Der optimale Vitamin D-Spiegel – wie hoch sollte er sein?

Der optimale Vitamin D-Spiegel – wie hoch sollte er sein?

Anfang Februar 2022 erschien ein bemerkenswerter Artikel im Journal Nutrients. Diese kritische Betrachtung von Vitamin D-Forschungsergebnissen stand unter der Federführung von William B. Grant, PhD, einem guten Bekannten aus der Vitamin D-Forschung, der auch schon Teilnehmer einer der Kongresse der Akademie für Menschliche Medizin war. Für diese Arbeit versammelte er ein internationales Forscherteam aus Europa und Saudi-Arabien.

Der Artikel startet mit folgender Hammer-Aussage, die für uns zwar nichts Neues ist, aber das Thema Vitamin D nach wie vor zu einem der brisantesten Gesundheitsthemen machen:

Vitamin-D-Mangel ist der weltweit am häufigsten auftretende Nährstoffmangel, obwohl Vitamin D eine der am besten erforschten Substanzen ist. Trotz alledem ist ein Vitamin-D-Mangel (weniger als 20 ng/ml) sehr häufig und betrifft etwa die Hälfte der Weltbevölkerung.“

Ziel dieser Arbeit war es Antworten zu folgenden Fragen zu finden:

  1. Können wir einen Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Krebs, Diabetes mellitus Typ 2, Alzheimer sowie COVID-19 und einem niedrigen Vitamin D-Spiegel zeigen? (Anm.: Es wurden gezielt jene Erkrankungen ausgesucht, die die höchste Verbreitung bzw. Sterblichkeitsrate haben.)
  2. Wo liegen die Mindestwerte der Vitamin D-Spiegel, die wahrscheinlich diese Krankheitsbilder vermeiden?
  3. Wie hoch sollte eine Ergänzung mit Vitamin D sein, um in den wünschenswerten Bereich zu kommen?
  4. Welche Arten von Studien gibt es und wie ist deren Aussagekraft? Wo sind die Stärken und Grenzen der verschiedenen Studientypen?

Macht Vitamin D-Mangel krank und erhöht er die Sterblichkeit?

Dazu trugen die Forscher Daten aus 135 Quellen zusammen. Nicht ganz überraschend konnten sie für alle Krankheiten einen Zusammenhang von suboptimalen Vitamin D-Konzentrationen und erhöhter Krankheitshäufigkeit feststellen. Bei fast allen Meta-Analysen zeigte sich dieses auch für die Gesamtsterblichkeit. Also, die Sterblichkeit unabhängig von der Todesursache. Damit ist es für Vitamin D nahezu eindeutig nachgewiesen, dass es lebensverlängernd wirkt. Interessant dabei ist, dass die Vergleichsgruppen mit guten bzw. ausreichenden Blutspiegeln nur Werte von mehr als 30 bzw. 40 ng/ml haben mussten. Auch gegenüber diesen Werten zeigten sich bei Menschen mit niedrigen Spiegeln von 20 oder 10 ng/ml deutlich häufiger die verschiedenen Krankheiten.

Wie hoch sollte der Vitamin-D-Spiegel mindestens sein?

Am interessantesten für uns und wahrscheinlich auch für Sie sind die Antworten auf die Frage Nr. 2.

Dazu haben die Forscher freundlicherweise eine Tabelle erstellt, die die Ergebnisse übersichtlich darstellt und die wir Ihnen hier zeigen.

Die dargestellten Werte der Vitamin D-Konzentration (3. Spalte) stehen für die Schwelle zwischen eindeutigem Krankheitsbeitrag und wahrscheinlichem Krankheitsschutz. Diese reichen von 25 ng/ml bis 60 ng/ml. Alle diese Konzentrationen liegen über dem vom Institute of Medicine, USA, empfohlenen Wert von 20 ng/ml, der allein auf dem Bedarf für die Knochengesundheit beruht. Die Zahlen zeigen klar, dass ein Wert von weniger als 30 ng/ml nicht mit Gesundheit vereinbar sein kann. Ein Wert von mehr als 40 ng/ml sollte es schon sein, wobei wirklich ratsam ein Wert über 50 ng/ml ist. Immerhin vier Bereiche (Brustkrebs, SARS-CoV-2 Infektion, COVID-19 Sterblichkeit und Diabetes mellitus Typ 2) verlangen diesen Mindestwert, um auf der sicheren Seite zu sein.

Wie viel Vitamin D soll ergänzt werden?

Der Bereich der Vitamin D-Konzentration im Blut von 30-40 ng/ml könnte durch eine Ergänzung von 2000 bis 4000 I.E./Tag erreicht werden. Was notwendig ist, um höhere Blutspiegel zu erreichen, ist momentan nicht sicher zu sagen, da es leider zu wenig Daten gibt. Durch zwei Studien gibt es Fingerzeige: Eine kanadische Studie kam zum Schluss, dass es für Normalgewichtige mindestens 6000 I.E./Tag braucht, um einen Wert von mehr als 40 ng/ml zu erreichen. Übergewichtige benötigen hingegen 7000 – 8000 I.E./Tag für das gleiche Ergebnis. Interessant die Nebenbemerkung: Konzentrationen von bis zu 120 ng/ml gingen ohne Störungen des Kalziumhaushalts und jegliche Toxizität einher.

