Besonders in der dunklen Jahreszeit wird vielen bewusst, wie sehr das Wohlbefinden vom Licht abhängt: Etwa jedem Fünften setzen die winterliche Energielosigkeit und schlechte Laune so sehr zu, dass er ärztliche Hilfe sucht. Was jedoch kaum einer weiß: Licht ist weit mehr als nur ein Seelenschmeichler: Erst mit dem Sonnenlicht entwickelte sich auf unserem blauen Planeten das Leben. Es ist Energielieferant, biologischer Taktgeber und – in künstlicher Form – Treiber des menschlichen Fortschritts.
Wie jedoch in allen Lebensbereichen gilt auch hier: „Die Dosis macht das Gift“, wie der berühmte Arzt und Naturphilosoph Paracelsus schon vor hunderten Jahren richtig feststellte. Denn Licht ist nicht gleich Licht: Je nach Spektralzusammensetzung, Intensität und Zeitpunkt wirkt es heilend oder (zer)störend auf Leben.
„Licht ist ein Lebenselixier. Der Mensch ist nicht auf ein Leben im Dunkeln ausgerichtet. Würde man ihn völlig von jeglicher Lichtquelle abschirmen, würde er krank werden und sterben.“ – Univ. Prof Dr. Maximilian Moser vom Institut für Physiologie an der Medizinischen Universität Graz
Sonnenlicht: Evolutionstreiber und Taktgeber
Seit der Geburtsstunde der ersten Zelle auf der Erde gibt die Sonne den Takt des Lebens an. Deshalb macht es auch nur Sinn, dass sich der Stoffwechsel allen Lebens an diesen wiederkehrenden Rhythmus von Licht und Dunkelheit sowie an die wechselnden Lichtverhältnisse der Jahreszeiten durch evolutionäre Auslese angepasst hat.
Besonders gut zu beobachten ist diese Anpassung beim menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus: Trifft Licht auf unsere Augen, reagiert das Sehpigment Melanopsin auf unserer Netzhaut auf die unterschiedliche Lichtintensität – übrigens auch bei den meisten Erblindeten – und gibt diese Information über Zwischenstationen im Gehirn zur Zirbeldrüse weiter. Diese Drüse bremst daraufhin die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, wodurch wir wach und aktiv werden.
Wie eine innere Uhr dirigiert dieser Lichtwechsel von Tag und Nacht aber nicht nur den Schlaf, sondern gibt auch den Takt für zahlreiche andere Körperprozesse an: beispielsweise unser Herz-Kreislaufsystem über das Aktivierungshormon Noradrenalin oder die Libido über unsere Sexualhormone Östrogen und Testosteron. Über Sonnenlicht bildet unsere Haut das lebenswichtige Vitamin D – was eigentlich ein Hormon ist –, das unter anderem unser Immunsystem stärkt sowie Knochen und Zähne gesund hält. Selbst unsere Darmbakterien – verantwortlich für eine funktionierende Verstoffwechslung unserer Nahrung – wechselwirken mit Licht.
Damit dieser fein austarierte Stoffwechsel ordnungsgemäß funktioniert, muss unsere innere Uhr täglich „neu justiert“ werden. Evolutionärer Taktgeber dabei ist das Sonnenlicht mit seiner Tageszeit abhängigen Lichtintensität und wechselndem Farbspektrum. Man vermutet, dass der Mensch mindestens 1000 Lux Lichtstärke durchgehend am Tag braucht, damit die Taktung optimal auf 24 Stunden verläuft. An sonnigen Tagen kriegen wir 10.000 Lux ab und selbst an trüben Tagen sind es noch 5.000 Lux. In Innenräumen wie Büros kommt man – wenn man Glück hat – jedoch gerade einmal auf 500 Lux am Tag. Und wie ist es bei dir?
Vitamin K2 wird häufig als Cofaktor zusammen mit Vitamin D eingenommen, da bekannt ist, dass Vitamin K2 zusammen mit Vitamin D die Knochengesundheit fördert, indem es die Kalziumaufnahme in die Knochen optimiert. Doch Untersuchungen haben weitere interessante Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Vitamin K2 und der Herz-Kreislauf-Gesundheit zutage gefördert. Lesen Sie hier, wie Ihre Gefäße von Vitamin K2 profitieren können.
In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurde der langfristige Effekt von Vitamin K2 MK-7 auf die Arteriensteifigkeit untersucht. Hierfür wurden 244 gesunde postmenopausale Frauen rekrutiert, von denen 124 ein Placebo erhielten während 120 mit Vitamin K2 MK-7 der Marke MenaQ7 supplementiert wurden. Die Studie erstreckte sich über einen Zeitraum von drei Jahren.
Messung der Arteriensteifigkeit und Pulswellengeschwindigkeit:
Die Forscher maßen die Steifigkeit der Halsarterien und der großen Arterien. Bei den Halsarterien wurden die Intima-Media-Dicke (IMT), der Durchmesser in der Entspannungsphase des Herzzyklus und die Dehnung mit einer speziellen Methode, dem Echotracking, gemessen. Bei den großen Arterien wurde die Geschwindigkeit der Pulswellen (PWV) zwischen der Halsarterie und der Oberschenkelarterie (cfPWV) sowie zwischen der Halsarterie und der Handgelenksarterie (crPWV) mit mechanischen Sensoren ermittelt.
Ergebnisse der Studie:
Die Ergebnisse dieser spannenden Studie zeigten, dass Vitamin K2 MK-7 einen signifikanten Einfluss auf die Arteriensteifigkeit hatte:
Nach drei Jahren Vitamin K2 MK-7-Supplementation zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Arteriensteifigkeit und der Pulswellengeschwindigkeit im Vergleich zur Placebogruppe.
Eine schlechtere Vitamin-K2-Versorgung, gemessen über erhöhte Werte des desphospho-uncarboxyliertem Matrix-Gla-Proteins (dp-ucMGP), wurde mit einer höheren Arteriensteifigkeit und anderen Markern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Die positive Wirkung von Vitamin K2 MK-7 auf die Arteriensteifigkeit war besonders ausgeprägt bei Frauen, die zu Beginn höhere Werte des Steifheitsindex hatten.
