Mit der Kraft der Sonne gegen Diabetes

  1. Langzeitstudie: Diabetesrisiko abhängig vom Vitamin-D-Spiegel
  2. Vitamin D verbessert Funktionsparameter bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern signifikant
  3. Häufiger Schwangerschaftsdiabetes in sonnenarmen Monaten


#1 Langzeitstudie: Diabetesrisiko abhängig vom Vitamin-D-Spiegel

Der Vermutung, dass häufiges Auftreten des Typ 2-Diabetes mit reduzierter Sonnenexposition und damit einhergehender schlechterer Vitamin-D-Ausbeute zusammenhängt, wurde in einer amerikanischen Kohortenstudie aus dem Jahr 2019 Vorschub geleistet, deren Erhebungszeitraum bereits 1977 begann. Untersucht wurden 903 Erwachsene, im Durchschnitt 74 Jahre alt, die weder an einem  Diabetes noch Prä-Diabetes litten.

Zwischen den Jahren 1997 und 2009 traten 47 Fälle von Diabetes und 337 Fälle von Prä-Diabetes auf. Dabei waren Vitamin-D-Spiegel von mehr als 30 ng/ml mit einem niedrigeren Erkrankungsrisiko verbunden. Bei den Teilnehmern mit Vitamin-D-Spiegeln zwischen 30 und 39 ng/ml wurde das Risiko  um 69%, bei Vitamin-D-Spiegeln von 40-49 ng/ml um 71% gesenkt, wenn die Ergebnisse mit jenen Probanden verglichen wurden, deren Spiegeln unter 30 ng/ml lag (Abb. 1). Diese Langzeitstudie bestätigt übrigens ganz nebenbei, wie erstrebenswert der Zielbereich für Vitamin D im Blut von 40 bis 60 ng/ml ist. Derartig schützende Vitamin-D-Spiegel sind ohne weiteres durch natürliche Sonnenexposition oder die Nutzung moderner Solarien zu erreichen, wie wir in unserem Artikel über Solarienforschung anhand von Untersuchungen bereits belegt haben.

 

Abb. 1: Das Diagramm zeigt anhand der durchgezogenen schwarzen Linie den errechneten Abfall des Risikos, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, in Abhängigkeit vom Vitamin-D-Spiegel. Das umgebende orangefarbene Feld zeigt dabei die Streuung, d.h. die statistisch möglichen Abweichungen. Das Diagramm verdeutlicht den hohen Aussagewert der Studie in einem Bereich von etwa 10 – 70 ng/ml (nach 1).


#2 Vitamin D verbessert Funktionsparameter bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern signifikant

Im Jahr 2017 erschien im Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism eine Metaanalyse zur Wirkung von Vitamin D auf wichtige Funktionsparameter der Diabeteserkrankung. Insgesamt wurden 24 randomisierte kontrollierte Studien mit 1.528 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen.

Ergebnis: Unter Vitamin-D-Zufuhr fielen der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) um 30% ebenso wie der Wert des Nüchternblutzuckers um minus 9 mg/dl eindeutig ab. Auch die sogenannte Insulinresistenz (HOMA-IR) ging unter Vitamin-D-Gabe um den Wert 0,66 zurück. Da die verabreichte Vitamin-D-Dosis in den Studien im Mittel bei 4000 I.E./Tag lag, woraus ein Vitamin-D-Spiegel im Blut von >40 ng/ml resultierte, empfehlen die Autoren Diabetes-Patienten eine minimale Dosis von 4000 I.E./Tag, um ihren Zuckerhaushalt zu verbessern (1). Diese Dosis entspricht auch der grundsätzlichen Empfehlung der internationalen Experten für die Vitamin-D-Zufuhr bei einem Menschen mit 70 kg Körpergewicht .

Eine weitere Metaanalyse aus 47 randomisierten kontrollierten Studien bestätigte 2019 die antidiabetische Wirkung des Sonnenhormons auch bei Nicht-Diabetikern. Erfasst worden waren 44.161 Personen, die nicht an einem Diabetes litten, über eine mittlere Studiendauer von vier Monaten. Alle hatten Vitamin D von 4000 I.E./Tag erhalten. Das Sonnenhormon senkte die Nüchternglukose im Blut eindeutig um 0,11 mmol/l, das Nüchterninsulin um 1,47 mIU/l und das HOMA-IR um 0,32; gleichzeitig stieg der Spiegel im Blut um 16 ng/ml. Vitamin D verbessert also den Insulinstoffwechsel, ohne das Risiko eines Typ 2-Diabetes zu erhöhen, stellen die Studienautoren fest (2).

