Gefährliche Sonnenschutzmittel

Gefährliche Sonnenschutzmittel

In den vergangenen Jahren wurde eine zunehmende Anzahl experimenteller Studien veröffentlicht, die darauf hinweisen, dass mehrere UV-Filter endokrine Störungen und Hautkrebs verursachen könnten. Auch wenn einige Filter bei ordnungsgemäßem Gebrauch vor Sonnenbrand durch UV-Strahlung schützen, so sollten chemische Sonnenschutzmittel mit Bedacht ausgewählt und angewendet werden, denn bei vielen Inhaltsstoffen wurden bereits schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit nachgewiesen.

Das erste kommerzielle Sonnenschutzmittel wurde in den 1930er Jahren entwickelt, um vor der UV-B-Strahlung zu schützen und so einen Sonnenbrand zu verhindern. 1970 wurden Sonnenschutzmittel weiterentwickelt, um sowohl gegen UV-A-Strahlung als auch gegen UV-B-Strahlung zu schützen, da sie möglicherweise eine kausale Rolle bei der Entwicklung von Hautkrebs, insbesondere bösartiger Melanome, spielen. Ob dieses Ziel erreicht wurde, ist bis heute fraglich. Gute Sonnenschutzmittel können aber wohl vor Sonnenbrand, Sonnenkeratose und Nicht-Melanom-Hautkrebs schützen.

Die Verwendung von Sonnenschutzmitteln mit UV-Filtern nimmt weltweit zu. Die Inzidenz der malignen Störung, gegen die Sonnenschutzmittel eigentlich schützen sollten, nimmt aber paradoxerweise ebenfalls rapide zu. "Einen Nachweis für eine protektive Wirkung gegen den schwarzen Hautkrebs gibt es bis heute nicht", so das Forscherteam rund um Kraus et al. von der Abteilung für Wachstum und Fortpflanzung an der Universität Kopenhagen, Rigshospitalet, Kopenhagen, Dänemark, dessen Untersuchungen 2012 veröffentlicht wurden.

Darüber hinaus wiesen immer mehr Tierversuche und In-vitro-Studien darauf hin, dass einige UV-Filter schädliche Wirkungen als endokrine Disruptoren haben könnten (1).


Reine UV-B-Blocker erhöhen das Risiko für maligne Melanome

Ein Risikofaktor für die Entstehung von weißem und schwarzem Hautkrebs sind chemisch hergestellte Sonnenschutzmittel, wenn diese nur die für die Vitamin D-Bildung notwendige UV-B-Strahlung filtern. Die viel tiefer in die Haut eindringende UV-A-Strahlung kann dabei ohne Dämpfung der Strahlung Schäden an der Haut verursachen, während der melanom- und hautschützende Effekt des Vitamin D ausgeschaltet wird. Viele synthetische Sonnenschutzmittel sind alleine durch die Unterbindung der Vitamin D-Produktion ein Risikofaktor für maligne Melanome, wie wir in unserem Artikel zum Thema Hautkrebs bereits dargelegt haben. Hinzu kommt eine ganze Palette von toxischen Chemikalien, die zusätzlich im Verdacht stehen, gesundheitsschädigend zu wirken.


Meiden Sie Octinoxat!

Derzeit ist der UV-B-Blocker Octinoxat (OMC oder Octylmethoxycinnamat genannt) der am häufigsten verwendete UV-B-Filter in Sonnenschutzmitteln und in 90% aller Produkte enthalten (Stand 2019 lt. Lorigo et al. aus 3). Seine Anwendung hat sich bei der Vorbeugung von Sonnenbränden als wirksam erwiesen. Einen Nachweis für den Schutz vor malignen Melanomen wurde jedoch bis heute nicht erbracht. Studien haben gezeigt, dass sich Octinoxat wie ein endokriner Disruptor verhält und das normale Funktionieren von Organismen verändert. Einige Studien legen nahe, dass Octinoxat eine östrogene, antiandrogene, antiprogestische und anti-thyroidale Aktivität ausübt (2,3), Eine andere In-Vitro-Untersuchung bestätigt überdies eine nachgewiesene Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit (siehe unten).

In Hawaii wurde Octinoxat aufgrund seiner tödlichen Wirkung auf Korallenriffe verboten. Fakt ist, einmal auf die Haut geschmiert, landet die Chemikalie kurze Zeit später ungefiltert im Blutkreislauf.


13 von 31 zugelassene Sonnenschutzmittel beeinträchtigen Fruchtbarkeit

Im April 2016 publizierte die „Endocrine Society“ eine Studie (4), die berichtete, dass die üblicherweise in Sonnenschutzmitteln verwendeten UV-Filterchemikalien die Funktion menschlicher Spermien beeinträchtigen und teilweise die Wirkung des weiblichen Hormons Progesteron nachahmen.

"Dieser bedenkliche Umstand könnte die immer weiter voranschreitende ungeklärte Unfruchtbarkeit teilweise erklären", sagte der leitende Forscher der Studie, Niels Skakkebaek, MD, DMSc, Professor an der Universität Kopenhagen und Forscher am Kopenhagener Universitätsklinikum Rigshospitalet.

Berichten zufolge befinden sich UV-Filterchemikalien nicht nur in menschlichen Blutproben, sondern darüber hinaus in 95% der Urinproben in den USA, Dänemark und anderen Ländern.

