Als Darmkrebs bezeichnet man alle bösartigen Tumoren des Darmes. Mehr als 95 % der bösartigen Darmtumore sind kolorektale Karzinome, das sind die Karzinome des Dickdarms (Colon) und des Enddarms (Rectum). Diese beiden Darmabschnitte bilden den letzten Teil des Verdauungssystems. Darmkrebs gilt weltweit als vierthäufigste Krebsart. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 24.000 Frauen und 30.000 Männer erstmals an Darmkrebs, wodurch die Erkrankung bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Tumorerkrankung darstellt (1).
Bei der Aufklärung über Darmkrebs-Risikofaktoren werden üblicherweise Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fleischreiche Ernährung, sowie Tabakkonsum in den Fokus genommen. Dass auch der Magnesium- und Vitamin-D-Spiegel einen Einfluss auf die Entstehung von Darmkrebs und die Überlebensrate von Darmkrebserkrankten spielen, ist weniger bekannt. In diesem Artikel stellen wir Ihnen verschiedene Studien vor, die diesen Zusammenhang untersucht haben.
Wie hilft Vitamin D im Kampf gegen Krebs?
Schon häufig haben wir über die allgemeinen krebshemmenden Funktionen von Vitamin D berichtet, darunter die Fähigkeit von Vitamin D...
… das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen zu hemmen,
… die Metastasierung von Krebs zu verringern,
… die Reifung von gesunden Zellen (Differenzierung) zu stimulieren,
… den Tod von Krebszellen auszulösen (Apoptose oder programmierter Zelltod),
… das Wachstum von Blutgefäßen in Tumoren zu verhindern (Angiogenese),
… Entzündungen im Zusammenhang mit Krebs zu verhindern,
... zusammenfassend ausgedrückt: das Risiko an Krebs zu erkranken und/oder zu sterben zu verringern.
Meta-Analysen zeigen positive Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung bei Darmkrebs
Im Jahr 2020 untersuchten Vaughan-Shaw et al. (2) in einer Meta-Analyse von 7 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) die Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Überlebensraten bei Darmkrebs. In drei der Studien waren die Studienteilnehmer bereits zu Studienbeginn mit Darmkrebs diagnostiziert, die anderen vier Studien betrachteten neu auftretende Darmkrebsfälle. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass alle in die Untersuchung einbezogenen Studien eine positive Wirkung der Vitamin-D-Supplementierung auf die Überlebensrate bei Darmkrebs zeigten, wobei die Zahl der negativen Folgen (Verschlechterung oder Tod) in den Vitamin-D-Gruppen insgesamt um 30 % zurückging.
Erwähnenswert ist hier, dass bei mehreren der in die Meta-Analyse einbezogenen Studien sehr niedrige Vitamin-D-Dosen supplementiert (400-800 I.E.) und keine Vitamin-D-Spiegel gemessen wurden. Eine adäquate Vitamin D-Supplementierung in allen Studien und eine Analyse der daraus resultierenden Vitamin-D-Spiegel hätte möglicherweise eine noch stärkere Risikominderung aufgezeigt.
Eine Meta-Analyse, bei der gemessene Vitamin-D-Spiegel in die Analyse einbezogen wurden, ist die Studie von Garland & Gorham aus dem Jahr 2017 (3). Die Forscher führten dazu Ergebnisse aus 15 Fall-Kontroll- und Kohortenstudien aus 14 Ländern zusammen und erstellten eine Dosis-Wirkungs-Kurve. In 13 der betrachteten Studien wurde ein Trend zu einem geringeren Darmkrebsrisiko bei höherem Serum-25(OH)D festgestellt (davon 3 Studien mit statistischer Signifikanz). Dieser „Abwärtstrend“ war linear. Garland und Gorham kamen zu folgenden Ergebnissen:
- Studienteilnehmer mit einer 25(OH)D-Konzentration von 50 ng/ml hatten ein etwa 60 % geringeres Risiko für Darmkrebs als Personen mit einer Konzentration von 5 ng/ml.
- Personen mit einer 25(OH)D-Konzentration von 30 ng/ml hatten ein um 33 % geringeres Risiko als Personen mit einer Konzentration von 5 ng/ml.
- Die Meta-Analyse zeigte einen insgesamt starken und statistisch signifikanten umgekehrten Zusammenhang zwischen 25(OH)D im Serum und dem Risiko für Darmkrebs. Das bedeutet: Je höher der Vitamin-D-Spiegel desto geringer das Risiko für Darmkrebs.