 


#3 Häufiger Schwangerschaftsdiabetes in sonnenarmen Monaten

Dass eine auffällige Korrelation zwischen dem Auftreten von Schwangerschaftsdiabetes und der Häufigkeit von Schwangerschaftsdiabetes besteht, zeigt eine 2016 veröffentlichte Beobachtungsstudie aus Australien (1). Dabei nahm die Häufigkeit von Schwangerschaftsdiabetes in den sonnenarmen Wintermonaten eindeutig zu (Abb. 2).

Abb. 2: Abhängigkeit der Häufigkeit eines Schwangerschaftsdiabetes in Abhängigkeit von der Jahreszeit in Australien. (Anmerkung: Juni bis August entsprechen auf der Südhalbkugel den Wintermonaten nach 1).

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2017, in die 87 Beobachtungsstudien und 25 randomisiert kontrollierte Studien mit mehr als 58.000 Frauen während eines Zeitraums von zehn Jahren eingingen berichtete, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes nahezu verdoppelt. Weiterhin attestierten die Wissenschaftler: Eine Vitamin-D-Intervention während der Schwangerschaft kann die Blutspiegel von Vitamin D, FINS (Nüchterninsulin), FPG (Nüchternplasmaglukosespiegel), HOMA-IR (Insulinresistenzindex), Glutathion, C-reaktivem Protein und Lipid positiv verändern (2).

2019 wurden auch diese Ergebnisse in einer randomisierten placebokontrollierten Studie bestätigt. Bei 51 Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes verbesserten sich die Funktionsparameter nach zweimaliger Verabreichung von 50.000 I.E Vitamin D + 1g Kalzium deutlich.

Konkret reduzierte sich der Nüchternplasmaglukosespiegel im Mittel um 0,89 mmol/l, der Seruminsulinspiegel um -13,55 pmol/l und, HOMA-IR um -0,91 während sich der QUICKI-Wert (Quantitativer Insulin Sensitivitäts-Check Index) um 0,02 im Vergleich zum Placebo verbesserte.

Zusätzlich ist eine signifikante Reduktion des “schlechten” Serum-LDL-Cholesterin um -0.23 mmol/l  und eine Erhöhung des “guten” HDL-Cholesterins um +0,15 mmol/l, sowie eine Verbesserung des Verhältnisses des Gesamt-Cholesterin zum HDL-Cholesterin um -0,49 beobachtet worden.

Die Schlussfolgerung der Forscher lautet: Die Supplementation von Kalzium plus Vitamin D bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes hatte positive Auswirkungen auf ihr Stoffwechselprofil (3).

 


Klicken Sie hier um auf die Übersichtsseite „Gesund durch UV-Licht“ zu gelangen!


Quellen:

#1 So wirkt die Kraft der Sonne gegen Krebs

  1. Park SK, Garland CF et al (2018). Plasma 25-hydroxyvitamin D concentration and risk of type 2 diabetes and pre-diabetes: 12-year cohort study. Plos One, 13(4). DOI: 10.1371/journal.pone.0193070

#2 Vitamin D verbessert Funktionsparameter bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern signifikant

  1. Mirhosseini N, Vatanparast H et al (2017). The Effect of Improved Serum 25-Hydroxyvitamin D Status on Glycemic Control in Diabetic Patients. A Meta-Analysis. In: The Journal of clinical endocrinology and metabolism 102 (9), S. 3097–3110. DOI: 10.1210/jc.2017-0102
  2. Tang H, Li D et al (2018). Effects of Vitamin D Supplementation on Glucose and Insulin Homeostasis and Incident Diabetes among Nondiabetic Adults: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. International Journal of Endocrinology, 2018, 1–9. DOI: 10.1155/2018/7908764

#3 Häufiger Schwangerschaftsdiabetes in sonnenarmen Monaten

  1. Verburg PE, Tucker G et al (2016). Seasonality of gestational diabetes mellitus. A South Australian population study. In: BMJ open diabetes research & care 4 (1), e000286. DOI: 10.1136/bmjdrc-2016-000286
  2. Zhang Y, Gong Y et al (2017). Vitamin D and gestational diabetes mellitus. A systematic review based on data free of Hawthorne effect. In: BJOG : an international journal of obstetrics and gynaecology. DOI: 10.1111/1471-0528.15060
  3. Asemi, Z., Karamali, M. & Esmaillzadeh, A. Effects of calcium–vitamin D co-supplementation on glycaemic control, inflammation and oxidative stress in gestational diabetes: a randomised placebo-controlled trial. Diabetologia 57, 1798–1806 (2014). https://doi.org/10.1007/s00125-014-3293-x

 

Titelbildquelle:

  1. auntspray – Adobe Stock

Klicken Sie hier um auf die Übersichtsseite „Gesund durch UV-Licht“ zu gelangen!