Mit der Kraft der Sonne gegen Krebs

  1. So wirkt die Kraft der Sonne gegen Krebs
  2. Kolorektale Karzinome: Vitamin D schützt vor Darmkrebs

  3. Brustkrebs: 70% weniger Fälle, 94% Risikoreduktion für Metastasen und frühzeitigem Tod durch Vitamin D

  4. Sonnenhormon reduziert schwere Krankheitsverläufe und Metastasen bei Krebserkrankungen
  5. 30.000 Krebstote jährlich könnten durch Vitamin D verhindert + 254 Millionen Euro eingespart werden 


#1 So wirkt die Kraft der Sonne gegen Krebs

Bei bösartigen Tumoren von Brust, Darm, Lunge, Eierstock, Pankreas und Prostatakrebs konnte ein sehr weitreichender positiver Einfluss von Vitamin D festgestellt werden (1).

Folgende Wirkungen von Vitamin D macht man sich in der Prävention und der Therapie von Tumorerkrankungen zu Nutze (2):

  • Unterdrückung des Tumorwachstums
  • Abschwächung der Signale zur Metastasierung
  • Programmierter Zelltod der entgleisten Zellen (Apoptose)
  • Differenzierung der Zellen (in Richtung Gutartigkeit)
  • Reduzierung der Gefäßneubildung im Tumor

Durch die prospektive Gabe von 1 100 I.E. Vitamin D über 4 Jahre gelang es Wissenschaftlern bereits 2007 am Osteoporose Research Center, Creighton University, Omaha in der von ihnen durchgeführten Studie, das Risiko, einen bösartigen Tumor zu entwickeln, um 77 Prozent zu senken (3).

Ein regelrechter Vitamin-D-Spiegel senkte in einer weiteren Studie das Risiko um die Hälfte, an einem bösartigen Tumor zu versterben (4). Zusätzlich gibt es zahlreiche, evidenzbasierte Studien zu den häufigsten bösartigen Tumoren des Menschen: dem Darmkrebs bei beiden Geschlechtern und die bösartigen Brusttumore der Frauen.


#2 Kolorektale Karzinome: Vitamin D schützt vor Darmkrebs

Im März 2007 veröffentlichte die Arbeitsgruppe von Dr. Cedric F. Garland, Lehrbeauftragter am Institut für Allgemeinmedizin und Gesundheitswissenschaften der Universität von Kalifornien, eine Metaanalyse von fünf Studien, wie sich Vitamin D auf die Entstehung von kolorektalen Tumoren auswirkt (1).

Die Einteilung der Vitamin-D-Spiegel im Blut erfolgte in aufsteigenden Gruppen mit den Werten: 5,2; 12; 22; 34,4; 36,8 ng/ml. Als Risikoeinstufung für diese Gruppen ergaben folgende Faktoren: 1,00, 0,80, 0,66, 0,59, 0,46. Der Vergleich der Gruppe mit dem höchsten Vitamin-D-Gehalt im Blut zu der Gruppe mit dem niedrigsten Vitamin-D-Spiegel ergab somit eine Reduktion des Risikos, an einem Darmtumor zu erkranken, von 54% (Abb. 1).

Abb. 2: Abhängigkeit des Risikos, an Darmkrebs zu erkranken, vom Vitamin-D-Spiegel im Blut (nach 1).

Im November 2007 stellten die Forscher alle Ergebnisse eines großen Untersuchungskollektivs mit 16.800 erwachsenen Patienten vor. Der Vergleich der Gruppe mit einem Vitamin-D-Spiegel > 32 ng/ml zu der Gruppe < 20 ng/ml ergab eine Reduktion des Risikos, einen bösartigen Darmtumor zu entwickeln, von 72% (2)!

Im Jahr 2017 publizierte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Cedric F. Garland im Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology eine weitere Metaanalyse zu Vitamin D und bösartigen Darmtumoren mit insgesamt 15 Studien aus 14 verschiedenen Ländern. Nach Auswertung aller Studien ergab sich eine Risikoreduktion für die Gruppe mit den höchsten Vitamin-D-Spiegeln im Vergleich zur Kontrollgruppe um 33 %. Ein Vitamin-D-Spiegel im Blut von 50 ng/ml war sogar mit einer Risikoreduktion von 60 % verbunden (3).


