostase fördern, wobei Vitamin K2 in mehreren Studien eine stärkere Wirksamkeit zeigte. Die Effekte von Vitamin K scheinen zudem geschlechtsspezifisch ausgeprägt zu sein und weisen bei Männern eine höhere Wirksamkeit auf als bei Frauen.


Alzheimer, Parkinson und Krebs

Vitamin K unterstützt den Schutz der Nervenzellen, die Myelinbildung und entzündungshemmende Prozesse, die der Entstehung von Alzheimer entgegenwirken. Auch bei Parkinson kann Vitamin K2 die Mitochondrien reparieren und die Energieproduktion fördern. Darüber hinaus zeigt Vitamin K2 eine wachstumshemmende Wirkung auf Krebszellen, indem es zelluläre Prozesse reguliert und das Tumorwachstum stoppt. Insbesondere bei Leukämie und Leberkrebs zeigen sich positive Ergebnisse in Kombinationstherapien.


Alterung und Arteriosklerose

Vitamin K besitzt antioxidative Eigenschaften, die dazu beitragen, altersbedingte Erkrankungen zu verzögern. Es spielt eine wichtige Rolle für die Knochengesundheit, indem es die Knochendichte erhöht und Frakturen, insbesondere bei älteren Menschen, vorbeugt. Darüber hinaus verringert Vitamin K das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, indem es die Gefäßverkalkung hemmt.


Einfluss auf Autoimmunkrankheiten

Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Hier scheint Vitamin K eine regulierende Rolle zu spielen, indem es die Differenzierung und Aktivität von T-Zellen moduliert. Dies könnte erklären, warum ein Mangel mit Krankheiten wie rheumatoider Arthritis und Lupus in Verbindung gebracht wird.


Fazit

Die zunehmenden Erkenntnisse über Vitamin K unterstreichen die Bedeutung einer ausreichenden Versorgung mit diesem Mikronährstoff für unsere Gesundheit und befürworten eine Beimengung zu Vitamin-D-Präparaten. Ob vorbeugend oder unterstützend bei bestehenden Erkrankungen – Vitamin K könnte in Zukunft eine zunehmende Bedeutung in der integrativen Medizin spielen.

Quellenangabe:

Xie, X., Li, S., Wu, D., Wang, Y., Chen, J., Duan, L., Li, S. & Li, Y. (2024, 20. Februar).Vitamin K: Infektion, Entzündung und Autoimmunität. Dovepress: Journal Of Inflammation Research.https://www.dovepress.com/vitamin-k-infection-inflammation-and-auto-immunity-peer-reviewed-fulltext-article-JIR 

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Vitamin D und Omega 3 bei Kindern: Schlüssel zur seelischen Gesundheit

Vitamin D und Omega 3 bei Kindern: Schlüssel zur seelischen Gesundheit

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Verhaltensauffälligkeiten gehören weltweit zu den häufigsten Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Besonders besorgniserregend ist, dass Vitamin-D-Mangel in dieser Altersgruppe weit verbreitet ist und bei der Entstehung von Depressionen eine Rolle spielen kann. Studien zeigen, dass sich sowohl der Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels als auch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirken können. Gerade für junge Menschen, die sich noch in der Entwicklung befinden, scheint dies von großer Bedeutung zu sein.

 

Vitamin-D-Mangel erhöht das Risiko für Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Eine umfassende Studie (CASPIAN-III) untersuchte 1095 Kinder und Jugendliche im Iran und stellte einen signifikanten Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und psychischen Beschwerden wie Ärger, Angst, Schlafstörungen und Traurigkeit fest. Etwa 40 % der Teilnehmer wiesen extrem niedrige Vitamin-D-Spiegel auf (< 10 ng/ml). Bei Jugendlichen mit ausreichenden Vitamin-D-Spiegeln lag die Häufigkeit von Depressionen bei 16 %, während sie bei Jugendlichen mit Vitamin-D-Mangel auf 31,4 % anstieg – eine Verdoppelung des Risikos für depressive Symptome (1).


Verbesserung der Depressionssymptomen durch Vitamin-D-Supplementierung

Ein weiteres Experiment zeigte die Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung bei Kindern und Jugendlichen mit einem Vitamin-D-Spiegel von 12 ng/ml oder weniger. Im Rahmen einer vierwöchigen Studie erhielten die Teilnehmer täglich 2.460 I.E. Vitamin D. Nach 28 Tagen hatten sich die die Vitamin-D-Spiegel im Durchschnitt um 14 ng/ml verbessert, und die Eltern der Teilnehmer berichteten von einer deutlichen Abnahme depressiver Symptome (2).