Fazit: Die vorliegende Studie deutet darauf hin, dass die langfristige Einnahme von Vitamin K2 MK-7 die Arteriensteifigkeit bei gesunden postmenopausalen Frauen verbessern, d.h. verringern kann, insbesondere bei Frauen mit anfänglich hohen Steifigkeitswerten. Dies könnte ein vielversprechender Ansatz zur Förderung der kardiovaskulären Gesundheit sein.
Knapen, M. H. J., Braam, L. A. J. L. M., Drummen, N. E., Bekers, O., Hoeks, A. P. & Vermeer, C. (2015). Menaquinone-7 supplementation improves arterial stiffness in healthy postmenopausal women. Thrombosis and Haemostasis, 113(05), 1135–1144. https://doi.org/10.1160/th14-08-0675
Eine 2011 publizierte Studie, veröffentlicht im European Journal of Clinical Nutrition, legt nahe, dass die Erhöhung des Vitamin D-Spiegels eine effektive und kostengünstige Methode zur Verringerung der globalen Mortalitätsraten sein könnte. Die Studie, die sechs geopolitische Regionen untersuchte, zeigt, dass ein Anstieg des Vitamin D-Spiegels von 21 auf 44 ng/ml zu einer geschätzten Reduktion der Todesfälle durch verschiedene Krankheiten um 20% führen könnte.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Atemwegsinfektionen, Atemwegserkrankungen, Tuberkulose und Diabetes mellitus sind nur einige der Krankheiten, bei denen ein Zusammenhang mit einem niedrigen Vitamin D-Spiegel besteht. Durch die Erhöhung des Vitamin D-Spiegels könnten diese Erkrankungen effektiv bekämpft und die Sterblichkeitsraten deutlich gesenkt werden.
Die Untersuchung zeigt auch, dass die Reduktion der Gesamtsterblichkeitsraten je nach Region variiert, wobei europäische Frauen mit einer geschätzten Reduktion von 17,3% den größten Nutzen haben. Für Männer liegt die durchschnittliche Reduktion leicht unter dem der Frauen.
Neben der Verringerung der Mortalitätsrate weist die Studie auch auf eine erhöhte Lebenserwartung hin. Eine Erhöhung des Vitamin D-Spiegels von 21 auf 44 ng/ml könnte die Lebenserwartung in allen sechs Regionen um durchschnittlich 2 Jahre verlängern.
Der Autor der Studie betont, dass die Erhöhung des Vitamin D-Spiegels die kostengünstigste Methode zur Reduzierung der globalen Sterblichkeitsraten ist. Vitamin D ist erschwinglich und weist nur wenige Nebenwirkungen auf, insbesondere wenn es oral eingenommen oder durch regelmäßige, mäßige UVB-Bestrahlung mit ausreichender Körperoberfläche produziert wird.
Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie sind vielversprechend und zeigen das enorme Potenzial von Vitamin D für die Gesundheit und das Wohlbefinden weltweit. Eine gezielte Erhöhung des Vitamin D-Spiegels könnte dazu beitragen, die Sterblichkeitsraten zu senken und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
Grant, W. B. (2011). An estimate of the global reduction in mortality rates through doubling vitamin D levels. European Journal of Clinical Nutrition, 65(9), 1016–1026. https://doi.org/10.1038/ejcn.2011.68
Vitamin D3 ist ein Prohormon mit pleiotropen Wirkungen, das unter anderem die Funktionen des Immunsystems moduliert und die Wirksamkeit der sogenannten Anti-PD-1-Behandlung bei Krebspatienten beeinflussen kann. Der Literatur zufolge hängt der potenzielle Mechanismus des Einflusses von Vitamin D auf die Wirksamkeit der Therapie höchstwahrscheinlich mit der Menge und Aktivität der tumorinfiltrierenden Lymphozyten zusammen. Es existieren Daten, die die Wirkung von Vitamin D auf Zellen zeigen, die die Aktivität von CD8-Lymphozyten regulieren.
Wie Vitamin D3 den Erfolg der Immuntherapie bei Melanomen steigern kann
In einer aktuellen Studie untersuchten Forscher 200 Patienten, die an fortgeschrittenem Hautkrebs (Melanom) litten. Alle diese Patienten erhielten die oben erwähnte Anti-PD-1-Immuntherapie, die ihr Immunsystem bei der Bekämpfung des Krebses unterstützt.
Methoden
Die Forscher untersuchten den Vitamin D-Spiegel im Blut der Patienten vor und alle 12 Wochen während der Behandlung. Bei einem Teil der Gruppe wurde der Vitamin D-Spiegelretrospektiv, also rückwirkend aus dem konservierten Serum gemessen. Der andere Teil der Supplementierungsgruppe wurde prospektiv, also vor Studienbeginn getestet.
Ergebnisse
Die Ergebnisse waren interessant. Bei Patienten mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel (= 30 ng/ml), die keine Nahrungsergänzungsmittel zur Erhöhung des Spiegels eingenommen hatten, war die Rate der positiven Reaktion auf die Immun-Behandlung geringer (36,2 %) als bei Patienten, die einen normalen Vitamin D-Spiegel aufwiesen oder Nahrungsergänzungsmittel zur Erhöhung des Spiegels eingenommen hatten (56 %). Patienten mit normalen oder verbesserten Vitamin D-Werten hatten auch eine deutlich längere progressionsfreie Zeit (11,25 Monate im Vergleich zu 5,75 Monaten), bevor sich ihr Krebs verschlimmerte, und lebten länger (31,5 vers. 27 Monate).
Schlussfolgerungen
Nach Meinung der Forscher sollte die Aufrechterhaltung des Vitamin D-Spiegels im Normalbereich während der Anti-PD-1-Immuntherapie bei fortgeschrittenen Melanompatienten ein Standardverfahren sein, das eine Verbesserung der Behandlungsergebnisse ermöglicht.