#3 Brustkrebs: 70% weniger Fälle, 94% Risikoreduktion für Metastasen und frühzeitigem Tod durch Vitamin D

2008 publizierten die Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum, Heidelberg,  ihre Studienergebnisse (1), nachdem sie 1365 an Brustkrebs erkrankte Frauen in den Wechseljahren untersucht hatten. Gemessen wurden dabei die Vitamin-D-Spiegel im Blut, wonach die Patientinnen in fünf Gruppen eingeteilt wurden (Abb. 1). Dabei zeigte sich, dass die Schutzfunktion mit zunehmendem Vitamin-D-Spiegel immer weiter anstieg.

Die Risikoreduktion in diesem Kollektiv betrug sogar 69%! Anders ausgedrückt: Sieben von zehn Frauen könnten von einem Mammakarzinom verschont werden, wenn ihr Körper über genügend Vitamin D verfügen würde, um sich selbst vor der Krebserkrankung zu schützen!

Abb. 1: Sinkendes Risiko für die Ausbildung eines Mammakarzinoms mit steigendem Vitamin D-Gehalt im Blut (nach 2).

Ebenfalls im Jahr 2008 berichten kanadische Wissenschaftler bei der Jahrestagung der Amerikanischen Krebsgesellschaft, dass das Sonnenhormon auch vor Metastasen und frühzeitigem Tod durch Krebs schützt. 512 Frauen wurden nach ihrer Operation wegen eines bösartigen Brusttumors zehn Jahre lang nachuntersucht. Nur 24 % wiesen initial einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel im Serum auf.

Im Verlauf der Studie führte ein niedriger Vitamin-D-Spiegel zu einer Steigerung des Risikos für eine Metastasierung um 94% und für einen vorzeitigen Tod um 73%! (2)

Diese schon als historisch zu bezeichnenden Ergebnisse werden untermauert durch aktuelle Untersuchungen. Eine Studie, die im Jahr 2018 an irischen Frauen im Alter von 50 bis 80 Jahren durchgeführt wurde, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, das sich klar für eine Supplementation von Vitamin D ausspricht. Von 5417 Patientinnen mit der Diagnose “invasiver Brustkrebs” erhielten 2581 (49%) nach der Diagnose erstmals Vitamin D.

Bei den Patientinnen, die das Sonnenhormon innerhalb von sechs Monaten verabreicht bekamen, reduzierte sich die Mortalität um 49%! (3)


#4 Sonnenhormon reduziert schwere Krankheitsverläufe und Metastasen bei Krebserkrankungen

Die groß angelegte VITAL-Studie ist, zumindest in Bezug auf die Supplementation von Vitamin D und Omega 3, als Paradebeispiel für ein unzureichendes Studien-Design bekannt und hatte mit Sicherheit nicht die Absicht, Vitamin D positiv ins Rampenlicht zu stellen. Denn bei dieser Langzeituntersuchung wurden Vergleichsgruppen zwar mit unterschiedlich hohen Vitamin D- und Omega 3-Dosierungen supplementiert, aber die Differenz der Vitamin D-Zuführung der beiden Gruppen lag bei lediglich 1200 I.E./Tag.

Ferner hatten zu Beginn der Studie beide Gruppen Vitamin D-Werte von über 30 ng/ml im Mittel, was deutlich über dem Wert des Bevölkerungsquerschnittes liegt und daher nicht repräsentativ ist. Zum Vergleich: 2015 veröffentlichte das Robert-Koch-Institut eine repräsentative Untersuchung, aus der hervorging, dass 88% der deutschen Bevölkerung einen Vitamin D-Spiegel von unter 30 ng/ml aufwiesen (1).

