Wie sieht ein gesunder Umgang mit der Sonne aus?

Wie sieht ein gesunder Umgang mit der Sonne aus?

Sicheres Sonnen statt Sonnen Abstinenz

Lange Zeit warnten uns Ärzte und Gesundheitsexperten mittels wohlgemeinter Aufklärungskampagnen über die gesundheitlichen Schäden des Sonnenlichts und propagierten die ständige Nutzung von Sonnenschutzmaßnahmen oder besser noch vollständige Sonnen Abstinenz. Heute wissen wir, dass die Panikmache vor dem Sonnenlicht nicht vollständig unbegründet, aber zumindest unverhältnismäßig war.

Langjähriges, exzessives Sonnenbaden kann das Risiko auf verschiedene Arten von Hautkrebs erhöhen. Jedoch gibt es reichlich wissenschaftliche Belege, dass die gesundheitlichen Vorteile des Sonnenlichts überwiegen, wenn es sich um ein vernünftiges Maß an Besonnung ohne das Auftreten von Sonnenbrand handelt.

Natürliches Sonnenlicht – die beste Vitamin D-Quelle

Vitamin D durch natürliches Sonnenlicht

Solange man sich vor dem „zuviel“ an Sonne schützt, ist das natürliche Sonnenlicht die beste Art und Weise, das Sonnenhormon Vitamin D zu produzieren. Der Körper stellt mit Hilfe des UV-B-Anteils im Strahlungsspektrum des Sonnenlichtes  eine Vorform des Vitamin D her, nämlich Calciferol (Vitamin D3). Calciferol ist exakt die Form des Vitamin D, die unser Körper für seine Vorratshaltung einsetzt. Der Körper produziert so viel Calciferol, wie er braucht, und stellt die Produktion dann ein. Es besteht also kein Risiko der Überdosierung bzw. Produktion toxischer Dosen des Vitamins durch die Sonne. Theoretisch besteht dieses Risiko jedoch bei oraler Einnahme zu hoher Dosen von Vitamin D als Supplement. Allerdings liegen die dazu erforderlichen Mengen um den Faktor zehn höher als die für eine normalgewichtige Person empfohlenen tägliche Dosis (kritisch wird es erst ab 40.000 I.E. anstelle von empfohlenen 4000 I.E.). Entgegen den weit verbreiteten Warnungen vor der Toxizität von Vitamin D findet sich in Wirklichkeit eine außerordentliche therapeutische Breite, die viele Medikamente vermissen lassen.

UV-Strahlen

Die Strahlen der Sonne bestehen aus Lichtwellen verschiedener Frequenz. Um Sonnenschutzmaßnahmen sinnvoll einzusetzen – d.h. um sich vor den Risikofaktoren zu schützen und trotzdem genügend Vitamin D aufzunehmen – ist es wichtig, die Funktionen und Risikofaktoren der verschiedenen UV-Strahlen zu verstehen.

Hier sehen Sie die Eigenschaften der UV-A und UV-B Strahlen im Überblick:

 

UV-A-Strahlen

UV-B-Strahlen

Vitamin D Bildung …regen keine Vitamin D-Bildung an …veranlassen die Vitamin D-Bildung in der Haut, die wiederum zahlreiche Gesundheitswirkungen hat; die Vitamin D-Synthese ist in Deutschland nur um die Mittagszeit von etwa 11 – 15 Uhr zwischen Ende März und Mitte Oktober möglich (erfahren Sie hier mehr zu den Faktoren, die die UV-B-Strahlung bzw. die Vitamin D-Synthese beeinflussen).
Bräunung …dunkeln das in den Melanozyten durch die UV-B-Strahlen gebildete Melanin und sind so für die Sofortbräunung der Haut zuständig. …veranlassen die Melanin-Bildung in der Haut (dunkler Hautfarbstoff, verantwortlich für die Bräunung) und sorgen für eine dauerhafte Hautbräunung.
Barrieren …sind zu jeder Tages- und Jahreszeit präsent und erreichen auch im Schatten, bei wolkigem Himmel und durch Glas hindurch die Haut. Schutz kann durch Kleidung oder Verwendung von Sonnencreme geboten werden. …erreichen bei wolkigem Himmel, im Schatten, hinter Glas und bei schützender Kleidung oder Sonnencreme nicht die Haut; es kann dann also kein Vitamin D gebildet werden.
Sonnenbrand …verursachen bei Überdosierung Sonnenbrand: Die UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein als die UV-B-Strahlen. Das UV-A-Spektrum des Sonnenlichts wird bei übermäßiger Bestrahlung für die vorzeitige Hautalterung und – etwa durch die Bildung der freien Radikale in den tieferen Hautschichten – auch für den Hautkrebs verantwortlich gemacht. …verursachen bei Überdosierung Sonnenbrand: Eine zu lange, ungeschützte Bestrahlung durch UV-B kann Sonnenbrand verursachen. Um Vitamin D zu bilden, reicht es jedoch aus, täglich ca. 10-20 Minuten (helle Hauttypen benötigen die kürzere Zeit) in der Sonne zu verbringen (mindestens mit unbedeckten Armen und Beinen); längeres Sonnen bringt nichts für die Vitamin D-Produktion.

