Gängige Mythen zum Thema Sonnen

Ein gesundes Verhältnis zur Vitamin D spendenden Sonne und ihrer gesundheitsförderlichen Strahlung bedarf Ausgewogenheit und Respekt. Sowohl die totale Meidung als auch der übermäßige Konsum von UV-Strahlen sind zu meiden, um Gefahren vorzubeugen. Wir stellen gängige Behauptungen und Gerüchte rund um das Thema Sonnen auf den Prüfstand.


 Bekannte Gerüchte rund um das Sonnen:

  1. Die Sonne schadet
  2. Man soll auf jeden Fall die Mittagssonne meiden
  3. Alle unbedeckten Körperteile immer mit einer Sonnencreme einreiben
  4. Bräune ist ein Merkmal einer guten Vitamin D-Versorgung
  5. Bräune ist ungesund
  6. Die Sonne macht süchtig
  7. Im Solarium ist keine Vitamin D-Bildung möglich

Alle aufgezählten Ratschläge sind - teilweise - falsch und sogar gefährlich. Lesen sie unten unsere Einordnung der aufgezählten Gerüchte und Ratschläge.


1. Schadet die Sonne?

Üblicherweise nicht, solange sie keine Sonnenbrände verursacht. Die Sonne ist überlebenswichtig und fördert unsere Gesundheit in hohem Maße, wie tausende Studien bereits seit etlichen Jahren und Jahrzehnten unter Beweis gestellt haben.

Das Spektrum der in den Studien beschriebenen Gesundheitswirkungen reicht von:
Vermeidung von natürlichem und künstlichem UV-Licht würde horrende Krankenlast verursachen!

Die internationale Epidemiologische Vereinigung (IEA) publizierte basierend auf den Daten der WHO bereits im Jahr 2008 eine systematische Begutachtung, die fulminante Ergebnisse zum Risiko von UV-Exposition lieferte. Um eine Vergleichbarkeit zwischen dem Nutzen und Schaden der UV-Exposition herzustellen, wurde der international anerkannte DALY- Indikator verwendet. Dieser drückt die Summe der durch Tod und gesundheitliche Einschränkung verlorenen Lebensjahre aus. Je höher der DALY-Wert, desto schädlicher der damit beschriebene Faktor, in diesem Fall die UV-Strahlung.

Ergebnis: „UV-Exposition trägt nur geringfügig zur weltweiten Krankheitslast bei und verursacht einen geschätzten jährlichen Verlust von 1,6 Millionen DALYs, also nur 0,1 % der gesamten weltweiten Krankheitslast. Eine deutlich größere jährliche Krankheitslast von 3,3 Milliarden DALYs (also 207 %) könnte aus der Verringerung der globalen UV-Exposition auf sehr niedrige Werte resultieren.“

In anderen Worten: Eine bewusste drastische Verringerung oder gänzliche Vermeidung von UV-Exposition würde im Vergleich zu den UV-induzierten Schäden die Krankenlast um den Faktor 2000 erhöhen.

Schlussfolgerung der Forscher: Sonnenschutzbotschaften sind wichtig, um Krankheiten durch UV-Exposition vorzubeugen. Ohne eine hohe ernährungsbedingte oder zusätzliche Aufnahme von Vitamin D ist eine gewisse Sonnenexposition jedoch unerlässlich, um Erkrankungen durch Vitamin-D-Mangel zu vermeiden (1).

Fazit: Sonne und Vitamin D sind für unsere Gesundheit eminent wichtig! Abgesehen von sehr seltenen Krankheiten und Medikamentenkonsum sollten wir Sie nur dann meiden, wenn Gefahr auf Sonnenbrand besteht.


2. Sollte die Mittagssonne grundsätzlich gemieden werden?

In Deutschland ist von Oktober bis März keine Vitamin D-Produktion durch die UV-Exposition der Sonne möglich, weil die Sonneneinstrahlung zu flach in die Erdatmosphäre eintritt. Aufgrund der deutlich längeren Distanz, welche die UV-Strahlen zurücklegen müssen, wird insbesondere der UV-B-Anteil der Strahlung, der für die Vitamin-D-Produktion notwendig ist, von der Atmosphäre absorbiert. Dieser Umstand wurde bereits 1988 durch ein amerikanisches Forscherteam mittels Messungen am 52. Breitengrad, an dem sich auch Berlin befindet, nachgewiesen (2).