Unter diesen Umständen konnte eigentlich mit keiner großen Wirkung von Vitamin D gerechnet werden und doch bringen die Ergebnisse der Subgruppen-Analyse von 25.871 Untersuchten Erstaunliches zutage:

Bezogen auf tödliche und metastasierende Krebsverläufe wurde in der Subgruppenanalyse Folgendes festgestellt:

  • 17% geringeres Risiko für Probanden der Vitamin D-Gruppe allgemein inkl. Übergewichtigen
  • 38% geringeres Risiko für Probanden der Vitamin D-Gruppe mit normalem BMI von unter 25
  • Kaum Auswirkungen auf das Risiko von übergewichtigen Menschen (2)

Trotz der geringen Dosierung und der überdurchschnittlich hohen Vitamin D-Werte zu Beginn der Behandlung, sprechen die Ergebnisse deutlich für eine Vitamin D- und Omega 3-Supplementation zur Krebs-Prävention. Zum anderen zeigen die fehlenden Auswirkungen bei Übergewichtigen, dass diese eine höhere Dosis benötigen, die beispielsweise durch regelmäßig UV-Exposition erzielt werden kann.


#5 30.000 Krebstote jährlich könnten durch Vitamin D verhindert + 254 Millionen Euro eingespart werden

Eine aktuelle Arbeit aus dem Frühjahr 2021 des deutschen Krebsforschungszentrums  in Heidelberg (DKFZ) kommt zu folgendem Ergebnis:

Eine deutschlandweite Versorgung der Bevölkerung über dem 50 Lebensjahr mit Vitamin D, würde (1):

  • die Krebstoten jährlich um 30 000 reduzieren
  • die Gesamtlebenszeit der deutschen Bevölkerung um 3000 000 Lebensjahre erhöhen
  • 254 Millionen Euro in Bezug auf die jährlichen Behandlungskosten einsparen.

Aufgrund vorangegangener Resultate aus umfangreichen Meta-Analysen, gingen das Wissenschaftlerteam um Dr. Niedermeier von der Abteilung für Epidemiologie und Altersforschung von einer allgemeinen Verringerung der Krebssterblichkeit durch Vitamin D um 13% aus (2-6).

Hervorzuheben ist jedoch, dass zur Ermittlung der Krebssterblichkeit 5 Studien als Referenz angenommen wurden, die vorwiegend entweder durch monatliche Bolusdosen (höhere Dosis) oder durch sehr geringe Vitamin D-Gaben gekennzeichnet waren. Wären Studien herangezogen worden, bei denen die Patienten mit höheren Vitamin D-Dosen versorgt wurden, dann wäre die Reduktion der Krebssterblichkeit entsprechend höher und die Ergebnisse noch deutlich eindrucksvoller ausgefallen.


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Quellen:

#1 So wirkt die Kraft der Sonne gegen Krebs

  1. Moukayed, M., & Grant, W. B. (2017). The roles of UVB and vitamin D in reducing risk of cancer incidence and mortality: A review of the epidemiology, clinical trials, and mechanisms. Reviews in Endocrine and Metabolic Disorders, 18(2), 167-182. doi:10.1007/s11154-017-9415-2
  2. Pereira F, Larriba MJ, Muñoz A (2012). Vitamin D and colon cancer. Endocrine-Related Cancer, 19(3). DOI: 10.1530/erc-11-0388
  3. Lappe JM, Travers-Gustafson D et al (2007). Vitamin D and calcium supplementation reduces cancer risk: results of a randomized trial. In: The American journal of clinical nutrition 85 (6), S. 1586–1591
  4. Maalmi H, Walter V et al (2017). Relationship of very low serum 25-hydroxyvitamin D3 levels with long-term survival in a large cohort of colorectal cancer patients from Germany. European Journal of Epidemiology, 32(11), 961-971. DOI:10.1007/s10654-017-0298-z