Unserer Meinung nach sollte bei diesen Patienten mindestens ein guter bis sehr guter Vitamin D-Spiegel angestrebt werden (40 – 60 ng/ml), um zusätzliches positives Potenzial der Supplementierung zu nutzen.
Galus, Ł., Michalak, M., Lorenz, M., Stoińska-Swiniarek, R., Małecka, D. T., Galus, A., Kolenda, T., Leporowska, E. & Mackiewicz, J. (2023). Vitamin D supplementation increases objective response rate and prolongs progression‐free time in patients with advanced melanoma undergoing anti‐PD1 therapy. Cancer. https://doi.org/10.1002/cncr.34718
Opioide sind für die Stress- und Schmerzmodulation im Körper verantwortlich und gehören zu den chemisch heterogenen Substanzen. Sie können natürlichen, halbsynthetischen oder synthetischen Ursprungs sein und sind Verbindungen, die an Opioid-Rezeptoren binden. Sie werden in der pharmakologischen Schmerztherapie eingesetzt, wie in der folgend beschriebenen Studie “Palliative-D” zur Schmerzlinderung bei palliativen Krebspatienten, bei denen eine kurative Behandlung nicht mehr anspricht (1, 2, 3).
Welchen Effekt hat eine Vitamin-D-Supplementierung auf den Opioidkonsum bei Krebspatienten in der palliativen Phase?
In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie untersuchten schwedische Forscher, ob die Behebung eines Vitamin-D-Mangels durch Supplementierung den Konsum von synthetischen Opioiden (Fentanyl) reduzieren kann. Ausgewählt wurden 244 schwedische Patienten ab 18 Jahren mit fortgeschrittenem und/ oder metastasierendem Krebs und einem Vitamin-D-Spiegel von unter 20 ng/ml. Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert und erhielten über einen Zeitraum von 12 Wochen folgende Behandlung:
Interventionsgruppe: täglich 4000 I.E. Vitamin D3 Öltropfen
Placebogruppe: täglich Öltropfen (Miglyol-Öl ohne Vitamin D)
Von den insgesamt 244 Teilnehmern konnten nur 150 die Studie abschließen. Der Hauptgrund für den Studienabbruch war der Tod aufgrund einer Krebserkrankung. Anhand von Blutproben wurden verschiedene Parameter gemessen. Die Opioidspiegel wurden zu den Zeitpunkten 0, 4, 8 und 12 Wochen gemessen.
Die Per-Protokoll-Analyse zeigte bei der Vitamin-D-Gruppe einen signifikant geringeren mittleren Anstieg der Opioiddosen im Vergleich zur Placebogruppe. Die genaue Verringerung nach 12 Wochen betrug 6,72 µg/h des Opioids Fentanyl. Somit führte die Supplementierung von Vitamin D zu einer Verringerung der Opioiddosen. Zudem konnte die mit dem Edmont Symptom Assessment System (ESAS) erfasste Müdigkeit in der Vitamin-D-Gruppe signifikant reduziert werden (4).
Fazit: Die Studie zeigt, dass eine 12-wöchige Supplementierung von täglich 4000 I.E. Vitamin D zu einer Verringerung der benötigten Opioiddosen und Müdigkeit bei Palliativpatienten beitragen kann (4).
Helde-Frankling, M., Klasson, C., Sandberg, C., Nordström, M. C., Warnqvist, A., Bergqvist, J., Bergman, P. & Björkhem-Bergman, L. (2021). ‘Palliative-D’—Vitamin D Supplementation to Palliative Cancer Patients: A Double Blind, Randomized Placebo-Controlled Multicenter Trial. Cancers, 13(15), 3707. https://doi.org/10.3390/cancers13153707
Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die häufigste Ursache für chronische Lebererkrankungen. Laut einer 2016 im Hepatology Journal publizierten Metaanalyse sind in Deutschland mehr als 12 Millionen Menschen, oder 20-30% der Bevölkerung, von einer NAFLD betroffen [1]. Da die NAFLD meist eine Folge des matabolischen Syndroms ist, steht sie in engem Zusammenhang mit Adipositas, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Chinesische Forscher untersuchten die Wirkung von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) auf verschiedene Parameter der nicht-alkoholischen Fettleber. In einer dreimonatigen randomisierten kontrollierten Studie wurden 111 Probanden mit Fettleber in drei gleich große Gruppen eingeteilt:
Gruppe 1 bekam 2,34 g Omega-3-Fettsäuren (DHA + PDA) + 1 680 I.E. Vitamin D verabreicht
Gruppe 2 bekam 2,34 g Omega-3-Fettsäuren (DHA + PDA) verabreicht
Gruppe 3 bekam Maisöl verabreicht
Nach Auswertung der Ergebnisse ging die Vitamin D + Omega-3-Gruppe als Sieger hervor, da sich bei ihren Probanden alle 7 Biomarker verbesserten. Nachfolgend sind alle untersuchten Biomarker mit der entsprechenden Änderung aufgelistet:
Einfluss von Vitamin D und Omega 3 auf diverse Parameter in Bezug auf NAFLD, Diabetes und Entzündungen:
Alaninaminotransferase (ALT): - 4,8 U/L
Triacylglycerol (TAG): reduziert
TNF-α-Spiegel: -0,18 ng/L
Insulin: – 1,58 mU/L vs. – 0,63 (Kontrollgruppe)
IL-1β: – 6,92 ng/L vs. 1,06 6,92 ng/L (Kontrollgruppe)
Aspartataminotransferase: -2,3 U/L
HOMA-IR: -0,31
Fazit:Die vorliegende Studie zeigt, dass die dreimonatige Gabe von Vitamin D + Omega-3 und von Omega-3 allein ähnliche positive Effekte auf die Biomarker für Leberzellschäden bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung haben. Im Vergleich zur Omega-3-Gruppe zeigten sich in der Vitamin-D + Omega-3-Gruppe zusätzliche positive Effekte auf den Insulinspiegel und die Entzündungswerte [2].
