Vitamin D bei Darmkrebs

Vitamin D bei Darmkrebs

Neue Studie: Hochdosiertes Vitamin D verlängert progressionsfreie Zeit bei metastasiertem Darmkrebs

Vor wenigen Wochen veröffentlichte das Forschungsteam um die Onkologin Dr. Kimmie Ng die neuesten Studienergebnisse zum Thema Vitamin D bei Darmkrebs. Aus der Studie der Bostoner Wissenschaftler ging hervor, dass die Zufuhr von Vitamin D günstige Auswirkungen auf das Überleben von Patienten mit Darmkrebs hat.


Aufbau der Studie

An der Studie nahmen zwischen 2012 und 2016 insgesamt 139 Personen (Durchschnittsalter 54 Jahre) mit diagnostiziertem Darmkrebs mit Metastasen teil, bei denen noch keine Behandlung begonnen hatte.

Die Probanden wurden per Zufallsprinzip in zwei Vitamin D-Gruppen aufgeteilt. Die Hochdosis-Gruppe (69 Personen) erhielt über eine Dauer von 2 Wochen eine tägliche Initialdosis von 8000 I.E. (Internationale Einheiten) Vitamin D und anschließend eine tägliche Erhaltungsdosis von 4000 I.E. Die Niedrigdosis-Gruppe (70 Personen) nahm über den gesamten Versuchszeitraum täglich 400 I.E. ein. Die Studie wurde doppelblind ausgeführt: Weder die Studienteilnehmer noch die Wissenschaftler, die die Vitamin D-Präparate verabreichten, wussten während der Versuchsphase, welche Person welcher Versuchsgruppe angehört.

Zudem wurden alle Studienteilnehmer mit einer Chemotherapie entsprechend des mFOLFOX6-Schemas behandelt (d.h. Folinsäure (Leucovorin), Fluorouracil und Oxaliplatin plus Bevacizumab). Dabei erhielten beide Gruppen eine ähnliche Anzahl an Therapiezyklen und nahmen ähnlich häufig Kontrolluntersuchungen wahr.


Studienergebnisse

Während bei der Niedrigdosis-Gruppe das durchschnittliche progressionsfreie Überleben (d.h. ohne Fortschreiten der Erkrankung) 11,1 Monate betrug, waren es bei der Hochdosis-Gruppe 13,2 Monate – eine statistisch signifikante Steigerung um 2 Monate.

Weiterhin kam es bei der Hochdosis-Gruppe zu signifikant weniger schweren Durchfällen (Grad 3 und 4) als bei der Niedrigdosis-Gruppe (1% vs. 12%). Zu Beginn der Studie war dies noch umgekehrt: eingangs befanden sich 60% der Niedrigdosis-Gruppe in bestmöglichem gesundheitlichen Zustand, während es in der Hochdosis-Gruppe nur 42% waren.

Aus der Hochdosis-Gruppe konnten sich nach der Chemotherapie mehr Patienten operieren lassen als aus der Niedrigdosis-Gruppe (11 vs. 6). Jedoch war dieser Unterschied statistisch nicht signifikant.


Fazit

In der Studie von Ng et al. (2017) verlangsamte eine „hohe“ Vitamin D-Supplementierung das Fortschreiten von metastasiertem Darmkrebs signifikant. Zudem ging es den Studienteilnehmern mit hoher Vitamin D-Dosis körperlich besser als den Probanden mit niedriger Dosis. Die Zufuhr von Vitamin D kann also nicht nur das Fortschreiten der Krebserkrankung verzögern, sondern auch die Lebensqualität von Darmkrebspatienten erhöhen. Aufgrund der beachtenswerten Ergebnisse streben die Wissenschaftler an, die Auswirkungen von Vitamin D an einer weitaus höheren Anzahl an Darmkrebspatienten zu erforschen, um die Ergebnisse zu bekräftigen.

Da der Vitamin D-Spiegel zu Studienbeginn nicht ermittelt wurde, bleibt unbekannt, ob die Probanden einen Vitamin D-Mangel aufwiesen. Somit bleibt ungewiss, ob eine Vitamin D-Supplementierung sowohl zu positiven Auswirkungen bei Darmkrebspatienten mit ausreichendem Vitamin D-Status als auch bei solchen mit Vitamin D-Mangel führen kann. Auch dies kann in weiteren Studien ermittelt werden.

Des weiteren ist zu erwähnen, dass es sich bei der “Hochdosistherapie“, die bei der Gruppe mit höherer Dosierung eingesetzt wurde, mittlerweile um Standarddosen bei der Vitamin D-Supplementierung handelt. Zur Zeit der Studienplanung (vor 2012) bezeichnete man Dosen in der Größenordnung von 8.000 I.E./Tag, zur kurzzeitigen Auffüllung des Vitamin D-Spiegels und 4.000 I.E./Tag als Erhaltungsdosis, schon als Hochdosis.


