Vitamin D obligatorisch bei Störungen der Schilddrüse

Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den häufigsten endokrinen Störungen in Deutschland und können eine Vielzahl von Symptomen verursachen, von denen viele unspezifisch sind. Diagnose und Behandlung erfolgen in der Regel durch Endokrinologen und Hausärzte, wobei Laboruntersuchungen wie TSH-Tests und Ultraschalluntersuchungen häufig eingesetzt werden. Die Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen steigt mit dem Alter und hängt u.a. mit verschiedenen Mikronährstoffen, ganz besonders aber mit dem Vitamin D-Stoffwechsel zusammen.

Einleitend werden die beiden häufigsten Schilddrüsenfehlfunktionen kurz erläutert, um die anschließend dargestellten Ergebnisse besser einordnen zu können.

Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist eine Erkrankung, die durch eine übermäßige Aktivität der Schilddrüse gekennzeichnet ist. Dabei produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone, insbesondere Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), was zu einem beschleunigten Stoffwechsel und einer Vielzahl von Symptomen führt. Typische Anzeichen einer Hyperthyreose können Gewichtsverlust, schneller Herzschlag, Zittern, erhöhte Nervosität, vermehrtes Schwitzen, Wärmeintoleranz, Müdigkeit, Muskelschwäche und Schlafstörungen sein.

Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) ist eine Erkrankung, bei der die Schilddrüse nicht genug Schilddrüsenhormone produziert, um den Körper richtig zu versorgen. Dies führt zu einem langsameren Stoffwechsel und einer Vielzahl von Symptomen, darunter Müdigkeit, Gewichtszunahme, trockener Haut, Verstopfung, Kälteempfindlichkeit, Gedächtnisproblemen, Muskelschwäche und depressiver Stimmung. Die häufigste Ursache für Hypothyreose ist Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift und zerstört, was zu einer Unterfunktion führt.


Kanadische Studie mit erstaunlichen Ergebnissen:

Das kanadische Forscherteam um Mirhosseini et al. stellte in einer Interventionsstudie mit 11.017 Teilnehmern fest, dass eine einjährige Vitamin D-Gabe von 6.000 I.E./Tag und damit einhergehende Vitamin D-Spiegel von mehr als 40 bzw. 50 ng/ml einen positiven Effekt auf die beiden oben beschriebenen Schilddrüsenerkrankungen haben.

Probanden, die keine Schilddrüsenmedikamente einnahmen waren bei Studienbeginn zu 1,3 % von einer Hypothyreose betroffen. Nach einjähriger Einnahme von Vitamin D verringerte sich dieser Wert auf 0,3 %, was einer relativen Reduktion von 77 % entspricht.

Eine subklinische (klinisch nur schwer erkennbare, latente) Hypothyreose wurde bei 22,1 % der Teilnehmer zu Studienbeginn und bei 5,8 % bei der Nachuntersuchung festgestellt, was einer relativen Reduktion um 74 % entspricht.

Vitamin D-Spiegel von über 50 ng/ml waren zudem mit einem um 30% reduzierten Risiko für Hypothyreose und einer signifikanten Senkung des TSH assoziiert.

Vitamin D-Spiegel unter 50 ng/ml standen im Zusammenhang mit:

  • einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenerkrankungen
  • einem um 107 % erhöhtes Risiko für erhöhtes TSH
  • einem um 118 % erhöhten Risiko für Anti-TPO
  • einem um 115 % erhöhten Risiko für erhöhte Anti-TG

TSH: ist das Hormon, das die Schilddrüse stimuliert. Es wird von der Hypophyse im Gehirn produziert und reguliert die Schilddrüsenfunktion.

TPO: Thyreperoxidase, ein Enzym in der Schilddrüse, das für die Produktion von Schilddrüsenhormonen notwendig ist.

Anti-TPO: sind Antikörper, die das Enzym Thyreperoxidase angreifen. Ein hoher Anti-TPO-Spiegel weist auf eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung hin, insbesondere Hashimoto-Thyreoiditis.

Anti-TG: Diagnostische Parameter für chronisch entzündliche Schilddrüsenerkrankungen (Autoimmunthyreoiditis) wie Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis.


Fazit: Vitamin D reguliert den Schilddrüsenstoffwechsel in vielerlei Hinsicht und sollte bei Betroffenen stets berücksichtigt werden. Vitamin D-Spiegel oberhalb von 50 ng/ml wirken sich positiv auf Schilddrüsenüber- und Unterfunktion und verschiedene damit verbundene Labor-Parameter aus!

Quellenangabe:

Mirhosseini, N., Brunel, L., Muscogiuri, G. & Kimball, S. (2017). Physiological serum 25-hydroxyvitamin D concentrations are associated with improved thyroid function—observations from a community-based program. Endocrine, 58(3), 563–573. https://doi.org/10.1007/s12020-017-1450-y

Quellenangaben Bildmaterial:

mi_viri / shutterstock.com