#2 Kolorektale Karzinome: Vitamin D schützt vor Darmkrebs

  1.  Gorham ED, Garland CF et al (2007). Optimal vitamin D status for colorectal cancer prevention: a quantitative meta analysis. In: American journal of preventive medicine 32 (3), S. 210–216. DOI: 10.1016/j.amepre.2006.11.004
  2. Freedman DM, Looker AC et al (2007). Prospective study of serum vitamin D and cancer mortality in the United States. In: Journal of the National Cancer Institute 99 (21), S. 1594–1602. DOI: 10.1093/jnci/djm204
  3. Garland CF, Gorham ED (2017). Dose-response of serum 25-hydroxyvitamin D in association with risk of colorectal cancer. A meta-analysis. In: The Journal of steroid biochemistry and molecular biology 168, S. 1–8. DOI: 10.1016/j.jsbmb.2016.12.003

#3 Regelrechte Vitamin-D-Spiegel mit knapp 70% geringerem Risiko für Brustkrebs assoziiert

  1. Abbas S, Linseisen J et al (2008). Serum 25-hydroxyvitamin D and risk of post-menopausal breast cancer–results of a large case-control study. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17974532
  2. Goodwin PJ, Ennis M et al (2008). Frequency of vitamin D (Vit D) deficiency at breast cancer (BC) diagnosis and association with risk of distant recurrence and death in a prospective cohort study of T1-3, N0-1, M0 BC; 2008
  3. Madden JM, Murphy L et al (2018). De novo vitamin D supplement use post-diagnosis is associated with breast cancer survival. Breast Cancer Research and Treatment, 172(1), 179-190. DOI:10.1007/s10549-018-4896-6

#4 Sonnenhormon reduziert schwere Krankheitsverläufe und Metastasen bei Krebserkrankungen 

  1. Scheidt-Nave C, Hintzpeter B et al (2015). Vitamin D status among adults in Germany–results from the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1). In: BMC public health 15, S. 641. DOI: 10.1186/s12889-015-2016-7
  2. Chandler PD; Chen WY; Ajala ON; Hazra A; Cook N; Bubes V; Lee IM; Giovannucci EL; Willett W; Buring JE; Manson JE; (n.d.). Effect of Vitamin D3 Supplements on Development of Advanced Cancer: A Secondary Analysis of the VITAL Randomized Clinical Trial. Retrieved December 23, 2020, from https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33206192/

#5 Metaanalyse – 30.000 Krebstote jährlich könnten verhindert werden

  1. Niedermaier, T., Gredner, T., Kuznia, S., Schöttker, B., Mons, U., & Brenner, H. (2021). Vitamin D supplementation to the older adult population in Germany has the cost‐saving potential of preventin almost 30,000 cancer deaths per year. Molecular Oncology. doi:10.1002/1878-0261.12924
  2. Trivedi DP, Doll R, Khaw KT. Effect of four monthly oral vitamin D3 (cholecalciferol) supplementation on fractures and mortality in men and women living in the community: randomised double blind controlled trial. BMJ. 2003;326(7387):469.
  3. Wactawski-Wende J, Kotchen JM, Anderson GL, Assaf AR, Brunner RL, O’Sullivan MJ, et al. Calcium plus vitamin D supplementation and the risk of colorectal cancer. N Engl J Med. 2006;354(7):684-96. 11.
  4. Avenell A, MacLennan GS, Jenkinson DJ, McPherson GC, McDonald AM, Pant PR, et al. Long-term follow-up for mortality and cancer in a randomized placebo-controlled trial of vitamin D(3) and/or calcium (RECORD trial). J Clin Endocrinol Metab. 2012;97(2):614-22. 12.
  5. Scragg R, Khaw KT, Toop L, Sluyter J, Lawes CMM, Waayer D, et al. Monthly high-dose vitamin D supplementation and cancer risk: a post hoc analysis of the vitamin D assessment randomized clinical trial. JAMA Oncol. 2018;4(11):e182178. 13.
  6. Manson JE, Cook NR, Lee IM, Christen W, Bassuk SS, Mora S, et al. Vitamin D supplements and prevention of cancer and cardiovascular disease. N Engl J Med. 2019;380(1):33-44

 

Titelbildquelle:

  1. gustavofrazao – Adobe Stock

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