Hier geht’s zum Abstract der Studie:

Ng, K., Nimeiri, H. S., Cleary, N. J., Abrams, T. A., Yurgelun, M. B., Cleary, J. M., . . . Fuchs, C. S. (2017). SUNSHINE: Randomized double-blind phase II trial of vitamin D supplementation in patients with previously untreated metastatic colorectal cancer. Journal of Clinical Oncology, 35(15), 3506-3506.

Foto: www.pixabay.de

Laktoseintoleranz & Vitamin D

Laktoseintoleranz & Vitamin D

Laktoseintoleranz geht häufig mit Vitamin D-Mangel einher

Die kanadischen Wissenschaftler Ohood Alharbi und Ahmed El-Sohemy (2017) stellten in ihrer jüngsten Studie fest, dass Personen mit Laktoseunverträglichkeit bzw. Laktoseintoleranz mit höherer Wahrscheinlichkeit auch einen Vitamin D-Mangel aufweisen.


Was ist Laktoseintoleranz?

Bei laktoseintoleranten Menschen führt der Verzehr von Nahrungsmitteln, die Milchzucker enthalten (vor allem Milch, Butter und Käse), zu Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Völlegefühl, Übelkeit oder Blähungen. Bei Laktoseintoleranz besteht ein Mangel bzw. eine verminderte Aktivität des Enzyms Laktase, das im Darm für die Aufspaltung der Laktose in Glukose und Galaktose zuständig ist, was für die weitere Verstoffwechslung des Nährstoffs nötig ist. Je nach Ausprägung der Laktoseintoleranz können Betroffene nur Nahrungsmittel mit geringem Laktosegehalt bzw. gänzlich laktosefreie Nahrungsmittel zu sich nehmen.


Studienergebnisse

In ihrer Studie analysierten Alharbi und El-Sohemy die Daten von 1.495 Männer und Frauen aus Kanada, die an der Toronto Nutrigenomics and Health Study teilnahmen. Studienteilnehmer mit Laktoseunverträglichkeit bzw. Laktoseintoleranz wiesen geringere Vitamin D-Level auf im Vergleich zu Personen, die Laktose problemlos verstoffwechseln können. Die Wahrscheinlichkeit, einen Vitamin D-Mangel zu haben, war bei den laktoseintoleranten Probanden doppelt so hoch wie bei Probanden ohne Intoleranz.

Die Wissenschaftler erklärten dies mit der Tatsache, dass die laktoseintoleranten Studienteilnehmer weniger Milchprodukte konsumieren, die in Kanada häufig mit Vitamin D angereichert sind. Zudem wurde im Rahmen der Studie festgestellt, dass Personen mit Laktoseunverträglichkeit oder –intoleranz körperlich kleiner waren im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Alharbi und El-Sohemy sprachen in ihrer Studie die Vermutung aus, dass der verminderte Konsum von Vitamin D-angereicherten Milchprodukten das Knochenwachstum beeinträchtigt.


Fazit

Da es in Deutschland so gut wie keine Vitamin D angereicherten Produkte gibt, weicht der Vitamin D-Mangel von Menschen mit Laktoseintoleranz hierzulande vermutlich weniger stark von Personen ohne Intoleranz ab, da letztere in Deutschland keinen Vorteil durch Vitamin D angereicherte Nahrung genießen.

Personen mit Laktoseintoleranz sollten besonders auf ihren Vitamin D-Spiegel achten, da ein Vitamin D-Mangel die Störung der Darmfunktion noch verschärfen kann: Vitamin D fördert nämlich die Verbindung zwischen den Zellen und ist dadurch auch für die Dichtigkeit des Darms verantwortlich. Bei einem Vitamin D Mangel droht ein sogenanntes „leaky gut“, d.h. eine Schädigung der Darmschleimhaut. Hierdurch können unverdaute Nahrungsbestandteile, Toxine und Stoffwechselprodukte in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungen und damit einhergehende Erkrankungen wie Allergien, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes etc. auslösen.

In Ländern, bei denen Milchprodukte mit Vitamin D angereichert sind, sollten Menschen mit Laktoseintoleranz ersatzweise andere angereicherte Lebensmittel (beispielsweise angereicherter Orangensaft) oder mit Vitamin D angereicherte, laktosefreie Milchprodukte konsumieren.  In Deutschland ist ein Vitamin D Mangel durch einen angepassten Lebensstil (Aufenthalt in der Sonne, Nutzung von Solarien mit UV-B-Strahlung, Vitamin D-reiche Ernährung) und/oder Supplementierung mittels Nahrungsergänzungsmittel möglich (mehr dazu hier: Wie erhalte ich Vitamin D?). Die Erfahrung zeigt, dass eine konsequente Supplementierung der effektivste Weg ist, dauerhaft und ganzjährig über einen regelrechten Vitamin D-Spiegel zu verfügen.   


Hier können Sie die originale Studie im Volltext nachlesen:

Alharbi, O., & El-Sohemy, A. (2017). Lactose Intolerance ( LCT -13910C>T) Genotype Is Associated with Plasma 25-Hydroxyvitamin D Concentrations in Caucasians: A Mendelian Randomization Study. The Journal of Nutrition, 147(6), 1063-1069.

 

Foto: www.pixabay.de