Lichttherapie wirksam bei Depressionen

Lichttherapie wirksam bei Depressionen

Unter Lichttherapie oder auch Phototherapie versteht man eine Behandlungsmethode durch den Einsatz von speziellen Lampen, die weißes fluoreszierendes Licht abgeben. Der UV-Anteil wird dabei teilweise herausgefiltert während die Lichtintensität mindestens 2.500 Lux und je nach Intensität sogar über 10.000 Lux betragen kann. Mehrere Studien zeigen einen positiven Effekt der Lichttherapie bei saisonalen Depressionen oder Stimmungsschwankungen und weisen darauf hin, dass eine Lichttherapie bzw. Phototherapie zur Linderung der Symptome führen kann [1].

Bereits im Jahr 2005 wurden im Rahmen einer Metaanalyse aus 20 Studien rund um das Forscherteam von Golden et al. vielversprechende Ergebnisse zum Thema Depression publiziert. Für die Metaanalyse wurden die Studien nach folgenden Anwendungskriterien kategorisiert in:

  • Behandlung mit hellem Licht für saisonale-affektive Störungen (Winterdepression),
  • Behandlung mit hellem Licht für nicht-saisonbedingte Depressionen,
  • Behandlung durch Dämmerungssimulation für saisonale-affektive Störungen,
  • Behandlung mit hellem Licht als Zusatzbehandlung in Kombination mit herkömmlichen Antidepressiva bei nicht-saisonaler Depression.  

Die zusammenfassende Recherche zeigte signifikante Verringerungen der Depressionssymptome nach der Lichttherapie bei saisonalen-affektiven Störungen und bei nicht-saisonalen Depressionen sowie eine signifikante Wirkung der Dämmerungssimulation bei saisonaler-affektiver Störung.

Bei der Auswertung von 4 Studien stellte sich heraus, dass sich der Remissionsgrad für saisonal-affektive Störungen um den Faktor 2,9 verbesserte, was eine signifikante Abschwächung der Symptome bedeutet [2].  


Anwendungsempfehlungen für einen gesunden Umgang mit Sonnenlicht und Lichttherapie

Unserer Meinung nach Grund genug, sich dem Thema auch in der täglichen Praxis zu widmen. Egal ob künstliche oder natürliche Lichttherapie durch die Sonnenstrahlung — der optimale Zeitpunkt für eine solche Anwendung ist direkt nach dem Aufstehen am frühen Morgen. Dadurch wird die Melatoninproduktion gestoppt und folgend setzt dessen Produktion am Abend früher ein und führt zu einem leichteren Einschlafen. So wird der zirkadiane Rhythmus positiv beeinflusst, lindert Depressionen und verbessert die Schlafqualität [3].  Für eine regelrechte Anwendung folgen nun einige Empfehlungen für den Umgang mit Licht von Prof. Dr. Seheult, Facharzt für Innere Medizin, Schlafmedizin, Intensivmedizin und Lungenkrankheiten, aus seinem YouTube Video: Sunlight: Optimize Health and Immunity (Light Therapy and Melatonin), siehe unten.

  • Die tägliche Sonnenlicht-Exposition sollte bestenfalls früh morgens, wenn möglich noch vor 09:00 Uhr stattfinden.  
  • Die Photorezeptoren in der Retina benötigen sehr helles Licht, um aktiviert zu werden. Bei sehr hellem Licht bzw. sonnigem Wetter erfolgt diese Aktivierung in 30 Sekunden, bei bewölktem Himmel jedoch benötigt es 5-20 min.
  • Es sollten keine Sonnenbrillen, Fenster oder Windschilde das Sonnenlicht durchbrechen, da sie die Retinastimulation verzögern. Anders verhält es sich mit optischen Brillen und Kontaktlinsen, die nicht in der Lage sind das Licht zu brechen. 
  • Sollte keine Sonnenlicht-Exposition möglich sein, stellen Lichttherapie-Geräte eine gute Alternative dar. Mit einer Lichtintensität von ca. 10 000 Lux reicht eine Behandlung für 20-30 min pro Tag. Für einen wirksamen Effekt sollte der Patient ca. 50-80 cm vom Gerät mit geöffneten und nicht bedeckten Augen entfernt sitzen [1].
  • Blaues natürliches Licht aus natürlichen Quellen während des Tages ist gut und deshalb sollten keine Brillen getragen werden, die blaues Licht blockieren. 
  • Der Lichteinfluss nach Sonnenuntergang sollte so gut wie möglich minimiert und eher Licht mit roter Wellenlänge bevorzugt werden. Dazu eignen sich Blaulichtfilter bei elektronischen Geräten und/oder die Verwendung von Blaulichtbrillen.  
  • Generell sollten Bildschirme idealerweise 2 Stunden vor dem Schlafengehen gemieden werden.  