Vitamin D verbessert die Überlebenschancen bei Krebserkrankungen des Verdauungstrakts mit p53-Immunreaktivität um mehr als das 2,5-Fache
Eine neue Studie aus dem Jahr 2023 von Kanno und Kollegen (4) ergab, dass eine Vitamin-D-Supplementierung die Überlebenschancen von Personen mit Krebserkrankungen des Verdauungstrakts, die eine p53-Immunreaktivität aufwiesen, um mehr als das 2,5-Fache verbesserte, verglichen mit Personen, die kein Vitamin D einnahmen. Die analysierten Daten stammten aus einer randomisierten klinischen Studie, an der 392 Patienten mit Krebserkrankungen des Verdauungstrakts (Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Dünn- und Dickdarmkrebs) im Stadium 1 bis 3 teilnahmen. Eine Untergruppe der Patienten (80 Personen) wurde als p53-immunreaktiv identifiziert. p53 ist ein Tumorsuppressorprotein (=kontrolliert den Zellzyklus), das nur in geringen Konzentrationen in normalen Zellen vorkommt und bei Mutation zu einem Onkogen wird (d.h. Krebs fördert). Das mutierte p53-Onkogen ist bei 40-50 % der Krebserkrankungen des Verdauungssystems überexprimiert und löst häufig eine Immunreaktion aus, sodass diese Patienten Antikörper gegen p53 produzieren.
Aus der p53-immunreaktiven Gruppe erhielten 54 Patienten täglich 2.000 I.E. Vitamin D3 und 26 erhielten ein Placebo. Diejenigen, die Vitamin D erhielten, hatten eine signifikant höhere Chance auf ein rückfallfreies 5-Jahres-Überleben als diejenigen, die ein Placebo erhielten. So überlebten aus der Vitamin-D-Gruppe 80,9 % der Studienteilnehmer 5 Jahre rückfallfrei, während aus der Placebo-Gruppe nur 30,6 % rückfallfrei für 5 Jahre überlebten. Das Risiko zu Sterben oder einen Rückfall zu erleiden, war in der Placebo-Gruppe 3,7-fach höher als in der Vitamin-D-Gruppe.
Darmkrebsrisiko sinkt mit erhöhtem Magnesiumgehalt
Auch Magnesium – ein wichtiger Cofaktor von Vitamin D – kann das Darmkrebsrisiko senken wie eine Studie von Gorczyca et al. (2015) mit 140.601 postmenopausalen Frauen zeigte (5). Die Analyse der Daten ergab einen umgekehrten Zusammenhang zwischen dem Darmkrebsrisiko und der Magnesiumzufuhr (sowohl aus der Ernährung als auch aus Nahrungsergänzungsmitteln), wobei das Risiko bei Frauen mit der höchsten Magnesiumzufuhr (mehr als 394 mg/Tag) um 21 % geringer war als bei Frauen mit der niedrigsten Zufuhr (weniger als 198 mg/Tag). Dieser Zusammenhang blieb auch nach statistischer Bereinigung von Störfaktoren in Bezug auf den Ernährungs- und Lebensstil bestehen.
Fazit:
Vitamin D hat viele krebshemmende Funktionen im Körper. So zeigen auch die hier aufgeführten Studien zum Thema Darmkrebs, dass Vitamin D einen Beitrag zur Krebsprävention leisten kann und die Prognose bei bereits bestehenden Darmkrebsdiagnosen verbessern kann. Auch eine adäquate Magnesiumzufuhr scheint einen schützenden Effekt zu haben.
Quellenangaben:
- DKFZ – Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (12.12.2023). Darmkrebs (kolorektales Karzinom). https://www.krebsinformationsdienst.de/darmkrebs (Abgerufen am 01.02.2025)
- Vaughan-Shaw, P.G., Buijs, L.F., Blackmur, J.P. et al. The effect of vitamin D supplementation on survival in patients with colorectal cancer: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. Br J Cancer 123, 1705–1712 (2020). https://
- Garland, C. F., & Gorham, E. D. (2017). Dose-response of serum 25-hydroxyvitamin D in association with risk of colorectal cancer: A meta-analysis. The Journal of steroid biochemistry and molecular biology, 168, 1-8.
- Kanno K, Akutsu T, Ohdaira H, Suzuki Y, Urashima M. Effect of Vitamin D Supplements on Relapse or Death in a p53-Immunoreactive Subgroup With Digestive Tract Cancer: Post Hoc Analysis of the AMATERASU Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2023;6(8):e
- Gorczyca AM, He K, Xun P, Margolis KL, Wallace JP, Lane D, Thomson C, Ho GY, Shikany JM, Luo J. Association between magnesium intake and risk of colorectal cancer among postmenopausal women. Cancer Causes Control. 2015 Dec;26(12):1761-9. doi: 10.1007/s105
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