Abschließend sei erwähnt, dass die verabreichte Vitamin-D-Dosis von 1 680 I.E. zwar wirksam war, dass aber eine adäquate Verabreichung von mindestens 4000 I.E. wahrscheinlich noch deutlich bessere Ergebnisse erzielt hätte.
Younossi, Z. M., Blissett, D. B., Blissett, R., Henry, L., Stepanova, M., Younossi, Y., Racila, A., Hunt, S. A. & Beckerman, R. (2016). The economic and clinical burden of nonalcoholic fatty liver disease in the United States and Europe. Hepatology, 64(5), 1577–1586. https://doi.org/10.1002/hep.28785
Guo, X., Wang, C., Yang, T., Ma, W., Zhai, J., Zhao, T., Xu, T., Li, J., Liu, H., Sinclair, A. J. & Yang, B. (2022). The effects of fish oil plus vitamin D3 intervention on non-alcoholic fatty liver disease: a randomized controlled trial. European journal of nutrition, 61(4), 1931–1942. https://doi.org/10.1007/s00394-021-02772-0
Das Spektrum der positiven Wirkungen des Sonnenlichts auf verschiedenste Krankheitsbilder ist groß. Dazu gehört auch Brustkrebs, an dem laut WHO im Jahr 2020 weltweit 684.996 Frauen gestorben sind [1]. Forscher aus Puerto Rico sind in einer aktuellen Studie der Frage nachgegangen, welche Rolle die Sonne bzw. die damit verbundene UV-Exposition bei der Entstehung von Mammakarzinomen spielt. Sie fanden einen Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und einem verminderten Brustkrebsrisiko bei Frauen aus der Karibik [2].
Das Mammakarzinom ist nicht nur der häufigste bösartige Tumor der Frau, sondern in vielen Fällen auch mit einer ungünstigen Prognose verbunden. Es ist die zweithäufigste Todesursache bei Frauen. Umso beeindruckender sind hier die zahlreichen Publikationen zur Schutzfunktion von Vitamin D, von denen wir viele auf unserer Seite zu Krebserkrankungen dokumentiert haben.
Neue Erkenntnisse kommen jetzt aus der Karibik. In einer kürzlich durchgeführten bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie wurde die kumulative Sonnenexposition mit einem Chromameter analysiert, das die Reflektivität der Haut misst. Untersucht wurden 307 Brustkrebspatientinnen, die zusätzlich einen Fragebogen zur Ermittlung von Risikofaktoren beantworteten und zum Vergleich 328 Kontrollpersonen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Probandinnen, die über einen längeren Zeitraum der höchsten Sonneneinstrahlung (oberes Terzil) ausgesetzt waren, ein um 53 % geringeres Risiko hatten an Brustkrebs zu erkranken. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Frauen mit einer dunkleren Hautfarbe ein noch stärker vermindertes Brustkrebsrisiko von 67% aufwiesen, wenn sie einer höheren Sonnenexposition ausgesetzt waren.
Schlussfolgerung der Studienautoren: “Wir fanden ein geringeres Brustkrebsrisiko im Zusammenhang mit einer höheren Sonneneinstrahlung in einer Bevölkerungsgruppe, die unter hoher und kontinuierlicher Sonneneinstrahlung lebt. Dieses positive Ergebnis sollte im Zusammenhang mit anderen Wirkungen der Sonneneinstrahlung gesehen werden.”
Fazit der Forscher: “Sonnenexposition ist ein modifizierbarer Faktor, der direkt oder indirekt zu einem geringeren Brustkrebsrisiko beitragen kann [2].”
Risiko sinkt mit steigendem Vitamin D-Spiegel
Eine weitere Ende 2019 veröffentlichte Studie zum Thema Mammakarzinom möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, da sie in die gleiche Richtung weist. Sie bestätigt die aktuellen Daten aus der Karibik anhand einer umfangreichen Dosis-Wirkungs-Metaanalyse von 44 Fall-Kontroll- und sechs Kohortenstudien aus internationalen Publikationen. Insgesamt untersuchten Wissenschaftler mehr als 29.000 Brustkrebspatientinnen und mehr als 53.000 Kontrollpersonen aus Europa, USA, Asien, Kanada, Brasilien und Mexiko. Resultat: Es besteht ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und dem Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken.
Das Risiko einer Erkrankung reduziert sich statistisch fortlaufend um jeweils 6%, wenn der Vitamin D-Spiegel um nur 2 ng/ml angehoben wird [3]. Um das Ausmaß dieser Aussage zu verdeutlichen, haben wir für Sie die Ergebnisse in Abb. 1 grafisch dargestellt.
Abb. 1: Grafische Darstellung des Risikos, an einem Mammakarzinom zu erkranken, in Abhängigkeit vom Vitamin D-Spiegel für den Bereich von 5 bis 60 ng/ml (mit allen Vorbehalten gegenüber einer reinen Korrelation, aufgrund der Studienlage). Jeder Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels um 2 ng/ml senkt das Risiko um 6% [nach 3].
Nazario, C. M., Rosario-Rosado, R. V., Schelske-Santos, M., Mansilla-Rivera, I., Ramírez-Marrero, F. A., Nie, J., Piovanetti-Fiol, P., Hernández-Santiago, J. & Freudenheim, J. L. (2022). Sun ExposureIs Associated withReducedBreast Cancer Risk among Women Living in the Caribbean: The Atabey Study in Puerto Rico. Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention, 31(2), 430–435. https://doi.org/10.1158/1055-9965.epi-21-0932
Song, D., Deng, Y., Liu, K., Zhou, L., Li, N., Zheng, Y., Hao, Q., Yang, S., Wu, Y., Zhai, Z., Li, H. & Dai, Z. (2019b). Vitamin D intake, blood vitamin D levels, and the risk of breast cancer: a dose-response meta-analysis of observational studies. Aging, 11(24), 12708–12732. https://doi.org/10.18632/aging.102597
Eine aktuelle Dokumentation des SWR zum Thema Vitamin D, erhitzt seit einigen Wochen die Gemüter in den sozialen Medien, allen voran YouTube. Auch die SonnenAllianz und ihr Gründer und Vitamin-D-Experte Prof. Dr. Spitz werden darin mehrfach erwähnt. Die SWR-Dokumentation ist ein weiterer Akt einer Dauerkampagne gegen Vitamin D. Passend dazu werden unter dem YouTube-Video 6 Studien verlinkt, die bei genauer Lektüre entweder das Gesagte gar nicht belegen oder vom Studiendesign her keine Aussage zulassen.