Bei den Untersuchungen von Skakkebaek et al., wurden 29 von 31 in der EU und USA zugelassenen UV-Filtern an lebenden, gesunden menschlichen Samenzellen aus frischen Samenproben verschiedener Spender analysiert. Dabei wurden insbesondere die Kalziumsignale, die in der Zelle durch Änderung der Kalziumionenkonzentration hervorgerufen werden bewertet, die für die Samenzellenfunktion ausschlaggebend sind.

Das Ergebnis: 13 von 29 getesteten UV-Filter schleusen Kalziumionen in die Samenzelle ein und beeinträchtigen somit die normale Funktion der Samenzelle.

"Dieser Effekt setzte bei sehr geringen Dosierungen der Chemikalien ein, die unter den Werten einiger UV-Filter lagen, die bei Menschen nach der Ganzkörperanwendung von Sonnenschutzmitteln gefunden wurden", so Skakkebaek.

Als wäre das nicht schwerwiegend genug scheinen 9 der 13 UV-Filter als endokrine Disruptoren zu wirken, darunter auch Octinoxat. Dies bedeutet, dass diese Substanzen auf schädliche Weise aktiv in das menschliche Hormonsystem eingreifen. Folgende betroffene UV-Filter sind in der EU bzw. den USA zugelassen (5):

zugelassen in der EU:

  • Octinoxate (Ethylhexyl methoxycinnamate oder Octylmethoxycinnamat)
  • Oxybenzon (Benzophenone-3 oder BP-3)
  • Avobenzone (Butyl methoxydibenzoylmethane)
  • Homosalate (Homomenthylsalicylat)
  • Padimate O (OD-PABA  oder Ethylhexyl dimethyl PABA)
  • Octisalate (Octylsalicylat oder Ethylhexyl salicylate)
  • Octocrylen (2-Ethylhexyl-2-cyano-3,3-diphenylacrylat)
  • Enzacamen  (4-MBC  oder 4-Methylbenzylidene camphor)
  • 3-Benzylidencampher (3-BC)
  • Amiloxate (Isoamyl P-methoxycinnamate)
  • BCSA (Benzylidene camphor sulfonic acid)
  • DHHB (Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate)

zugelassen in den USA:

  • Octinoxat (oder Octylmethoxycinnamat oder Octylmethoxycinnamat)
  • Oxybenzon (Benzophenone-3 oder BP-3)
  • Avobenzon (Butyl methoxydibenzoylmethane)
  • Homosalat (Homomenthylsalicylat)
  • Octisalate (Octylsalicylat oder Ethylhexyl salicylate)
  • Octocrylen (2-Ethylhexyl-2-cyano-3,3-diphenylacrylat)
  • Oxybenzon (Benzophenone-3 oder BP-3)
  • Padimate O (OD-PABA  oder Ethylhexyl dimethyl PABA)
  • Meradimat (Menthyl anthranilate)

Fazit: Bei der Verwendung von Sonnenschutzmitteln, die als Creme, Sprays oder Öle angeboten werden, sollten unbedingt die Inhaltsstoffe berücksichtigt werden. Von 19 in den USA zugelassenen Wirkstoffen schätzt die FDA (Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten) lediglich 2 mineralische Inhaltsstoffe als ungefährlich ein: Zinkoxid und Titandioxid, aber nicht in Form von Nanopartikeln! Sonnenschutzmittel, die chemische Inhaltsstoffe aufweisen und deren Langzeitfolgen nicht ausreichend erforscht sind, sollten selbsterklärend nur in entsprechenden Dosierungen aufgetragen oder gänzlich durch natürliche Alternativprodukte ersetzt werden. Eine weitere alternative Maßnahme um sich bei einem längeren Aufenthalt in der Sonne vor Sonnenbrand zu schützen, ist außerdem die Nutzung von schützender Kleidung und Kopfbedeckung.

Quellen:

  1. Krause, M., Klit, A., Jensen, M. B., Søeborg, T., Frederiksen, H., Schlumpf, M., … Drzewiecki, K. T. (2012). Sunscreens: are they beneficial for health? An overview of endocrine disrupting properties of UV-filters. International Journal of Andrology, 35(3), 424–436. doi: 10.1111/j.1365-2605.2012.01280.x
  2. Lorigo, M., Mariana, M., & Cairrao, E. (2018). Photoprotection of ultraviolet-B filters: Updated review of endocrine disrupting properties. Steroids, 131, 46–58. doi: 10.1016/j.steroids.2018.01.006
  3. Lorigo, M., Quintaneiro, C., Lemos, M., Martinez-De-Oliveira, J., Breitenfeld, L., & Cairrao, E. (2019). UV-B Filter Octylmethoxycinnamate Induces Vasorelaxation by Ca2 Channel Inhibition and Guanylyl Cyclase Activation in Human Umbilical Arteries. International Journal of Molecular Sciences, 20(6), 1376. doi: 10.3390/ijms20061376
  4. Some Sunscreen Ingredients May Disrupt Sperm Cell Function. (n.d.). Retrieved from https://www.endocrine.org/news-and-advocacy/news-room/2016/some-sunscreen-ingredients-may-disrupt-sperm-cell-function
  5. Rehfeld, A., Egeberg, D. L., Almstrup, K., Petersen, J. H., Dissing, S., & Skakkebæk, N. E. (2018). EDC IMPACT: Chemical UV filters can affect human sperm function in a progesterone-like manner. Endocrine Connections, 7(1), 16–25. doi: 10.1530/ec-17-015

Bilder: www.pixabay.com