Um Vitamin D zu produzieren, sollte man sich in Deutschland also zwischen 11 und 15 Uhr (von Ostern bis Oktober) circa 10-20 Minuten (je nach Hauttyp) zumindest mit ungeschützten Armen und Beinen bei wolkenfreiem Himmel in die Sonne begeben (je größer die exponierte Hautfläche ist, umso mehr Vitamin D wird produziert).

Wer sich längere Zeit in der Sonne aufhält sollte sich durch Sonnenschutzmaßnahmen vor Sonnenbrand schützen.

Schutzmaßnahmen

Wolken und Schatten als Sonnen Blockade?

Viel verbreitet ist die Annahme, dass man bei wolkigem Himmel oder im Schatten keinen Sonnenbrand bekommen kann und somit auf Sonnenschutzmittel verzichten könne. UV-A-Strahlen gelangen jedoch durchaus auch durch Wolken und treffen auch im Schatten auf unsere Haut. Dabei können sie Sonnenbrand, vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs auslösen.

Kleidung schützt

Um Sonnenbrand zu vermeiden, bietet uns vor allem unsere Kleidung Schutz. Ein besonders wichtiges Kleidungsstück ist die Kopfbedeckung. Ein Sommerhut oder eine Kappe schützen nicht nur unsere Augen und  die empfindliche, dünne Haut, die unsere Augen umgibt, sondern auch die sogenannten Sonnen-Etagen des Kopfes (Stirn, Ohren, Jochbögen, Nase und Lippen), die die bevorzugten Orte der Entstehung des weißen Hautkrebses sind.

Um die Augen selbst zu schützen, empfiehlt sich bei grellem Licht das Tragen einer Sonnenbrille mit UV-Filter. Letzterer ist wichtiger als die Dunkelfärbung der Gläser. Wer allerdings den ganzen Tag mit einer dunklen Brille auf der Nase das Sonnenlicht von seinen Augen aussperrt, muss sich nicht wundern, wenn er nachts nicht schlafen kann: helles Licht am Tag ist dafür verantwortlich, dass im Gehirn das Schlafhormon Melatonin gebildet wird.

Natürliche, nicht chemische Sonnencreme

Vorsicht bei der Wahl der Sonnencreme!

Falls ein Schutz durch Kleidung nicht ausreichend möglich ist, nutzen Sie Sonnencreme, wenn Sie der Sonne längere Zeit ausgesetzt sind.

Beim Kauf von Sonnencremes ist es wichtig auf die Inhaltsstoffe zu achten. Die meisten handelsüblichen Sonnencremes beinhalten schädliche Chemikalien: Eine in 90% der Sonnencremes eingesetzte Chemikalie, die UV-B-Strahlen absondert, ist Octinoxat. Octinoxat tötet Studien zufolge schon in geringen Dosen Zellen von Mäusen ab und hat unter Sonneneinstrahlung eine besonders toxische Wirkung.

Auch der häufig eingesetzte UV-A-Filter Avobenzon hat toxische Eigenschaften.

Weiterhin zeigten verschiedene Studien, dass die häufig verwendeten Chemikalien von der Haut absorbiert werden und in unseren Blutkreislauf übergehen. Dies trifft auch für chemische Verbindungen zu, die erst durch den Einfluss der energiereichen Sonnenstrahlen aus den zum Sonnenschutz verwendeten Chemikalien entstehen und deren Zusammensetzung niemand kennt.

Bei den folgenden chemischen Inhaltsstoffen sind gesundheitliche Schäden nicht auszuschließen:

  • Octinoxat (Octylmethoxycinnamat)
  • Avobenzon (Butylmethoxydibenzoylmethan)
  • Paraaminobenzoesäure
  • Octylsalicylat
  • Oxybenzon (Benzophenone-3)
  • Cinoxat
  • Padimate-O
  • Ensulizol (Phenylbenzimidazolsulfonsäure)
  • Homosalate
  • Sulisobenzon (Benzophenon-4)
  • Menthylanthranilat
  • Trolamine Salicylat
  • Octocrilen

Weiterhin sollte bei der Auswahl der Sonnencreme darauf geachtet werden, dass der Schutz vor sowohl UV-A-Strahlung als auch UV-B-Strahlung gewährleistet wird. Einige Sonnencremes schützen nämlich lediglich vor UV-B-Strahlen.