Doch auch von Anfang April bis Ende September kann Vitamin D nur in einem max. Zeitfenster von 11 bis 15 Uhr (Hochsommer) auf der Haut synthetisiert werden. Je weiter man sich auf der Zeitachse vom Sonnenhöchststand (21. Juni) entfernt, desto geringer wird dieses Zeitfenster sowie die Intensität der durchdringenden UV-B-Strahlung und schließt sich Oktober bzw. März gänzlich. So kann in den Monaten April und September beispielsweise nur noch in der Mittagssonne ein wenig Vitamin D durch Sonnenexposition getankt werden. Der Sonnenhöchststand ist durch die Sommerzeitumstellung übrigens um 13:00 und nicht um 12:00 Uhr mittags.

Auf was Sie beim Sonnen achten sollten haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Bei längeren Aufenthalten in der Mittagssonne sollte die Haut bedeckt oder eingecremt werden, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. Längere ungeschützte Sonnenbäder sind im Hinblick auf die Vitamin D-Bildung nicht förderlich, da Prävitamin D durch den UV-B-abhängigen Prozess der Photoisomerisierung in die inaktiven Isomere Tachysterol und Lumisterol umgewandelt wird. Auch Vitamin D wird im Zuge der Photodegradation durch UV-B-Strahlung in Photoprodukte wie 5,6-Transvitamin D oder Suprasterol abgebaut. Die Photodegradation und die Photoisomierung setzen bereits nach wenigen Minuten der UV-Exposition ein und verhindern eine übermäßige Produktion von Vitamin D (04).
Wir empfehlen daher, das Baden in der prallen Sonne je nach Hauttyp auf etwa 10-30 Minuten zu begrenzen und gehen davon aus, dass danach keine nennenswerten Vitamin-D-Mengen auf der Haut produziert werden.

Fazit: Totales Vermeiden der "Mittagssonne" verlängert also vorhandene Vitamin D-Defizite mit den gravierenden negativen Folgen für die Gesundheit. Die Gefahr einer Vitamin D-Überdosierung durch die Sonne ist nicht gegeben, Sonnenbäder sollten auf 10-30 Minuten begrenzt werden.


3. Sollten alle unbedeckten Körperteile immer mit einer Sonnencreme mit einem LSF von mindestens 15 eingerieben werden?

Sonnenschutzmittel sind in vielen Situationen zur Vermeidung von Sonnenbränden wichtig, doch das Eincremen mit Sonnenschutzmitteln mit einem LSF von mehr als 15 verhindert zu über 95 % die Vitamin D-Synthese in der Haut (05).
Zahlreiche Studien haben belegt, dass Menschen, die regelmäßig Sonnenschutzmittel benutzen, nicht weniger häufig (in einigen Studien sogar häufiger) an dem gefährlichen "schwarzen" Hautkrebs (Melanom) erkranken, als Menschen, die sich seltener oder gar nicht eincremen.

Das kann mehrere Gründe haben. Zum einen bestehen viele Sonnencremes aus gesundheitsschädlichen Chemikalien, wie Sie in unserem unten verlinkten Artikel nachlesen können. Zum anderen wird oftmals die Vitamin D-Synthese unterbunden, was zu Vitamin D-Mangel und damit zu einer Vielzahl von Erkrankungen wie eben auch Hautkrebs führen kann.

Fazit:

  • Sonnenbrände sollten in jedem Fall vermieden werden! 
  • Cremen Sie sich möglichst erst dann mit Sonnencreme ein, wenn Sie bereits genügend Vitamin D auf der Haut produziert haben.
  • Cremen Sie sich aber nur dann ein, wenn Sie sich nicht anderweitig vor einer Überdosis an UV-Strahlung schützen können.
  • Besser als alle chemische Sonnenschutzfilter sind Textilien oder/und das Aufsuchen von Schatten.

In unserem Artikel "Das sollten Sie über Sonnenschutzmittel wissen", erfahren Sie welche Sonnencremes Sie meiden sollten und welche unbedenklich sind.


4. Ist Bräune ein Merkmal einer guten Vitamin D-Versorgung?

Anders als das UV-B-Licht, welches alleine für die Vitamin D-Produktion verantwortlich ist, "streuen" die UV-A-Strahlen erheblich und finden sich daher auch im Schatten von Wolken, Bäumen, Gebäuden, Sonnenschirmen usw. Besonders am Wasser und bei hellen Oberflächen wie Schnee wird ein großer Teil der UV-A-Strahlung reflektiert, was den Bräunungsvorgang stark beschleunigen kann, auch ganz ohne Vitamin D-Synthese auf der Haut.