In 5 der 6 Studien wurde mindestens einer der folgenden gravierenden Mängel festgestellt:
Zu geringe Dosierung verabreicht,
Ergebnisse beruhen auf Einmalgaben bzw. auf Bolus-Dosen,
keine Vitamin-D-Werte der Probanden ermittelt,
supplementierte Probanden waren nicht im Mangel, konnten sich daher nicht verbessern.
Die 6. Studie zum Thema Diabetes belegt ohnehin den Nutzen von Vitamin D bei Diabetes, auch wenn dort das Ergebnis als nicht signifikant eingestuft wurde.
Es lohnt sich aus unserer Sicht nicht, weiter auf die zahlreichen Falschdarstellungen und Fehlinformationen in diesem Dokumentarfilm detailliert einzugehen. Das Projekt SonnenAllianz ist unabhängig und spendenfinanziert, daher müssen wir unsere Ressourcen gezielt einsetzen. Unsere Forderung nach einer besseren Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung stützt sich nicht auf 6 Studien mit unzureichendem Design, sondern auf hunderte und tausende von Studien, darunter zahlreiche Interventionsstudien, die jederzeit auf unserer Website abrufbar sind.
Wir haben uns daher entschieden, die YouTube-Community sprechen zu lassen und zitieren im Folgenden einige aussagekräftige Kommentare. Denn die überwiegende Mehrheit der Kommentare stellt der Dokumentation nicht nur ein vernichtendes Urteil aus, sondern belegt eindrucksvoll, dass jeder Internetnutzer sich eigenständig eine hohe Fachkompetenz aneignen kann, die die Kompetenz von so manchen Redaktionen, Fakten-Checkern und leider auch noch immer von Ärzten bei weitem übersteigt.
Abzocke mit Vitamin D – Hier kommen die Fakten
Zunächst jedoch eine kurze Einordnung der Fakten aus finanzieller Sicht. Die Anti-Vitamin-D-Propaganda wird oft mit dem wirtschaftlichen Argument begründet, Vitamin D koste Geld und sei als Nahrungsergänzungsmittel nicht für alle kostenlos verfügbar.
So ist auch in dieser Dokumentation immer wieder von der Vitamin-D-Abzocke die Rede. Doch ein kurzer Blick auf den Online-Markt reicht, um zu wissen, dass eine Jahresration Vitamin D in deutscher Qualität nicht mehr als 25 Euro kostet, was in etwa 2 Euro pro Monat entspricht.
Enorme Umsätze mit dem so günstigen Vitamin D?
Die nach Ansicht der SWR-Redakteure enormen Umsätze mit Nahrungsergänzungsmitteln und Vitamin D verblassen, wenn man Sie beispielsweise mit den Umsätzen der Pharmaindustrie vergleicht.
Während in Deutschland im Jahr 2021 mit Nahrungsergänzungsmitteln ein Umsatz von 2,69 Milliarden Euro erzielt wurde, liegt der Umsatz der Pharmaindustrie mit 53,6 Milliarden Euro mehr als zwanzigmal so hoch. Im Jahr 2022 wurden mit Vitamin D und Vitamin A zusammen 108 Millionen Euro umgesetzt.
In der folgenden Grafik haben wir die Umsätze grafisch dargestellt, wobei der Anteil von Vitamin D und A zusammen so verschwindend gering ist, dass er grafisch nicht wahrnehmbar ist.
Abb. 1: Umsatz von Vitamin D&A im Vergleich zu Nahrungsergänzungsmitteln und Pharmaindustrie.
Dass das Scheinargument der Vitamin-D-Abzocke völlig haltlos ist, dürfte den meisten Lesern nach der Betrachtung des Diagramms klar sein. Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass Vitamin D im Gegensatz zu vielen Medikamenten nicht patentierbar ist und daher nicht zu sehr hohen Preisen angeboten werden kann, was gut für die Volksgesundheit, aber schlecht für die wirtschaftlichen Nutznießer bestimmter Krankheiten ist.
So berichten Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums 2021 in der internationalen Zeitschrift „Molecular Oncology“, dass auf der Basis einer ausreichenden Vitamin D Versorgung der älteren Bevölkerung (ab dem 50. Lebensjahr) jährlich 30.000 Krebstote in Deutschland vermieden und 1,2 Milliarden € Kosten im deutschen Gesundheitssystem eingespart werden könnten! Diese Pesrpektive klingt sehr wünschenswert, jedoch sicherlich nicht in den Ohren derjenigen, die durch die vermiedene Krankheitslast eine jährliche Umsatzeinbuße von eben diesen 1,2 Milliarden Euro zu verzeichnen hätten. Allein diese eine, allgemein verfügbare Studie aus einem renommierten deutschen Forschungsinstitut zeigt nochmals die Fragwürdigkeit der Aussagen des SWR.
FAZIT: Die Aufklärung über Vitamin D wird daher leider nicht von finanzstarken Konzernen (und ihren Pressekanälen) vorangetrieben, sondern ist auf Idealismus, Spenden und mutige Protagonisten ohne finanzielle Interessen angewiesen.
Daher freuen wir uns, dass Sie gesund, kritisch und hellwach bleiben. Sie können viel bewegen, indem Sie Ihre Mitmenschen auf die Informationen der SonnenAllianz hinweisen. Jeder „Follower“ hilft unsere Mission der selbstverantwortlichen Gesunderhaltung- und werdung zu stärken!
