Vitamin D-Supplemente im Überblick

Gibt es Unterschiede bei der Wirkung zwischen Kapseln, Tabletten und Vitamin D-Ölen?

Eines vorweg: die natürlichste Form seinen Vitamin D-Spiegel auf Stand zu bringen, ist noch immer die durch UV-B-Strahlung induzierte Vitamin D-Synthese auf der Haut durch ein natürliches Sonnenbad. Doch auch die Bestrahlung moderner Sonnenbänke kann – bei Nutzung von Geräten mit entsprechendem UV-B-Anteil – gezielt zur Vitamin D-Bildung beitragen. Doch was tun, wenn man im Vitamin D-Winter (Oktober-März) keine Zeit oder Möglichkeit hat ins Solarium zu gehen um seinen optimalen Vitamin D-Spiegel zu halten?

Da Multipräparate, also Kombinationen aus verschiedenen Mikronährstoffen (Vitamine und Mineralstoffe), für eine gezielte Supplementation von Vitamin D tendenziell ungeeignet sind, klammern wir diese hier aus. Meist entsprechen die viel zu niedrigen Dosierungen derartiger Präparate den DGE-Empfehlungen, die sich bislang nicht an den Empfehlungen der zeitgemäßen Vitamin D-Forschung orientieren. Um mit solchen Präparaten eine adäquate Tagesdosis Vitamin D zu erreichen, würden die anderen in diesem Supplement enthaltenen Mikronährstoffe dadurch überproportional zugeführt werden.

Ausnahmen bilden dabei Vitamin D-Supplemente, bei denen Vitamin K2 und/oder andere fettlösliche Vitamine zugesetzt wurden, von denen durchaus sinnvolle Dosierungsvarianten aller Inhaltsstoffe als Multipräparat auf Ölbasis angeboten werden.

Vorsicht: Bei der gleichzeitiger Einnahme von verschiedenen Multipräparaten die Vitamin D beinhalten, sollte nicht vergessen werden die verschiedenen täglich zugeführten Vitamin D-Anteile zu addieren, um eine Überdosis zu verhindern.

Öl-haltige Supplemente auf dem Vormarsch

Aufgrund der Zeitersparnis, Sicherheit und günstigen Preisen erfreuen sich Vitamin D-Präparate immer größerer Beliebtheit. Anders als bei der Vitamin D-Produktion auf der Haut werden Supplemente in der Regel oral eingenommen. Die am häufigsten verwendete und sogleich auch reinste Verabreichungsform ist dabei das Vitamin D-Öl, das zusätzlich den Vorteil der exakten Dosierbarkeit aufweist. Dazu wird meistens Lanolin (Schafwollfett) mit UV-B bestrahlt und das entstandene Vitamin D zusammen mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT) entweder in Form von Tropfen oder in Form von Softgel-Kapseln abgefüllt, eingenommen. Neben Lanolin wird Vitamin D-Öl für Veganer inzwischen auch auf rein pflanzlicher Basis aus Flechten gewonnen.

Einen weiteren positiven Aspekt bietet Vitamin D in Ölform, indem es sich besser in die tägliche Mahlzeit integrieren lässt. Zum Beispiel lässt sich Vitamin D-Öl gut mit einem Salat kombinieren und wird so Bestandteil der täglichen natürlichen Nahrungsaufnahme. Die Vitamin D-Tropfen sollten dabei aber nicht erhitzt werden.

Wichtig ist: Da Vitamin D fettlöslich ist, sollte die Aufnahme für eine optimale Bioverfügbarkeit unbedingt gemeinsam mit Fett erfolgen, vornehmlich zu einer fettigen Mahlzeit.

In einer Studie aus dem Jahr 2014, wurde die Wirksamkeit der Vitamin D-Aufnahme von Öl-haltigen Tropfen, Tabletten und Kapseln an 66 Teilnehmern getestet. Die Probanden wurden dabei 12 Wochen lang täglich mit 10.000 I.E. Vitamin D laut Verpackungsangabe in den 3 genannten Darreichungformen versorgt. Anzumerken ist dabei allerdings, dass die Herstellerangaben in Bezug auf die Dosierung der Tabletten und Kapseln enorme Abweichungen der tatsächlichen labordiagnostisch nachgewiesenen Vitamin D-Dosis aufwiesen. Diese Abweichungen wurden im Rahmen der Evaluierung der Studie mittels linearer Berechnung korrigiert, wobei aber die Abflachung der Dosis-Wirkkurve nicht berücksichtigt wurde. Das Ergebnis ist daher mit Vorsicht zu genießen:

Die Öl-haltigen Tropfen erzielten in der Studie das beste Ergebnis, denn heruntergerechnet auf die Vitamin D-Verabreichung pro Mikrogramm, konnten sie den Vitamin D-Spiegel mehr erhöhen als das bei Kautabletten oder Kapseln der Fall war (1). Das verwundert nicht, da Vitamin D fettlöslich ist und in der Form auch am besten aufgenommen werden kann. Trotzdem wird dazu angeraten auch Öl-haltige Tropfen zusätzlich zu einer Mahlzeit einzunehmen, um die vollumfängliche Bioverfügbarkeit möglichst zu gewährleisten.

Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2020 lässt ebenfalls leichte Tendenzen in Richtung besserer Bioverfügbarkeit und günstigerer Wirkungsweise ölhaltiger Präparate erkennen. So wurden bei dieser Untersuchung 137 Probanden mit 1600 I.E.-haltigen Tabletten und 69 Probanden mit 1500 I.E.-haltigen Vitamin D-Tropfen behandelt. Die Testergebnisse nach 3-5 Monate waren mit Vitamin D-Spiegeln von 34,4 ng/ml bei der Tablettengruppe und 34,8 ng/ml bei der Tropfengruppe beinahe identisch. Obwohl die Ölgruppe also über den gesamenten Zeitraum um 100 I.E. Vitamin D täglich weniger zugeführt bekam, war die Gruppe am Ende der Untersuchung quasi gleich auf mit der Tablettengruppe.

Überaschenderweise war in der Gruppe, die Öltropfen einnahm, sowohl die Anzahl der Verschreibungen als auch die Anzahl der Tage mit Antibiotika-Einnahme während der Supplementierung im Vergleich zum Vorjahr ohne Supplementierung signifikant reduziert, was in der Tablettengruppe nicht der Fall war (2).

Doch auch diese Studie ist mit Vorsicht zu betrachten, weil die Dosierungen der Präparate laut Herstellerangaben nicht labortechnisch auf Richtigkeit überprüft wurden.

Kapseln und Tabletten

Bei Kapseln und Tabletten, die kein Öl enthalten, ist die Einnahme zusammen mit einer fetthaltigen Mahlzeit noch wesentlich wichtiger, um eine möglichst optimale Bioverfügbarkeit zu erreichen. Außerdem wurde in der oben erwähnten Studie bei den verwendeten Supplementen deutliche Abweichungen von den Herstellerangaben in Bezug auf den Vitamin D-Gehalt der Präparate nachgewiesen. Inwieweit sich das allerdings verallgemeinern lässt, bleibt offen, da in der Studie nur einzelne Produkte untersucht wurden.

Ferner sind in Öl-freien Kapseln auch die notwendigen Füllstoffe zu beachten. Diese sind im besten Fall natürlichen Ursprungs und stehen nicht im Verdacht die Aufnahmefähigkeit negativ zu beeinträchtigen, wie zum Beispiel Magnesiumstearat. Bei Tabletten könnten sich darüber hinaus Bindestoffe, die für die Formgebung notwendig sind, als nachteilig erweisen. Trotzdem sind auch qualitativ hochwertige Kapseln und Tabletten adäquate Methoden um den Vitamin D-Spiegel in den gewünschten Bereich zu bringen.


Fazit: Grundsätzlich ist es nicht ausschlaggebend wie der Vitamin D-Spiegel auf den gewünschten Bereich angehoben bzw. dort gehalten wird. Jedoch haben Öl-haltige Tropfen aufgrund ihrer eventuell besseren Bioverfügbarkeit, der vorteilhafteren Dosierungsmöglichkeiten sowie ihrer Reinheit  (meist keine Füll- und Zusatzstoffe) und der besseren Integrierbarkeit in die alltäglich Nahrungsaufnahme Vorteile gegenüber den anderen Verabreichungsformen. Alle 3 Supplemente sollten in jedem Fall zu einer fetthaltigen Mahlzeit zugeführt werden. Natürlich sollte die Qualität des Produktes beim Kauf nicht vernachlässigt werden. Unabhängig davon für welches Präparat man sich entscheidet, sollte auf zertifizierte Produkte seriöser Unternehmen zurückgegriffen werden.

 


Quelle:

1. Traub, L., M., Finnell, S., J., Anup, Oberg, … Ryan. (2014, August 1). Impact of Vitamin D 3 Dietary Supplement Matrix on Clinical Response. Retrieved from https://academic.oup.com/jcem/article/99/8/2720/2537822.

2. Frankling, H., Maria, Norlin, Anna-Carin, Hansen, Susanne, … Linda. (2020, April 26). Are Vitamin D3 Tablets and Oil Drops Equally Effective in Raising S-25-Hydroxyvitamin D Concentrations? A Post-Hoc Analysis of an Observational Study on Immunodeficient Patients. Retrieved from https://www.mdpi.com/2072-6643/12/5/1230

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