Aufmerksam sein

Trotz aller Sonnenschutzmaßnahmen erreicht immer eine gewisse Dosis UV-Strahlen die Haut. Wer sich längere Zeit in der Sonne aufhält, sollte stets aufmerksam seine Haut beobachten und aus der Sonne gehen, bevor die Haut sich rötet.

Vitamin D-Mangel kann Autismus verursachen – Studie beweist Zusammenhänge

Vitamin D-Mangel kann Autismus verursachen – Studie beweist Zusammenhänge

Hintergrund

Unter Autismus (Engl. Autism spectrum disorder (ASD)) werden definitionsgemäß sich entwickelnde Dysfunktionen zusammengefasst, die durch persistierende Defizite im Bereich sozialer Interaktion, Beeinträchtigungen in der verbalen und nonverbalen Kommunikation sowie in stereotypen Verhaltensmustern in Bezug auf Interessen und Aktivitäten gekennzeichnet sind.

Zunehmend finden sich Beweise dafür, dass ein sehr früher Vitamin-D-Mangel, entweder bereits in der Schwangerschaft oder aber in der frühen Kindheit, Autismus verursachen kann. Vitamin D spielt als Metabolit (biochemisches Zwischenprodukt) beim (Neuro-)Steroidstoffwechsel eine entscheidende Rolle und hat als solches eine außerordentlich wichtige Bedeutung für die Gehirnentwicklung, die Zellerneuerung, die Differenzierung und die Calcium-Signalgebung sowie für neurotrophische und neuroprotektive Vorgänge. Es ist an der Regulierung von etwa 3% aller 26.000 Gene im menschlichen Genom beteiligt, um nur einen Teil der Aufgaben dieses lange unterschätzten Vitamins zu nennen.


Studienlage

Der amerikanische Arzt Dr. JJ Cannell publizierte in einer aktuellen Übersichtsarbeit, dass Kinder, die bereits autistisch sind oder als dafür gefährdet eingestuft werden, einen eklatant niedrigeren Vitamin-D-Spiegel haben im Vergleich zu unauffälligen anderen Kindern, und zwar schon während der Schwangerschaft, bei der Geburt und/oder im Alter von acht Jahren (Cannell 2017).

In einer randomisierten Kontrollstudie (RCT) erhielten Kinder mit ASD Vitamin D als Supplementation (Saad et al. 2016). RCTs gelten als verlässliche Grundlage zum empirischen Beweis für die Wirksamkeit von medizinischen Therapien. Untersucht wurden 85 Jungen und 24 Mädchen mit ASD im Alter von 3-10 Jahren. Ziel der Studie war herauszufinden, welche Wirkung die Vitamin-D-Gabe in Bezug auf die Kernsymptome von Autismus bei Kindern hat. Die Probanden erhielten über den Zeitraum von vier Monaten Vitamin D3 (300 IE/kg/Tag, max. 5000 IE/Tag) oder ein Placebo. Der Vitamin-D-Spiegel wurde jeweils vor Beginn und bei Ende der Studie gemessen. Grundlage zur Einschätzung der autistischen Kernsymptome war  u. a. die „Childhood Autism Rating Scale“ (CARS).

Die Autismussymptome besserten sich unter der Vitamin D-Gabe innerhalb der Studiendauer signifikant, jedoch nicht in der Placebo Gruppe. Bei etwa der Hälfte der Kinder verschwanden die Symptome ganz (CARS unter 30). Bei 25% der Kinder stellte sich eine deutliche Besserung ein und lediglich bei 25% zeigte sich keine nennenswerte Wirkung.

Um Vitamin-D-Mangel und damit Autismus bei Kindern präventiv und kurativ zu begegnen, ergeben die Studien also eine sinnvolle Supplementierung von 300 IE/kg Körpergewicht/Tag. Mehrere andere Publikationen zeigen, dass bei schwangeren und stillenden Frauen 4000 bzw. 6000 IE Vitamin D/Tag nicht nur sicher sind, um Mutter und Kind ausreichend mit Vitamin D zu versorgen, sondern weitere positive Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf und die spätere Gesundheit der Kinder haben (Hollis und Wagner 2013).


Fazit

Diese Studien zeigen erneut, dass eine ausreichend dosierte Vitamin-D-Supplementierung präventiv und kurativ bei allen, insbesondere aber bei neurodegenerativen Erkrankungen, unbedingt in Betracht gezogen werden sollte.