Und hier das Informationsvideo von Dr. Seheult:  

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Mehr Informationen

1. Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). (2015). S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression Langfassung. https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/d53e5967ade4134e444e71973752e10bcaebda79/S3-NVL_depression-2aufl-vers1-kurz.pdf 

2. Golden, R. N., Gaynes, B. N., Ekstrom, R. D., Hamer, R. M., Jacobsen, F. M., Suppes, T., Wisner, K. L. & Nemeroff, C. B. (2005, April). The Efficacy of Light Therapy in the Treatment of Mood Disorders: A Review and Meta-Analysis of the Evidence. American Journal of Psychiatry, 162(4), 656–662. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.162.4.656 

3. Brainard, G. C., Sliney, D., Hanifin, J. P., Glickman, G., Byrne, B., Greeson, J. M., . . . Rollag, M. D. (2008, October). Sensitivity of the human circadian system to short-wavelength (420-nm) light. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18838601

Bild: RFBSIP/stock.adobe

Gesund durch Licht

Gesund durch Licht

…und es ward Licht: der Einfluss des Lichts auf Gesundheit und Wohlbefinden

Wieder einmal wird bei diesem Thema deutlich, dass schon unsere Altvorderen bei gesundheitlichen Themen bereits lange wussten, welche essentiellen physikalisch-biologischen Faktoren für ein gesundes und erfülltes Leben Voraussetzung sind.

Die Rede ist vom Licht und insbesondere dem Sonnenlicht.

Nicht nur in der Bibel, sondern auch bei weit älteren Religionen, kommt dem Licht und der Sonne eine zentrale Bedeutung zu, die im Rahmen der zunehmenden Technisierung weitgehend vergessen – teilweise sogar negiert – worden ist.


2016-11-07-18_29_08-2016-11-blog-licht-und-gesundheit
Die Wichtigkeit von Licht

Heute weiß man:

Zuviel Licht kann krank machen, Licht kann aber auch gesund machen. Es hebt die Laune, ein Mangel dagegen verschärft Depressionen und begünstigt die Entstehung einer Vielzahl chronischer Erkrankungen. Ein Themenkreis, der von Chronobiologen, Lichtplanern und Präventionsmedizinern in den vergangenen Jahren intensiv untersucht und erforscht worden ist. Nur ein kleines aber eindrucksvolles Beispiel: Der nächtliche Verwirrtheitszustand von Alzheimer-Patienten kann durch eine ausreichend helle Beleuchtung am Vormittag, oder besser noch Spaziergänge in der Sonne, erfolgreich reduziert werden. Kaum zu glauben, einfach, fast kostenlos aber in den allermeisten Fällen komplett unbekannt!


Tageslicht ist besser als künstliches Licht.

Umso erfreulicher, dass sich das Deutschlandradio in einem aktuellen, gut recherchierten Feature von Elmar Krämer dieses Themas angenommen hat.

Der Podcast:

Hören Sie selbst und seien Sie gespannt auf die

Interviews mit dem Lichtplaner Jürgen Spitz, dem Chrono- und Schlafmediziner Dr. Dieter Kunz und dem Präventionsmediziner Prof. Jörg Spitz:

Warum wir Licht brauchen – und welches [Deutschland Radio, 27.10.2016] (Elmar Krämer)


Das Fazit:

Ging es eine lange Zeit bei der Lichtplanung vor allem um Helligkeit und darum, Gebäude und Gegenstände in einem positiven Licht erscheinen zu lassen, den Blick zu lenken, Stimmungen und Atmosphären zu kreieren, so muss es heute auch um die körperliche Wirkung auf den Menschen gehen. Wer sich heute mit biologischer Lichtplanung beschäftigt, ist in jedem Fall auf dem richtigen Weg. Bei allen technischen Möglichkeiten ist es jedoch jedem zu empfehlen, wann immer es geht, dem Tageslicht den Vorzug zu geben und sei es nur die Möglichkeit, in der Mittagspause raus zu gehen.

Es gibt nichts besseres für die Gesundheit, als Sonnen- und Tageslicht. Licht ist essentiell für ein gesundes, selbstbestimmtes und langes Leben!


Bücher zum Thema

 

 


Vitamin D  – Das Sonnenhormon – Kompakt-Ratgeber: Warum die Sonne so wichtig für uns ist – Wie Sie Ihren Vitamin-D-Vorrat auftanken

von Professor Dr. Jörg Spitz, William B. Grant Ph.D.

Erscheinungsjahr 2014

 

 

 


von Professor Dr. Jörg Spitz

Erscheinungsjahr 2009

 

 

 

 

Fotoquellen: www.unsplash.com // www.deutschlandradiokultur.de