Ihr Jörg Spitz und das Team der SonnenAllianz
Und als Schmankerl hier nun die besten und aussagekräftigsten Kommentare aus der Community zum Video:
Johannes K schreibt:
„Ich finde es etwas amüsant. Es wird in dieser Dokumentation extra der Unterschied zwischen Beobachtungsstudien und Interventionsstudien erklärt. Man stellt bei der Dame eine Insulinresistenz und einen guten Vitamin D Status fest. Ergo Vitamin D verursacht Insulinresistenz. Wie war das nochmal mit Kausalität und Korrelation. Dass Vitamin D an vielen Stoffwechselwegen beteiligt ist, ist den meisten hier ohnehin schon klar. Leider beantwortet dies trotzdem nicht inwiefern ein kausaler Zusammenhang zwischen Insulinresistenz und einem Vitamin D Spiegel von 54ng besteht. Wasser ist auch an vielen Stoffwechselwegen beteiligt es wird wohl sehr viele geben, die eine Insulinresistenz haben und Wasser trinken. Was schließen wir daraus? Wir brauchen zunächst einmal Interventionsstudien, es könnte ja sein, dass Wasser in adäquater Dosierung eine Insulinresistenz begünstigt.“
Klimpertrude schreibt:
„Die Doku bestätigt mir wieder meine jahrelange Erfahrung, dass Endokrinologen zu großen Teilen Knalltüten sind. Unfassbar 🙄 Eine Frau, die regelmäßig Vitamin D supplementiert, hat, oh Wunder, einen guten Vitamin D Wert. Daraufhin zu sagen, dass sie es nicht nötig hätte und die Krönung, zu sagen, dass ihre leichte Insulinresistenz mit ihrer Vitamin D Supplementierung zu tun haben könnte, obwohl Studien genau das Gegenteil belegen, ist schon ein starkes Stück. Das wäre so, als wenn ich einem Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion sage, er bräuchte seine SD Hormone jetzt nicht mehr, weil seine Werte ja jetzt gut sind. Auch tatsächlich alles schon vorgekommen 🤦🏼♀️ Und der Gipfel, zu suggerieren, dass man lieber auf Vitamin D verzichten solle, als auf Schokolade, bei Insulinresistenz, grenzt an absoluter Fahrlässigkeit.“
Bar Ack schreibt:
„Eine typische Vitamin D Doku.
Contra:
-Kein Wort über die synergistische Wirkung mit K2. Damit würde das Calcium im Blut in Knochen eingebaut werden =keine Verkalkung.
-Kein Fokus auf ein gesundes Immunsystem - das ist der Hauptgrund weswegen ich es im Winter nehme.
-Diese einzelnen Schicksale, die sehr viel Vit D genommen haben (wahrscheinlich auch ohne K2) sagen nichts über eine generelle Gefährlichkeit bei normaler Supplementation von ca. 5000 IE im Winter für die Masse aus.
-Das der Endokrinologe über eine Insulinresistenz in Zusammenhang mit Vit D spekuliert ist sehr unseriös. Die Ursachen sind sehr vielseitig dafür (z.B. Ernährung)
-Es sollten Quellen für die Interventionsstudien geben. Es ist erstmal sehr fraglich das Vit D bei z.B. einer über Jahrzente entstehenden Osteoporose helfen kann. Wen wundert das? Und dann am besten noch mit mikriegen 800IE "intervenieren"
-Die große Geldmacherei zu unterstellen während bei Mitteln wie Bluthochdrucksenkern, Cholesterinsenkern oder Insulin RIESIGE Summen ausgegeben werden ist ein Witz. Die Krankheiten dahinter sind sehr oft positiv zu beinflussen mit Lebenstiländerung (mal ist Ernährung ein großes Thema) ViT D ist hier der David - Pharmaindustrie der Golitah.
Pro:
-Die Messwerte waren beim Arzt höher als im Haustest. Da würden mich die Gründe interessieren.“
Solaris schreibt:
„Wurde hier nicht wieder eine Sau durchs Dorf getrieben bzw. der Sturm im Wasserglas? Es wird der Eindruck vermittelt, als wenn sich mit Vitamin D die Verkäufer die Taschen voll machen. Ja und wenn es so wäre, ich als Konsument habe wenigstens einen Nutzen davon im Gegensatz zu so manchen pharmazeutischen Produkt. Und was ich komisch finde ist, das hier die Verhältnismäßigkeiten völlig verzerrt werden. Zum Beispiel werden hier zwei Rentner angeführt, die Vitamin D in viel zu hoher Dosis genommen haben und dadurch Dialysepflichtig wurden. Aber die Millionen Konsumenten, bei denen der Vorteil den Nachteil überwiegt, werden völlig verschwiegen. Wie viele Menschen sterben an falscher Medikation oder Übertherapie? Und der Herr Prof Fassnacht sollte sich vielleicht auch mal näher mit dem Thema beschäftigen, als irgendwelche Referenzwerte, die gegen Null tendieren, als normal oder ausreichend zu bezeichnen.“
Nana schreibt:
„Ich hab jetzt schon nach 10min keine Lust mehr weiterzuschauen. Als ob ihr den Zuschauer für selten dämlich hält.
Wie kommt man darauf zu glauben, dass man irgendwas braucht, nur weil es die Apotheke behauptet? Die Apotheke verkauft auch Antifaltencremes, die keiner braucht. Warum sollte es mit Vitaminen anders sein, wenn ich fragen darf?
Daraus zu schließen, dass etwas gesundheitlich nicht sinnvoll ist, weil es die Krankenkassen nicht bezahlen, ist mit Abstand das dümmste, was ich seit Langem gehört habe. Ein banales Beispiel, das fast jeder kennt: Physiotherapie wird immer mehr zur Eigenleistung, obwohl es sehr sehr vielen Menschen hilft und sogar OPs verhindern kann unter Umständen. Außerdem kann jeder chronisch Kranke von notwendigen Leistungen ein Lied singen, die die KKs nicht oder nur teilweise zahlen.
