Sonne macht stark

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Sonne gibt Kraft – Foto: fotolia.com

Das Sonnenschein-Vitamin ist nicht nur unverzichtbar für feste Knochen und als Vorbeugung vor Osteoporose und Rachitis, sondern auch für kräftige Muskeln und Beweglichkeit. Mit der Sonne springt man leichter, weiter und höher.

Muskeln und Knochen brauchen das Sonnen-Hormon – bei Jungen wie Alten

Was Sportler schon seit Generationen fühlten, bestätigt die Wissenschaft: Die UV-Strahlen der Sonne und der Sonnenbank steigern die Leistungsfähigkeit nicht nur der Knochen – wie seit langem bekannt – sondern auch der Muskeln. Ein Mangel an „Sonnenschein-Vitamin D“ führt zu einem Abfall der sportlichen Leistung, zu Anfälligkeit gegen Verletzungen und Knochenbrüchen.

Während früher diese Verbindung noch für ein Problem älterer Menschen gehalten wurde, stellt sich inzwischen heraus, dass gerade auch die Jüngeren verstärkt unter Vitamin D-Mangel leiden und daher die Leistungsfähigkeit der Muskeln nicht das Optimum erreichen kann.

Leistungshöhepunkt unter der Sommersonne

Das bestätigen Beobachtungen von Sport-Wissenschaftlern aus Deutschland und Kalifornien, dass viele Athleten ihren Form-Höhepunkt am Ende des Sommers haben, wenn durch das Training im Freien die Vitamin D-Speicher aufgefüllt sind. Im „Vitamin D-Winter“ sinkt dann die Leistungskurve parallel zum abfallenden Vitamin D-Spiegel im Blut.

Höher springen mit dem Sonnen-Hormon

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Mit der Sonne springt man höher

Ein anderes Experiment mit gleichem Resultat: 99 Schulmädchen sprangen um die Wette. Am höchsten sprangen die Mädchen mit dem höchsten Vitamin D-Gehalt im Blut.

So könnte man das Ergebnis einer Studie aus England zusammenfassen. Die Forscher der University of Manchester wollten feststellen, ob es einen Zusammenhang gibt von Vitamin D im Blut und der Leistungsfähigkeit der Muskeln bei Kindern und Jugendlichen. Es gibt ihn!

Gemessen wurde die Muskelkraft, die Schnellkraft, die Sprunghöhe und verschiedene weitere Indikatoren. Größe, Gewicht wurden berücksichtigt, die Konzentration von Vitamin D, Kalzium und PTH erhoben. Bei allen Werten: Sprunghöhe, Muskelkraft, Schnellkraft und Geschwindigkeit ergab sich ein positives Verhältnis zur Höhe des Vitamin D-Serums im Blut.

Im Nachteil: Indoor Sportarten

Besonders Leistungssportler in Sportarten, die in der Halle ausgeübt werden, leiden vor allem am Ende des “Vitamin D-Winters” unter akutem Vitamin D-Mangel. Das kann ihre Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen.

Zu diesem Schluss kommt eine spanische Studie von der Universität Barcelona bei der Untersuchung von 21 spanischen Profi-Basketballern in Barcelona. Knapp 60 Prozent der Basketballprofis wiesen ein Vitamin D-Defizit (weniger als 50 nmo/L) und kein einziger erreichte am Ende des Winters den optimalen Wert von 75 nmol/L oder darüber.

Entscheidend sowohl für die Leistung als auch für die Verletzungsanfälligkeit

Eine kalifornische Forschergruppe um Dr. John J. Cannell veröffentlichte eine Übersichtsstudie, in der die leistungsfördernde und Verletzungen verhindernde Rolle des “Sonnenschein-Vitamins” nachgewiesen wurde. Die Studie beruft sich unter anderem auf eine Reihe von deutschen Forschungsergebnissen aus den 50er Jahren und auf die auffälligen Parallelen zwischen den Leistungskurven von Athleten und der saisonalen Veränderung in der Intensität von UV-Strahlen der Sonne.

Eine mehr als Verdoppelung der körperlichen Leistungsfähigkeit haben holländische Wissenschaftler bei älteren Menschen mit optimalem Vitamin D-Spiegel im Blut festgestellt im Vergleich zu Altersgenossen mit einem Vitamin D-Mangel.

Auch in sonnenreichen Ländern …

Selbst dort, wo in Ländern der westlichen Welt die Sonne rund um das Jahr scheint, leiden immer mehr Jugendliche aufgrund der modernen “städtischen” Lebensweise unter erheblichem Mangel am “Sonnenschein-Vitamin”. Das hat auch Auswirkungen auf ihre körperliche Fitness.

In den südlichen Staaten der USA wurden in einer Studie der Universität von Georgia die Vitamin D-Werte von schwarzen und weißen Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren gemessen und mit den Daten ihrer physischen Fitness sowie der Herzleistung verglichen. 56,4 % der Jugendlichen erreichten nicht den Normalwert von 75 nmol/L. Im Winter lag dieses Defizit noch einmal deutlich höher. Am stärksten betroffen waren die Jugendlichen mit einer schwarzen Hautfarbe.

Die Jugendlichen mit Vitamin D-Mangel waren in der Regel erheblich dicker und ihr Fettanteil im Vergleich zur Muskelmasse wesentlich höher. Ihre besser mit Vitamin-D versorgten Altersgenossen dagegen waren sportlich aktiver, fitter und hatten ein belastbareres Herz-Kreislauf-System.

…sogar in Indien

In einer placebo-kontrollierten Studie mit 40 jüngeren indischen Männern und Frauen (Durchschnittsalter 31,5 Jahre) kamen Forscher vom All India Institute of Medical Sciences in Neu Dehli zu den gleichen Ergebnissen wie die Studien mit älteren Probanden:

Eine Aufstockung des Vitamin D-Spiegels im Blut der Teilnehmer durch hohe wöchentliche, später monatliche Gaben von Vitamin D3 (Cholecalciferol) und Kalzium erhöhte die physische Leistungsfähigkeit in den verschiedensten Bewegungsformen und beim Atemvolumen erheblich gegenüber der Placebo-Gruppe.

Allerdings

  • stieß die Steigerung der Vitamin D-Werte ebenso wie deren Wirkungen an eine Grenze, die nicht überschritten werden konnte und
  • „verbrauchte“ sich dieser Effekt relativ rasch und die körperliche Verfassung der jungen Männer fiel auf den ursprünglichen stand zurück.

Ob die Steigerung der Vitamin D-Werte durch mehr Aufenthalt an der Sonne eine länger andauernde Wirkung erzielt worden wäre im Vergleich zur Supplementierung wurde leider nicht untersucht.

Studien (Beispiele):
Heike A. Bischoff-Ferrari et al.,  Prevention of Nonvertebral Fractures With Oral Vitamin D and Dose Dependency. A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials Archives of Internal Medicine, 2009;169(6):551-561

Yanbin Dong et al., Low 25-Hydroxyvitamin D Levels in Adolescents: Race, Season, Adiposity, Physical Activity, and Fitness, Pediatrics, 2010

JJ Cannell, BW Hollis , MB Sorenson , TN Taft , JJ.Anderson, Athletic performance and vitamin D. Med Sci Sports Exerc., 2009;41(5):1102-10.

Kate A Ward et al., Vitamin D status and muscle function in post-menarchal adolescent girls, Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2009 Feb;94(2):559-63

A.A. Burgi et al., High serum 25-hydroxyvitamin D is associated with a low incidence of stress fractures, Journal of Bone ad Miner Research, Oct 2011;26(10):2371-7