Aufgedeckt – fehlerhafte Vitamin D-Studien

Aufgedeckt – fehlerhafte Vitamin D-Studien

Was muss man tun, damit das begabteste Kind die Prüfung nicht besteht?

Unter diesem Motto wurde scheinbar eine Studie zum Thema Vitamin D geführt, dessen Ergebnis in der Fachzeitschrift „Medical Tribune“ mit dem Titel: „Falsche Hoffnung Vitamin D“ veröffentlicht wurde.

Der Vitamin D-Experte Dr. Raimund von Helden hat die Arbeit in einem Video (siehe unten) unter die Lupe genommen und führt anschaulich vor, wie die ohnehin zweifelhaften Ergebnisse zusätzlich verdreht wurden.

Zusammenfassung der japanischen Studie (1): 417 randomisierte Krebs-Patienten (Durchschnittsalter 66 Jahre; männlich 66%; Speiseröhrenkrebs 10%; Magenkrebs 42%; Darmkrebs 48%) wurden über einen durchschnittlichen Zeitraum von 3,5 Jahre beobachtet. Während dieser Periode wurde einer Gruppe (251 Probanden) geringe Mengen an Vitamin D (2000 I.E. / täglich) verabreicht, während die andere Gruppe (166 Probanden) Placebos erhielt.

Ergebnis: Bei Krebspatienten, deren Verdauungstrakt vom Tumor betroffen war, führte die Einnahme von Vitamin D im Vergleich zu Placebo nach 5 Jahren zu keiner signifikanten Verbesserung der Krebserkrankung in Bezug auf Mortalität und Rezidive.


Die fünfgliedrige Fehlerkette haben wir hier nach dem Video von Dr. von Helden zusammengefasst:

  • Signifikante Ergebnisse zu Gunsten von Vitamin D wurden nicht gewürdigt: Bei genauer Betrachtung der Ergebnisse stellt man fest, dass sehr wohl signifikante positive Veränderungen bei der Rückfallquote und Sterblichkeit zu verzeichnen waren, wenn der Vitamin D-Spiegel bei den Patienten zu Untersuchungsbeginn zwischen 20-40 ng/ml lag. Trotz einer unangemessenen niedrigen Dosierung von nur 2000 I.E. konnte die krebsfreie Überlebensdauer um 20% gesteigert werden, wenn  ein 25(OH)D-Startlevel von mindestens 20 ng/ml vorlag. Patienten mit niedrigeren Vitamin D-Serumwerten hätten also durch höhere Initialdosen folglich ebenfalls profitieren können.
  • Pauschal 2000 I.E. zu verabreichen ist nicht genug: Führende Vitamin D-Experten sind sich einig, dass 40 ng/ml die Untergrenze für eine gesundheitlich profitable Versorgung mit Vitamin D ist. Der optimale Vitamin D-Spiegel für gesunde Menschen ist daher zwischen 40-60 ng/ml angesiedelt. Bei Krebspatienten wird laut Dr. von Helden jedoch sogar ein Spiegel von 80 ng/ml angestrebt. Um auf diesen Wert zu kommen, müssen in Absprache mit einem Arzt entweder Initialdosen oder weitaus höhere, dem Körpergewicht angepasste Dosierungen verabreicht und laufend gemessen werden.
  • Hintergrundversorgung wurde nicht beücksichtigt: Beide Gruppen hatten im Beobachtungszeitraum eine Vitamin-D-Grundversorung von 1400 I.E.. Das bedeutet, dass tatsächlich Vitamin D-Mengen von 3400 I.E. (100%) und 1400 I.E. (41%) verglichen wurden und nicht wie im Bericht angeführt 2000 I.E. mit 0 I.E.. Die fehlende Signifikanz ist daher nicht überraschend.
  • Die Randomisierung hatte zufällig besonders viele alte Patienten in der Vitamin D-Gruppe: Während in allen anderen Altersgruppen die Placebo-Probanden zahlenmäßig überlegen waren, machten bei der fortgeschrittensten Altersgruppe (74-90 Jahre) die Vitamin D-Probanden mehr als das doppelte aus. Auch wenn angeblich dieser Effekt in der Analyse, wie auch immer, herausgerechnet wurde, wird Vitamin D dadurch in ein schlechtes Licht gerückt.