Welcher Redakteur nimmt denn beim SWR so einen gequirlten Unsinn ab? Ihr solltet euch schämen!“
HO schreibt:
„Zum Glück sind wir alle Erwachsen und können selbst bestimmen ob wir Vitamin D nehmen oder nicht! Ich nehme es seit 8 Jahren hochdosiert und habe super Werte! Eine insulinresistenz auf dem Vitamin D Haushalt zu schieben ist der größte Schmarren überhaupt 😅 Das metabolische Syndrom betrifft so viele Menschen aufgrund unserer Lebensweise, Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht etc. - und garantiert nicht weil man einen guten Vitamin D wert hat! 😏“
R Wundert schreibt:
„Höflich gesagt halte ich mich lieber an die Erfahrungen der Kommentatoren bei diesem Thema.“
Reaktionen auf YouTube sehenswerter als Originaldoku
Abschließend empfehlen wir noch das Video des Vitamin-D-Experten Raimund von Helden, der ausführlich auf zahlreiche Falschinformationen in der SWR-Dokumentation eingeht und diese richtigstellt.
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Dass die Sonne Voraussetzung für unsere Existenz ist und wir ohne sie und ihre Strahlung nicht lange überleben können, war lange Zeit unbestritten. In den letzten Jahren häufen sich jedoch die eindringlichen Appelle, jegliche UV-Strahlung ohne Rücksicht auf Verluste zu meiden. Zahlreiche Langzeitstudien stehen diesen Warnungen und Behauptungen diametral entgegen.
Je mehr UV-Exposition, desto weniger Melanome
Forscher des Zentrum für radiologische Gesundheit, eine Abteilung der amerikanischen Food and Drug Administration, verglichen die jährliche UV-Belastung von Indoor- und Outdoor-Arbeitern. Dabei zeigte sich, dass Erwachsene, die im Freien arbeiten, einer etwa drei- bis neunmal höheren UV-Strahlenexposition ausgesetzt sind als Beschäftigte in geschlossenen Räumen.
Seit mehreren Jahrzehnten nimmt die Inzidenz des malignen Hautmelanoms bei hellhäutigen, in Innenräumen arbeitenden Menschen weltweit stetig zu, während Arbeiter im Freien davon nicht betroffen sind. Die zunehmenden Melanom-Inzidenzen korrelieren dabei signifikant mit einer abnehmenden persönlichen jährlichen UV-Strahlenbelastung [1, 2]. Anders ausgedrückt: Je mehr Menschen sich der UV-Strahlung entziehen, desto höher steigt das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken.
Ein weiterer Ausdruck dieses vermeintlichen Paradoxons findet sich in der geringeren Inzidenz von Melanomen bei Outdoor-Arbeitern, wenn man diese mit Indoor-Arbeitern vergleicht. Obwohl erstere in deutlich höherem Maße UV-Exposition ausgesetzt sind als Menschen, die in von der Sonne abgeschotteten Räumen arbeiten [3].
Laut einer Studie der University of California, die an aktiven Soldaten der US-Marine durchgeführt wurde, hatten Innendienstmitarbeiter eine doppelt so hohe Melanom-Inzidenzrate wie ihre Kollegen, die hauptsächlich an Deck eines Schiffes und damit häufig in der Sonne arbeiteten.
Die Inzidenzraten von Melanomen waren zudem am Rumpf höher als an Kopf und Armen, die häufiger dem Sonnenlicht ausgesetzt waren [4]. Diese Beobachtungen, die auch Ergebnisse anderer Studien ähneln, erlauben starke Zweifel an der weit verbreiteten Auffassung, dass das Verweilen unter UV-Strahlung der alleinige Hauptrisikofaktor für Hautkrebs sei.
Auch keine Verbesserung durch Sonnencreme: Darüber hinaus stehen Wissenschaftler weltweit vor dem Rätsel, warum die Melanom-Inzidenz trotz der zunehmenden Verwendung von Sonnenschutzmitteln, die eigentlich mehr Schutz bieten sollten, weiter zunimmt [3].
Vitamin D-Mangel als Risikofaktor für Hautkrebs
Fest steht, dass Vitamin D-Mangel ein Hauptrisikofaktor für die Melanomentstehung ist. Durch seine antitumorale Wirkung, welche wir in unserem Krebs-Artikel ausführlich erklären, bietet das Sonnenhormon, das unter Einwirkung von UV-Strahlung auf unserer Haut gebildet wird, einen Schutz vor einer Vielzahl an Tumoren. Ein weiterer Faktor scheint die reduzierte Bräunungsfähigkeit zu sein. Die dadurch verminderte Schutzkraft der Haut kommt vor allem dann zum Tragen, wenn die Haut nicht langsam an UV-Strahlung gewöhnt wird, sondern hohe Dosen UV-Strahlung in kurzer Zeit auf unvorbereitete (ungebräunte) Hautareale einwirken. Ein Musterbeispiel dafür ist der sonnenvermeidende Büroangestellte, der im Sommerurlaub die pralle Sonne genießt und sich als Reaktion darauf mehrere Sonnenbrände zuzieht, weil er seine Haut vorher nicht an die höhere UV-Belastung gewöhnt hat.
Fazit: Menschen die sich viel im Freien aufhalten, haben ein geringeres Risiko an malignen Melanomen zu erkranken. Menschen die sich von der Sonne abschotten und niedrige Vitamin D-Spiegel aufweisen, haben ein erhöhtes Risiko an schwarzem Hautkrebs zu erkranken. Sonnenbrände und intermittierende, also eine Besonnung auf unvorbereitete Haut in zeitlichen Abständen, scheinen das Risiko ebenfalls zu erhöhen. Es ist daher sinnvoll, die Kraft der Sonne regelmäßig zu nutzen, sich an mäßige Sonnenbestrahlung zu gewöhnen und Sonnenbrände strikt zu vermeiden.