Das UV-A-Spektrum des Sonnenlichts wird bei übermäßiger Bestrahlung vor allem für die vorzeitige Hautalterung und – etwa durch die Bildung der "freien Radikale" in den tieferen Hautschichten – auch für den Hautkrebs verantwortlich gemacht. Diese negativen Folgen werden zu einem großen Teil vom auf der Haut durch UV-B-Strahlung induzierten Vitamin D kompensiert. Beispielsweise ist die antikarzinogene (krebshemmende) Wirkung von Vitamin D, auch in Bezug auf das maligne Melanom durch mehrere Studien belegt und logisch ableitbar, wie Sie in unserem Hautkrebsartikel nachlesen können. 
Aus diesem Grund raten wir ausdrücklich von der Verwendung von Sonnenschutzmitteln ohne UV-A-Schutz ab!

Fazit: Eine hohe und dauerhafte UV-A-Exposition ohne UV-B-Anteil sollte möglichst vermieden werden, weil dabei kein schützendes Vitamin D produziert wird.  Nachdem die UV-A-Strahlung tief in die Haut eindringt und der wichtigste Bräunungsfaktor ist, muss eine sonnengebräunte Haut nicht unbedingt Merkmal für einen guten Vitamin D-Spiegel sein.


5. Ist Bräune ungesund?

Tatsächlich ist der Bräunungsprozess ein höchst komplexer Anpassungsvorgang, den man mit Blick auf gesundheitliche Schäden weder vermeiden noch stark beschleunigen sollte.

Der Prozess beginnt, wenn UV-Licht auf die Zellen der äußeren Hautschicht (Epidermis) trifft. In diesen Zellen, den sogenannten Keratinozyten, wird durch die UV-Bestrahlung die Produktion eines Hormons anregt, das an die tiefer in der Haut gelegenen Zellen, die Melanozyten, weitergereicht wird. Dort regt das Hormon die Produktion von Melanin, einer Art dunklem Farbstoff, an. Haben die Melanozyten genügend Melanin hergestellt, reichen sie den Stoff jetzt wieder an die Keratinozyten zurück. Es entsteht eine Hautbräunung.

Wenn das Melanin in die Keratinozyten eindringt, legt es sich konzentriert über den Zellkern und die darin enthaltenen Erbträger, die DNA. Wie ein Sonnenschirm spannt sich das Melanin über diese empfindlichsten Partien der Zelle und hindert die UV-Strahlen daran, durch ein Zuviel an Energie die DNA zu beschädigen.

Menschen mit dunkler Haut und Menschen, die schnell und leicht bräunen, leiden daher weniger häufig an Hautkrebs als hellhäutige und nur schwer oder gar nicht bräunende Menschen. Die Reaktion auf die Besonnung, die Bräune, schützt diese Menschen vor den negativen Folgen übermäßiger Strahlen.

Die Kehrseite der Medaille: Von Natur aus leiden Dunkelhäutige in unseren Breiten, wo die Sonne weniger intensiv strahlt, sehr viel häufiger an Vitamin D-Mangel mit all seinen Folgen.

Auch hier wieder die Suche nach der optimalen Balance: Ist die Strahlen-Dosis zu hoch und/oder die Bräunung zu gering, kommt es zu Schäden im Erbgut der Haut. Ist die Strahlendosis zu gering und/oder die Hautbräunung zu stark (oder starke Sonnenschutzmittel vermindern die Wirkung der UV-Strahlung), können die Sonnenstrahlen ihre gesundheitsfördernde und -sichernde Wirkung nicht ausüben.

Fazit: Ein brauner Teint ist also nicht, wie die Sonnen- und Solarien-Gegner uns weiszumachen versuchen, ein Zeichen für eine krankhafte Reaktion. Im Gegenteil: Bräune ist das Anzeichen für die „gelingende Balance von Sonnenschutz und Gesundheit durch Sonnenstrahlen“, sie ist Ausdruck eines notwendigen Ausgleichs zwischen „zu viel“ und „zu wenig“. Allerdings sollte diese Fähigkeit der Haut auch nicht in überzogenem Maße für kosmetische Zwecke missbraucht werden, da die positiven Auswirkungen damit ins Gegenteil verkehrt würden.


6. Sucht – macht Sonne süchtig?

Die UV-Strahlen der Sonne machen süchtig. Als „Sonnen-Sucht“ oder „Bräunungs-Sucht“ (Tanorexia) bezeichnen einige Wissenschaftler die Gefahr der Sonnenbadende am Strand und auf der Sonnenbank ausgesetzt sind. Das Verhalten dieser Menschen sei vergleichbar mit dem von Trinkern und Rauchern.