Bessere Stimmung bei Mädchen mit PMS und Vitamin-D-Mangel

Eine weitere Studie hat untersucht, wie sich hochdosierte Vitamin-D-Supplementierung auf die mentale Gesundheit auswirkt – mit spannenden Ergebnissen. 940 jugendliche Mädchen erhielten über neun Wochen wöchentlich 50.000 I.E. Vitamin D. Ziel war es, die Wirkung auf Depression und Aggression zu erforschen.

Reduktion von Depressionssymptomen: Mithilfe des Beck Depression Inventory-II (BDI-II), einem weltweit anerkannten Test zur Messung depressiver Symptome, wurde eine deutliche Verbesserung festgestellt. Die durchschnittliche Verbesserung der Punktwerte in den verschiedenen Depressionskategorien war wie folgt:

  • Milde Depression: Reduktion um 1 Punkt (von 16 auf 15)
  • Moderate Depression: Reduktion um 3 Punkte (von 23 auf 20)
  • Schwere Depression: Reduktion um 7 Punkte (von 33 auf 26)
    Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Vitamin-D-Supplementierung depressive Symptome in allen Schweregraden signifikant lindern konnte, mit den stärksten Effekten bei schwerer Depression

Der BDI-II ist ein Selbstbewertungsfragebogen mit 21 Fragen, der depressive Symptome anhand einer Punkteskala von 0 bis 63 erfasst. Jede Frage bietet vier Antwortmöglichkeiten, die von „keine Symptome“ bis „starke Symptome“ reichen. Die Gesamtpunktzahl gibt den Schweregrad der Depression an:

  • 0–13 Punkte: Normalzustand
  • 14–19 Punkte: Milde Depression
  • 20–28 Punkte: Moderate Depression
  • 29–63 Punkte: Schwere Depression

Die Studie konnte zeigen, dass Vitamin D besonders bei moderater und schwerer Depression zu einer deutlichen Verbesserung führte, wobei auch bei milden Symptomen positive Effekte sichtbar wurden (3).


Omega-3-Fettsäuren und ihre Wirkung auf das psychische Wohlbefinden

Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA, zeigen auch eine vielversprechende Wirkung auf die psychische Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass höhere Omega-3-Spiegel im Blut signifikant mit einem geringeren Risiko für mittelschwere bis schwere Depressionen einhergehen. In einer umfassenden Auswertung von 33 Metaanalysen zeigte sich, dass Omega-3-Supplemente mit einem EPA-Gehalt von mindestens 50 % besonders wirksam gegen die Symptome einer Major Depression sind. Auch bei Angstzuständen, ADHS und anderen Verhaltens- und Stimmungsstörungen zeigen Omega-3-Fettsäuren positive Effekte (4).


Fazit

Die Supplementierung von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren bietet eine einfache, sichere und effektive Möglichkeit, die geistige Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Da diese Nährstoffe eine große Rolle im Gehirnstoffwechsel spielen, lohnt es sich, den eigenen Status regelmäßig zu überprüfen und eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. 

Quellenangabe:

      1. Ataie-Jafari, A., Qorbani, M., Heshmat, R., Ardalan, G., Motlagh, M. E., Asayesh, H., Arzaghi, S. M., Tajadini, M. H., Nejatinamini, S., Poursafa, P. & Kelishadi, R. (2015). The association of vitamin D deficiency with psychiatric distress and violence behaviors in Iranian adolescents: the CASPIAN-III study.Journal Of Diabetes & Metabolic Disorders, 14(1). https://doi.org/10.1186/s40200-015-0191-9
      1. Libuda, L., Timmesfeld, N., Antel, J., Hirtz, R., Bauer, J., Führer, D., Zwanziger, D., Öztürk, D., Langenbach, G., Hahn, D., Ring, S., Peters, T., Hinney, A., Bühlmeier, J., Hebebrand, J., Grasemann, C. & Föcker, M. (2020). Effect of vitamin D deficiency on depressive symptoms in child and adolescent psychiatric patients: results of a randomized controlled trial.European Journal Of Nutrition, 59(8), 3415–3424. https://doi.org/10.1007/s00394-020-02176-6
      1. Bahrami, A., Mazloum, S. R., Maghsoudi, S., Soleimani, D., Khayyatzadeh, S. S., Arekhi, S., Arya, A., Mirmoosavi, S. J., Ferns, G. A., Bahrami-Taghanaki, H. & Ghayour-Mobarhan, M. (2017). High Dose Vitamin D Supplementation Is Associated With a Reduction in Depression Score Among Adolescent Girls: A Nine-Week Follow-Up Study.Journal Of Dietary Supplements, 15(2), 173–182. https://doi.org/10.1080/19390211.2017.1334736
      1. Omega-3 Effekt on Depression Backed by Strongest Level of Evidence. (2019, 13. September). GrassrootsHealth Nutrient Research Institute. https://www.grassrootshealth.net/blog/evidence-omega-3s-depression/

 

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