Godar, D. E., Landry, R. J. & Lucas, A. D. (2009). Increased UVA exposures and decreased cutaneous Vitamin D3 levels may be responsible for the increasing incidence of melanoma. Medical Hypotheses, 72(4), 434–443. https://doi.org/10.1016/j.mehy.2008.09.056
Merrill, S. J., Ashrafi, S., Subramanian, M. & Godar, D. E. (2015b). Exponentially increasing incidences of cutaneous malignant melanoma in Europe correlate with low personal annual UV doses and suggests 2 major risk factors. Dermato-Endocrinology, 7(1), e1004018. https://doi.org/10.1080/19381980.2014.1004018
Garland, F. C., White, M. R., Garland, C. F., Shaw, E. & Gorham, E. D. (1990). Occupational Sunlight Exposure and Melanoma in the U.S. Navy. Archives of Environmental Health: An International Journal, 45(5), 261–267. https://doi.org/10.1080/00039896.1990.10118743
Unter Lichttherapie oder auch Phototherapie versteht man eineBehandlungsmethode durch den Einsatz von speziellen Lampen, die weißes fluoreszierendes Licht abgeben. Der UV-Anteil wird dabei teilweise herausgefiltert während die Lichtintensität mindestens 2.500 Lux und je nach Intensität sogar über 10.000 Lux betragen kann.Mehrere Studien zeigen einen positiven Effekt der Lichttherapie bei saisonalen Depressionen oder Stimmungsschwankungen und weisen darauf hin, dass eine Lichttherapie bzw. Phototherapie zur Linderung der Symptome führen kann [1].
Bereits im Jahr 2005 wurden im Rahmen einer Metaanalyse aus 20 Studien rund um das Forscherteam von Golden et al. vielversprechende Ergebnisse zum Thema Depressionpubliziert. Für die Metaanalyse wurden die Studien nach folgenden Anwendungskriterien kategorisiert in:
Behandlung mit hellem Licht für saisonale-affektive Störungen (Winterdepression),
Behandlung mit hellem Licht für nicht-saisonbedingte Depressionen,
Behandlung durch Dämmerungssimulation für saisonale-affektive Störungen,
Behandlung mit hellem Licht als Zusatzbehandlung in Kombination mit herkömmlichen Antidepressiva bei nicht-saisonaler Depression.
Die zusammenfassende Recherche zeigte signifikante Verringerungen der Depressionssymptome nach der Lichttherapie bei saisonalen-affektiven Störungen und bei nicht-saisonalen Depressionen sowie eine signifikante Wirkung der Dämmerungssimulation bei saisonaler-affektiver Störung.
Bei der Auswertung von 4 Studien stellte sich heraus, dass sich der Remissionsgrad für saisonal-affektive Störungen um den Faktor 2,9 verbesserte, was eine signifikante Abschwächung der Symptome bedeutet [2].
Anwendungsempfehlungen für einen gesunden Umgang mit Sonnenlicht und Lichttherapie
Unserer Meinung nach Grund genug, sich dem Thema auch in der täglichen Praxis zu widmen. Egal ob künstliche oder natürliche Lichttherapie durch die Sonnenstrahlung — der optimale Zeitpunkt für eine solche Anwendung ist direkt nach dem Aufstehen am frühen Morgen. Dadurch wird die Melatoninproduktion gestoppt und folgend setzt dessen Produktion am Abend früher ein und führt zu einem leichteren Einschlafen. So wird der zirkadiane Rhythmus positiv beeinflusst, lindert Depressionen und verbessert die Schlafqualität [3]. Für eine regelrechte Anwendung folgen nun einige Empfehlungen für den Umgang mit Licht von Prof. Dr. Seheult, Facharzt für Innere Medizin, Schlafmedizin, Intensivmedizin und Lungenkrankheiten, aus seinem YouTube Video: Sunlight: Optimize Health and Immunity (Light Therapy and Melatonin), siehe unten.
Die tägliche Sonnenlicht-Exposition sollte bestenfalls früh morgens, wenn möglich noch vor 09:00 Uhr stattfinden.
Die Photorezeptoren in der Retina benötigen sehr helles Licht, um aktiviert zu werden. Bei sehr hellem Licht bzw. sonnigem Wetter erfolgt diese Aktivierung in 30 Sekunden, bei bewölktem Himmel jedoch benötigt es 5-20 min.
Es sollten keine Sonnenbrillen, Fenster oder Windschilde das Sonnenlicht durchbrechen, da sie die Retinastimulation verzögern. Anders verhält es sich mit optischen Brillen und Kontaktlinsen, die nicht in der Lage sind das Licht zu brechen.
Sollte keine Sonnenlicht-Exposition möglich sein, stellen Lichttherapie-Geräte eine gute Alternative dar. Mit einer Lichtintensität von ca. 10 000 Lux reicht eine Behandlung für 20-30 min pro Tag. Für einen wirksamen Effekt sollte der Patient ca. 50-80 cm vom Gerät mit geöffneten und nicht bedeckten Augen entfernt sitzen [1].
Blaues natürliches Licht aus natürlichen Quellen während des Tages ist gut und deshalb sollten keine Brillen getragen werden, die blaues Licht blockieren.
Der Lichteinfluss nach Sonnenuntergang sollte so gut wie möglich minimiert und eher Licht mit roter Wellenlänge bevorzugt werden. Dazu eignen sich Blaulichtfilter bei elektronischen Geräten und/oder die Verwendung von Blaulichtbrillen.
Generell sollten Bildschirme idealerweise 2 Stunden vor dem Schlafengehen gemieden werden.
Und hier das Informationsvideo von Dr. Seheult:
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2. Golden, R. N., Gaynes, B. N., Ekstrom, R. D., Hamer, R. M., Jacobsen, F. M., Suppes, T., Wisner, K. L. & Nemeroff, C. B. (2005, April). The Efficacy of Light Therapy in the Treatment of Mood Disorders: A Review and Meta-Analysis of the Evidence. American Journal of Psychiatry, 162(4), 656–662. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.162.4.656
3. Brainard, G. C., Sliney, D., Hanifin, J. P., Glickman, G., Byrne, B., Greeson, J. M., . . . Rollag, M. D. (2008, October). Sensitivity of the human circadian system to short-wavelength (420-nm) light. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18838601