Sonne und Vitamin D machen heiter und verbessern die Stimmung

Was einer gern tut, das tut er immer wieder! Diese nicht ganz taufrische Einsicht wird schon seit einiger Zeit als Vorwurf gegen den Wohlfühleffekt beim Sonnen im Freien und auf der Sonnenbank gerichtet. Die UV-Strahlung stimuliert die Produktion von Serotonin und Endorphinen und sorgt so für gute Stimmung. Das durch die UV-Strahlung produzierte Vitamin D hat ebenfalls positive Auswirkungen auf unsere Stimmungslage und wird sogar bei Patienten mit Depressionen mit Erfolg eingesetzt.

Sonne kann süchtig machen

Richard Wagner von der University of Texas Medical Branch in Galveston und seine Kollegen legten 145 Strandbesuchern kurze Fragebögen vor, die zwei Standardtests auf Abhängigkeit von Alkohol bzw. von Drogen im Allgemeinen entlehnt waren. Die arglosen Teilnehmer wurden etwa gefragt, ob sie sich schon einmal vorgenommen hätten, weniger Zeit in der Sonne zu verbringen.

Laut dem leicht veränderten Alkoholismus-Test erwiesen sich 38 Befragte (26 Prozent) als „abhängig“ (03).

Schon lange gibt es Hinweise darauf, dass das Sonnen die Produktion von Endorphinen – körpereigenen „Glückshormonen“ – in der Hirnanhangsdrüse stimuliert. Jeder „Lustgewinn“ hat natürlich die Tendenz, Wiederholung erstrebenswert zu machen. Das ist bei Schokolade, Sport, Sex und vielen anderen Gelüsten nicht anders. Das Ausstoßen von Glückshormonen dient immer dem Erhalt der Art – sofern man nicht übertreibt!

Allerdings steckt in der Sonnen- und Bräunungs-Sucht durchaus mehr, als es auf den ersten Blick erscheint:

Die Natur selbst befiehlt uns auf diesem Wege, unser bedrohliches Vitamin D-Defizit am Ende des Winters durch die UV-Strahlen der Sonne oder im Sonnenstudio auszugleichen.

Fazit: Sonne macht glücklich. Und da der Mensch nun mal süchtig ist nach Glücksgefühlen, liebt er die Sonne – gelegentlich auch zu sehr. Die Folge Sonnenbrand sollte definitiv vermieden werden – ansonsten sieht die SonnenAllianz keinen Grund dafür, das Suchtpotenzial der Sonne besonders hervorzuheben.


Solarium – ist Vitamin D Bildung möglich?

Mehrere Studien haben eindeutig bewiesen, dass die Vitamin D-Synthese durch moderne Sonnenbänke durchaus angestoßen wird und zur Versorgung mit dem Sonnenhormon beitragen kann. Entscheidend für die Vitamin D-Produktion auf der Sonnenbank ist, dass diese UV-B-Strahlung emittieren.

Wir haben dieser Thematik einen eigenen Artikel gewidmet, den Sie hier lesen können!


Quelle:

  1. Lucas, R. M., Mcmichael, A. J., Armstrong, B. K., & Smith, W. T. (2008). Estimating the global disease burden due to ultraviolet radiation exposure. International Journal of Epidemiology, 37(3), 654-667. doi:10.1093/ije/dyn017
  2. Webb, A. R., Kline, L., & Holick, M. F. (1988). Influence of Season and Latitude on the Cutaneous Synthesis of Vitamin D3: Exposure to Winter Sunlight in Boston and Edmonton Will Not Promote Vitamin D3Synthesis in Human Skin*. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 67(2), 373–378. doi: 10.1210/jcem-67-2-373
  3. Warthan, M. M., Uchida, T. & Wagner, R. F. (2005, 1. August). UV Light Tanning as a Type of Substance-Related Disorder. Archives of Dermatology, 141(8). https://doi.org/10.1001/archderm.141.8.963
  4. Wacker, M. G. & Holick, M. F. (2013). Vitamin D — effects on skeletal and extraskeletal health and the need for supplementation. Nutrients, 5(1), 111–148. https://doi.org/10.3390/nu5010111
  5. Matsuoka, L. Y., Ide, L., Wortsman, J., MacLaughlin, J. A. & Holick, M. F. (1987). Sunscreens suppress cutaneous vitamin D3Synthesis*. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 64(6), 1165–1168. https://doi.org/10.1210/jcem-64-6-1165

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