Quellen:

Cannell, John Jacob (2017): Vitamin D and autism, what’s new? In: Reviews in endocrine & metabolic disorders. DOI: 10.1007/s11154-017-9409-0.

Hollis, Bruce W.; Wagner, Carol L. (2013): Vitamin D and pregnancy: skeletal effects, nonskeletal effects, and birth outcomes. In: Calcified tissue international 92 (2), S. 128–139. DOI: 10.1007/s00223-012-9607-4.

Saad, Khaled; Abdel-Rahman, Ahmed A.; Elserogy, Yasser M.; Al-Atram, Abdulrahman A.; El-Houfey, Amira A.; Othman, Hisham A. K. et al. (2016): Randomized controlled trial of vitamin D supplementation in children with autism spectrum disorder. In: Journal of child psychology and psychiatry, and allied disciplines. DOI: 10.1111/jcpp.12652.

Foto: www.pixabay.de

Gesund durch Licht

Gesund durch Licht

…und es ward Licht: der Einfluss des Lichts auf Gesundheit und Wohlbefinden

Wieder einmal wird bei diesem Thema deutlich, dass schon unsere Altvorderen bei gesundheitlichen Themen bereits lange wussten, welche essentiellen physikalisch-biologischen Faktoren für ein gesundes und erfülltes Leben Voraussetzung sind.

Die Rede ist vom Licht und insbesondere dem Sonnenlicht.

Nicht nur in der Bibel, sondern auch bei weit älteren Religionen, kommt dem Licht und der Sonne eine zentrale Bedeutung zu, die im Rahmen der zunehmenden Technisierung weitgehend vergessen – teilweise sogar negiert – worden ist.


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Die Wichtigkeit von Licht

Heute weiß man:

Zuviel Licht kann krank machen, Licht kann aber auch gesund machen. Es hebt die Laune, ein Mangel dagegen verschärft Depressionen und begünstigt die Entstehung einer Vielzahl chronischer Erkrankungen. Ein Themenkreis, der von Chronobiologen, Lichtplanern und Präventionsmedizinern in den vergangenen Jahren intensiv untersucht und erforscht worden ist. Nur ein kleines aber eindrucksvolles Beispiel: Der nächtliche Verwirrtheitszustand von Alzheimer-Patienten kann durch eine ausreichend helle Beleuchtung am Vormittag, oder besser noch Spaziergänge in der Sonne, erfolgreich reduziert werden. Kaum zu glauben, einfach, fast kostenlos aber in den allermeisten Fällen komplett unbekannt!


Tageslicht ist besser als künstliches Licht.

Umso erfreulicher, dass sich das Deutschlandradio in einem aktuellen, gut recherchierten Feature von Elmar Krämer dieses Themas angenommen hat.

Der Podcast:

Hören Sie selbst und seien Sie gespannt auf die

Interviews mit dem Lichtplaner Jürgen Spitz, dem Chrono- und Schlafmediziner Dr. Dieter Kunz und dem Präventionsmediziner Prof. Jörg Spitz:

Warum wir Licht brauchen – und welches [Deutschland Radio, 27.10.2016] (Elmar Krämer)


Das Fazit:

Ging es eine lange Zeit bei der Lichtplanung vor allem um Helligkeit und darum, Gebäude und Gegenstände in einem positiven Licht erscheinen zu lassen, den Blick zu lenken, Stimmungen und Atmosphären zu kreieren, so muss es heute auch um die körperliche Wirkung auf den Menschen gehen. Wer sich heute mit biologischer Lichtplanung beschäftigt, ist in jedem Fall auf dem richtigen Weg. Bei allen technischen Möglichkeiten ist es jedoch jedem zu empfehlen, wann immer es geht, dem Tageslicht den Vorzug zu geben und sei es nur die Möglichkeit, in der Mittagspause raus zu gehen.

Es gibt nichts besseres für die Gesundheit, als Sonnen- und Tageslicht. Licht ist essentiell für ein gesundes, selbstbestimmtes und langes Leben!


Bücher zum Thema

 

 


Vitamin D  – Das Sonnenhormon – Kompakt-Ratgeber: Warum die Sonne so wichtig für uns ist – Wie Sie Ihren Vitamin-D-Vorrat auftanken

von Professor Dr. Jörg Spitz, William B. Grant Ph.D.

Erscheinungsjahr 2014

 

 

 


von Professor Dr. Jörg Spitz

Erscheinungsjahr 2009

 

 

 

 

Fotoquellen: www.unsplash.com // www.deutschlandradiokultur.de