Schlussendlich ist die Studie nach heutigem Wissenstand ohnehin sehr fragwürdig, da inzwischen zahlreiche Literatur zum Thema Vitamin D und seine positive Wirkung auf das Krebsgeschehen vorhanden ist. Krebspatienten bewusst eine adäquate Vitamin D-Versorgung vorzuenthalten, die zu einem Serum-Spiegel von mindestens 40-60 ng/ml führt, ist nicht nur substanzlos, sondern auch unter ethischen Gesichtspunkten sehr fraglich.

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Diabetes-Studie mit schlechtem Design unterschlägt Fakten

Dass derartiges Vorgehen kein Einzelfall ist, zeigt eine weitere Studienanalyse (3) zum Thema Typ 2-Diabetes aus dem Juni 2019, dessen Zusammenfassung sich wie folgt darstellt:

2423 Teilnehmer, die glykämische Kriterien für Prädiabetes (konstant hohe Zuckerwerte im Blut) erfüllten, wurden durch Randomisierungsverfahren in 2 Gruppen zu 1211 und 1212 Personen unterteilt. Eine Gruppe wurde 24 Monate täglich mit 4000 I.E. Vitamin D supplementiert während die andere Gruppe nur Placebos zu sich nahm. Nach 2,5 Jahren traten bei 293 Teilnehmern der Vitamin D-Gruppe und bei 323 Teilnehmern der Placebo-Gruppe primäre Diabetes-Folgen auf. Das Risiko einen Diabetes zu entwickeln war bei der Vitamin D-Gruppe also nur um 12%, also laut Studienautoren nicht signifikant geringer als in der Placebo-Gruppe.

Nun, die Teilnehmer in der Vitamin D-Gruppe hatten zu Studienbeginn bereits - für den meist unterversorgten Durchschnittsbürger - außergewöhnlich hohe Vitamin D-Spiegel von 27,7 ng/ml und konnten diese in 24 Monaten Supplementationszeit auf durchschnittlich 54,3 ng/ml erhöhen. Die Teilnehmer der Placebo-Gruppe hatten zu Beginn noch höhere 25(OH)D-Werte von > 28 ng/ml. Selbsterklärend, dass bei so hohen Vitamin D-Vergleichswerten keine exorbitanten Veränderungen auf die Entwicklung des Diabetes zu erwarten waren.

Derartige Fehler im Studiendesign sind keine Einzelfälle - doch damit nicht genug! Sieht man sich die Untergruppenanalyse der Studie etwas genauer an, so kommt man zu dem Schluss, dass ein entscheidendes Detail in der Zusammenfassung von den Studienautoren unterschlagen wurde:

Bei den Probanden, deren Vitamin D-Spiegel unter 12 ng/ml lagen, konnte eine 62%-ige Reduzierung des Risikos, einen Diabetes des Typ 2 zu entwickeln, festgestellt werden.

Fazit: Meist lohnt es sich, das Design einer Studie genau unter die Lupe zu nehmen um unsinnige Schlussfolgerungen aufzudecken. Glücklicherweise gibt es auch zahlreiche Gegenbeispiele gut aufgebauter Studien, die grundlegende Erkenntnisse über Vitamin D in ihrem Studiendesign berücksichtigen, wie z.B. die Untergrenze einer optimalen Versorgung ab 40 ng/ml, die Vorteile einer täglichen Vitamin D-Einnahme, oder die zusätzliche Supplementierung mit den Cofaktoren Magnesium und Vitamin K2. 

Quellen:

  1. Urashima, M., Ohdaira, H., Akutsu, T., Okada, S., Yoshida, M., Kitajima, M., & Suzuki, Y. (2019, April 09). Effect of Vitamin D Supplementation on Relapse-Free Survival Among Patients With Digestive Tract Cancers: The AMATERASU Randomized Clinical Trial. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30964526
  2. YouTube-Video von Raimund von helden: https://www.youtube.com/watch?v=akJ9CpWCpCk
  3. Pittas, A. G., Dawson-Hughes, B., Sheehan, P., Ware, J. H., Knowler, W. C., Aroda, V. R., . . . D2d Research Group. (2019, June 07). Vitamin D Supplementation and Prevention of Type 2 Diabetes. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31173679

 

Toxische Inhaltstoffe in Sonnenschutzmitteln

Toxische Inhaltstoffe in Sonnenschutzmitteln

Sonnenschutzmittel können bei ordnungsgemäßem Gebrauch vor Hautschäden durch UV-Strahlung schützen, wenn wir uns für längere Zeit in der Sonne aufhalten möchten. Doch Sonnencremes und Co. sollten mit Bedacht verwendet werden, denn viele Inhaltsstoffe  stehen im Verdacht gesundheitsschädlich und sogar krebserregend zu wirken. Eine aktuelle Untersuchung aus dem Mai 2019 zeigt, dass möglicherweise gefährliche Toxine der Sonnenschutzmittel vom Körper absorbiert werden und dort für längere Zeit verbleiben.

