Wer unter Migräne leidet, kennt das Gefühl: pochende Schmerzen, Lichtempfindlichkeit und der Wunsch, sich nur noch zurückzuziehen. Millionen Menschen weltweit leiden regelmäßig unter diesen quälenden Schmerzen, doch die Ursachen sind oft unklar. Eine im Jahr 2020 veröffentlichte Studie zeigt, dass eine regelmäßige Einnahme von Vitamin D nicht nur die Häufigkeit und Intensität von Migräneanfällen senken, sondern auch entzündliche Prozesse im Körper positiv beeinflussen kann.
Das Forschungsteam um Ghorbani (2020) ging anhand einer doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie der Frage nach, ob eine tägliche Einnahme von Vitamin D die Eigenschaften von Migräneanfällen verbessern und entzündliche Prozesse im Körper reduzieren kann. Die Untersuchung wurde mit 80 erwachsenen Migränepatienten durchgeführt. Dabei handelte es sich um Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mit der Diagnose episodische Migräne, definiert als 15 Kopfschmerztage pro Monat zusätzlich zu den Migränemerkmalen gemäß den ICHD3-Kriterien (eine wissenschaftliche Einteilung von Kopfschmerzerkrankungen durch die International Headache Society).
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt täglich 2.000 I.E. Vitamin D, die andere ein Placebo. Die Studienteilnehmer dokumentierten für 4 Wochen vor Beginn der Intervention und für 12 Wochen ab Beginn der Intervention verschiedene Parameter wie Kopfschmerzintensität, -häufigkeit und -dauer. Zudem wurden vor und nach den 12 Wochen Blutproben analysiert, um die Konzentration entzündlicher Marker zu bestimmen.
Weniger Migräneanfälle und reduzierte Schmerzintensität
Am Ende der zwölf Wochen zeigten sich signifikante Verbesserungen in der Vitamin-D-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe:
- Die Anzahl der Kopfschmerztage sank von durchschnittlich 8,04 auf 4,71 pro Monat.
- Die Dauer einzelner Migräneanfälle reduzierte sich von 23,12 Stunden auf 12,99 Stunden.
- Die Schmerzintensität (gemessen auf einer Skala von 0–10) nahm von 7,24 auf 5,47 ab.
- Die Einnahme von Schmerzmitteln konnte deutlich verringert werden.
Vitamin D und Entzündungsmarker: Positive Effekte erkennbar
Neben der Verbesserung der Kopfschmerzsymptome zeigte sich auch ein Einfluss auf neuroinflammatorische Prozesse. Bei den Studienteilnehmern wurden die Biomarker IL-10 (Interleukin-10), IL-6 (Interleukin-6), iNOS (Inducible Nitric Oxide Synthase) und Cox-2 (Cyclooxygenase-2) bestimmt.
- Die Werte des proentzündlichen Markers iNOS sanken signifikant. iNOS ist ein Enzym, das die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) reguliert. NO wirkt als gefäßerweiternder Botenstoff und spielt eine wichtige Rolle in Entzündungsprozessen. Eine übermäßige iNOS-Aktivierung kann jedoch zu oxidativem Stress und Gewebeschäden führen.
- Auch die Konzentration des Entzündungsmarkers IL-6 reduzierte sich leicht (jedoch nicht signifikant). IL-6 ist ein proinflammatorisches Zytokin, das an der Aktivierung des Immunsystems beteiligt ist. Ein hoher IL-6-Spiegel kann Entzündungen verstärken und steht mit neurogenen Entzündungen in Verbindung, die bei Migräne eine Rolle spielen.
- Die Werte von IL-10 und Cox-2 blieben weitgehend unverändert.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Vitamin D entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, die möglicherweise zur Linderung von Migräne beitragen.
Fazit: Vitamin D als potenzielle Unterstützung bei Migräne
Die Studie zeigt, dass eine tägliche Supplementierung mit 2.000 I.E. Vitamin D3 über zwölf Wochen positive Effekte auf Migräneanfälle haben kann. Sowohl die Anzahl und Intensität der Kopfschmerzen als auch der Einsatz von Schmerzmitteln gingen zurück. Entzündungshemmende Mechanismen könnten hier eine Rolle spielen. Weitere Forschung ist erforderlich, um die genauen Wirkmechanismen besser zu verstehen und die optimale Dosierung für Migränepatienten zu bestimmen.