Typ-2-Diabetes führt im fortgeschrittenen Stadium häufig zu Komplikationen wie dem sogenannten “diabetischen Fuß”, bei dem vermehrt offene, schlecht heilende Wunden an den Füßen auftreten. Eine vor kurzem veröffentlichte Meta-Analyse (Wu, 2025) zeigt nun eindrucksvoll, dass Vitamin D zur Heilung diabetischer Fußgeschwüre beitragen kann, indem es den Blutzuckerspiegel reguliert, die Insulinsensitivität verbessert und entzündungshemmend wirkt. Diese Erkenntnisse sind nicht nur wichtig für Betroffene, sondern auch für Fachleute, die nach innovativen Behandlungsansätzen für Patienten mit diabetischen Fußgeschwüren suchen.
Um den Einfluss einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Heilung von diabetischen Fußgeschwüren systematisch zu bewerten, führte der Wissenschaftler Xiaokun Wu mit seinem Team eine Meta-Analyse (2025) durch, in die sieben randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit insgesamt 580 Patienten einbezogen wurden.
Um eine Veränderung der Fußgeschwüre zu bewerten, definierten die Wissenschaftler folgende Endpunkte:
- Primäre Endpunkte: Wundheilungsrate¹, Wundschrumpfungsrate² und Veränderung der Wundgröße³
- Sekundäre Endpunkte: Vitamin-D-Werte, Blutzucker- und Insulin-Werte, Entzündungsmarker und oxidative Stressmarker, Blutfettwerte
Welche Vitamin-D-Dosen wurden eingesetzt?
Die in den RCTs eingesetzten Vitamin-D-Dosen unterschieden sich stark hinsichtlich der Dosis und des Einnahmeintervalls (siehe dazu Tabelle 1).
Studie (Autor, Jahr) | Interventionsgruppe | Kontrollgruppe | Einnahmedauer (Wochen) |
Acai, 2019 | Tägliche Vitamin-D-Einnahme (unbekannte Dosis) | Routinemäßige Wundversorgung | 8 |
Liu Fengping, 2010 | Tägliche Einnahme von Kalzium + D1 (3.125 I.E./Tag) | Routinemäßige Wundversorgung | 8 |
Wang Shaoting, 2020 | 2x täglich Einnahme von Vitamin-D-Drops (4.000 I.E./Tag) | Einnahme von Placebo | 12 |
Cheng Junwen, 2018 | Intramuskuläre Injektion von Vitamin D2 (600.000 I.E./2 Wochen) | Routinemäßige Wundversorgung | 2 |
Hou Xiaoqiong, 2021 | Tägliche Vitamin-D2-Einnahme (10mg/Tag) | Routinemäßige Wundversorgung | 8 |
Razzaghi, 2017 | Einnahme von Vitamin D alle zwei Wochen (50.000 I.E./2 Wochen) | Einnahme von Placebo | 12 |
Halschou, 2021 | Tägliche Einnahme von Vitamin D3 (6.800 I.E./Tag) | Tägliche Einnahme von Vitamin D3 (800 I.E./Tag) | 48 |
Tabelle 1: Vitamin-D-Dosen und Einnahmeintervalle der analysierten Studien (Wu, 2025)
Ergebnisse der Meta-Analyse
Bei ihrer Analyse kamen die Wissenschaftler zu folgenden Ergebnissen:
Einfluss auf die Wundheilung:
- Die Wundheilungsrate¹ war in der Vitamin-D-Gruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe.
- Die Wundschrumpfungsrate² war ebenfalls signifikant verbessert.
- Die Wundgröße³ nahm in der Vitamin-D-Gruppe stärker ab als in der Kontrollgruppe.
Einfluss auf den Vitamin-D-Spiegel:
- Der 25(OH)D-Spiegel stieg nach Vitamin-D-Supplementierung signifikant an.
Einfluss auf Blutzucker- und Insulinwerte:
- HbA1c-Wert (Langzeitblutzuckerwert): Signifikante Reduktion
- Nüchtern-Insulin: Signifikante Reduktion
- HOMA-β (Indikator für Insulinproduktion): Signifikante Verbesserung
- QUICKI (Indikator für Insulinsensitivität): Signifikante Verbesserung
- Kein signifikanter Effekt auf den Nüchternblutzucker und HOMA-IR (Insulinresistenzindex)
Einfluss auf Entzündungs- und oxidative Stressmarker:
- hs-CRP (entzündlicher Marker): Reduktion
- Erythrozytensedimentationsrate (ESR; Blutsenkung): Signifikante Senkung
- Malondialdehyd (MDA, oxidativer Stressmarker): Reduktion
- Stickstoffmonoxid (NO): Erhöhung (eine Erhöhung spricht für Geweberegeneration)
- Kein signifikanter Effekt auf andere oxidative Stressmarker
Einfluss auf Blutfettwerte:
- Kein signifikanter Unterschied in VLDL, LDL oder HDL zwischen den Gruppen
Fazit:
Die vorliegende Meta-Analyse zeigt, dass eine Vitamin-D-Supplementierung die Heilung von diabetischen Fußgeschwüren signifikant verbessern kann. Darüber hinaus wurde eine signifikante Verbesserung der Blutzuckerkontrolle und Insulinsensitivität sowie eine entzündungshemmende Wirkung festgestellt. Eine Vitamin-D-Supplementierung ist somit eine wertvolle Zusatztherapie für Diabetiker, insbesondere wenn sie vom diabetischen Fußsyndrom betroffen sind. Da in den analysierten Studien sehr unterschiedliche Vitamin-D-Dosen und Einnahmeintervalle eingesetzt wurden, können anhand der Meta-Analyse keine konkreten Einnahme-Empfehlungen für Diabetiker mit diabetischem Fußsyndrom abgeleitet werden. Hier erklären wir Ihnen, warum wir im Allgemeinen eine tägliche Einnahme von Vitamin D empfehlen. Für Ihre persönliche optimale Dosierung können Sie unseren Vitamin-D-Bedarfsrechner nutzen.
¹ Wundheilungsrate: Die Wundheilungsrate wurde als prozentualer Anteil der Patienten berechnet, bei denen sich die Wunde innerhalb des Untersuchungszeitraums vollständig geschlossen hatte. Dies wurde durch klinische Inspektion der Wunde durch medizinisches Fachpersonal dokumentiert.
² Wundschrumpfungsrate: Diese wurde anhand der prozentualen Reduktion der Wundfläche über die Behandlungszeit hinweg berechnet. Die Flächenbestimmung erfolgte in den meisten Studien durch planimetrische Methoden (digitale oder manuelle Messungen der Wundumrisse).
³ Wundgröße: Die Wundgröße wurde als absolute Fläche in Quadratzentimetern (cm²) angegeben. Die Messung erfolgte durch digitale Fotografie mit Software-Analyse zur Bestimmung der Wundfläche oder manuelle Messungen mit Lineal oder Wundlineal (Länge × Breite). Einige Studien verwendeten dreidimensionale Wundscans, um genauere Ergebnisse zu erhalten.