Bei der Studie wurden 4 verschiedene Sonnenschutzprodukte (2x Sonnen-Spray, 1x Sonnen-Lotion, 1x Sonnen-Creme) an jeweils 6 Probanden getestet. Den Teilnehmern wurde 4 mal täglich und 4 Tage lang auf 75% der Körperoberfläche 2 mg/cm² des jeweiligen Sonnenschutzpräparates aufgetragen, das entspricht der maximalen Anwendungsempfehlung. Im Anschluss wurden 30 Blutproben über 7 Tage verteilt entnommen um die Konzentrationen der 4 Hauptsubstanzen: Avobenzon, Oxybenzone, Octocrylene und Ecamsule im Blutplasma festzustellen.

Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 35,5 Jahre, beide Geschlechter waren zu 50% vertreten und 14 Teilnehmer hatten eine schwarze Hautfarbe. Von den 24 Probanden hatten 23 die Untersuchung abgeschlossen. Die häufigste Nebenwirkung der Sonnenschutzmittel war Hautausschlag, der in jeder der 4 Gruppen einmal vorkam.

Das Ergebnis:

Alle 4 handelsüblichen Sonnenschutzmittel führten unter Maximalgebrauchsbedinungen bereits am ersten Tag zur deutlichen Überschreitung des von der FDA (amerikanische Gesundheitsbehörde) festgelegten "angeblich sicheren" Schwellenwertes (0,5 ng/ml) der Chemikalien im Blutplasma. Dieser Schwellenwert wurde aber für Nahrungsmittel bestimmt und scheint für Hautanwendungen, aufgrund der direkten Aufnahme ins Blut, ziemlich hoch gegriffen.

Bei allen 4 Produkten konnte nach Anwendung in den Plasmakonzentrationen ein maximaler geometrischer Mittelwert von 4 ng/ml Avobenzon gemessen werden, was den Schwellenwert von 0,5 ng/ml um das Achtfache übertrifft. Dieser Grenzwert wurde von der Mehrheit der Teilnehmer innerhalb von 6 Stunden nach der ersten Anwendung erreicht. Die Halbwertszeit betrug zwischen 33-55 Stunden.

Drei von vier Produkten enthielten Oxybenzon, dessen Plasmawert am Tag 7 der Untersuchung die 20 ng/ml - Marke überschritt. Der maximale geometrische Mittelwert in der Plasmakonzentration betrug 209,6 ng/ml mit einer Halbwertszeit von 24-31 Stunden.

Ebenfalls in allen 4 Produkten war Octocrylene enthalten, was im Blutplasma einen geometrisch maximalen Mittelwert von 2,9 ng/ml verursachte. Die Halbwertszeit wurde zwischen 42-84 Stunden angegeben.

Die Sonnencreme war das einzige Produkt, das Ecamsule beinhaltete. Bei 5 von 6 Probanden konnte eine erhöhte Plasmakonzentration, die den Richtwert von 0,5 ng/ml überschritt, nachgewiesen werden.


Fazit:

Alle 4 untersuchten Chemikalien stehen im Verdacht endokrine Aktivitäten negativ zu beeinflussen, krebserregend zu sein, die männliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und/oder neurotoxisch zu wirken. Oxybenzon wurde in Hawaii bereits verboten, da sich das Toxin auf viele Meeresbewohner, wie zum Beispiel die Meereskoralle, tödlich auswirkt. Sonnenschutzmittel, die derartige Inhaltsstoffe aufweisen und deren Langzeitfolgen nicht ausreichend erforscht sind, sollten selbsterklärend nur in entsprechenden Dosierungen aufgetragen oder gänzlich durch natürliche Alternativprodukte ersetzt werden. Eine weitere alternative Maßnahme um sich bei einem längeren Aufenthalt in der Sonne vor Sonnenbrand zu schützen, ist außerdem die Nutzung von schützender Kleidung und Kopfbedeckung.

Quellen:

  1. Matta, M. K. (2019, June 04). Effect of Sunscreen Application on Plasma Concentration of Active Ingredients. Retrieved from https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2733085?utm_campaign=articlePDF&utm_medium=articlePDFlink&utm_source=articlePDF&utm_content=jama.2019.5586