In einer anderen Studie nahmen ein Teil der Patienten 5000 I.E./Tag ein und erreichten nach 12 Monaten mittlere Vitamin-D-Konzentrationen von 65 ± 20 ng/ml. Ein andere Teil der Patienten, die 10.000 I.E./Tag einnahmen, kamen nach 12 Monaten auf durchschnittlich 100 ± 20 ng/ml. Keiner der Patienten mit Blutwerten von 40-155 ng/ml entwickelte Hyperkalzämie (zu hoher Blut-Kalziumspiegel), Nephrolithiasis (Nierensteine) oder andere Symptome einer Vitamin D-Toxizität als Folge der Vitamin D-Ergänzung.

William B. Grant merkt an, dass eine Erhöhung des Vitamin D-Blutspiegels nicht bei jedem die gleichen Auswirkungen haben muss und plädiert so auch für einen höheren Bereich. Nicht zuletzt sind Variationen aufgrund von Krankheit, ethnischer Herkunft, Alter und Geschlecht zu berücksichtigen. Was den Rat von Prof. Spitz bestätigt: Werte messen – ergänzen – messen.

Offizielle Aussage zur Sicherheit einer Vitamin D-Ergänzung

Das Institute of Medicine, USA, stellt fest, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Einnahme von bis zu 10.000 I.E./Tag Vitamin D irgendwelche nachteiligen Auswirkungen hat, legte aber aus Sorge um die Sicherheit den oberen tolerierbaren Wert auf 4000 I.E./Tag fest.


Fazit: Die allgemeine Erkenntnis aus dieser Arbeit ist, dass die optimale Vitamin D-Konzentration zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden bei über 30 ng/ml (75 nmol/L) für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtmortalität liegt, während die Schwellenwerte für andere spezielle Krankheitsbereiche bei 40 oder 50 ng/ml zu liegen scheinen. Rat der Forscher: Der effizienteste Weg, diese Konzentrationen zu erreichen, ist eine Vitamin D-Ergänzung.

Dieser Beitrag wurde von Michael Göhner verfasst.

Literaturzitate:

  1. Grant WB, Al Anouti F, Boucher BJ, Dursun E, Gezen-Ak D, Jude EB, Karonova T, Pludowski P. A Narrative Review of the Evidence for Variations in Serum 25-Hydroxyvitamin D Concentration Thresholds for Optimal Health. Nutrients. 2022; 14(3):639. https://doi.org/10.3390/nu14030639

Titelbild:

frank peters /stock.adobe.com

NEU – Die Vitamin D-Infoblätter sind da

NEU – Die Vitamin D-Infoblätter sind da

Dass Vitamin D für nahezu alle relevanten Prozesse im Körper eine tragende Rolle spielt, wird glücklicherweise immer mehr Menschen bewusst. Damit häufen sich auch die Fragen zur richtigen Einnahme von Vitamin-D-Präparaten, zu Ko-Faktoren und zum idealen Vitamin-D-Spiegel. Alle relevanten Informationen für den schnellen Überblick haben wir auf unserem neuen Vitamin D-Infoblatt für Sie zusammengefasst. Diese Infoblatt steht allen Nutzern der SonnenAllianz in elektronischer Form kostenlos zur Verfügung.

Darüber hinaus stellt die Akademie für Menschliche Medizin im Rahmen einer Spendenaktion die neuen Vitamin D-Infoblätter in entsprechender Stückzahl auch in gedruckter Form zur Verfügung. Besonders nützlich hat sich das Einmaleins der Vitamin D-Versorgung auf der Rückseite erwiesen, das alle wichtigen Informationen in kurzer kompakter Form zusammenfasst.

Als Arzt, Therapeut oder Interessent können Sie, wenn Sie eine größere Auflage des gedruckten Infoblattes für Ihre Praxis, für einen Kongress oder einfach zum Verteilen benötigen, diese über die Teilnahme an der Spendenaktion der AMM unter folgendem Link anfordern:

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Für alle, die sich und ihr persönliches Umfeld eher auf dem digitalen Wege und über das gesprochene Wort mit wichtigen Informationen versorgen, erklärt Prof. Jörg Spitz dieses Wissen in einer aktuellen Videobotschaft anhand des Infoblattes:

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Aus der Praxis – für die Praxis: Aus dem Leben einer Vitamin D-Beraterin

Aus der Praxis – für die Praxis: Aus dem Leben einer Vitamin D-Beraterin

Immer wieder erreichen uns Rückmeldungen und Berichte unserer Leserinnen und Leser über positive gesundheitliche Veränderungen seit der Einnahme von Vitamin D bzw. nach dem Ausgleich eines Vitamin D-Mangels. Auch wenn wir bei der SonnenAllianz in erster Linie wissenschaftliche Studien zur Beschreibung der Wirkungen des Vitamin D heranziehen möchten, empfinden wir auch die subjektiven und individuellen Erfahrungsberichte als wertvolles Material und werden diese in unserer neuen Rubrik Erfahrungsberichte für Sie sammeln.

Um einen Eindruck zu gewinnen, ein Ausschnitt aus dem Erfahrungbericht unserer Vitamin D-Expertin Nicola Probst (Ernährungs- und Gesundheitscoach & Vitamin D-Beraterin (IVA)):

" [...] Laborwerte sind bei Herausforderungen oft unausweichlich. Vitamin-D3 steht da als erstes auf der Liste. Gerade bei diesem „Sonnenvitamin“ „erfühlen“ die Klienten häufig ihre Vitamin-D-Blutspiegel, weil sie ja zwei Wochen auf Mallorca waren.

In den letzten 5 Jahren habe ich leider keine einzige Person erlebt, die ohne zusätzliche Substitution einen besseren Wert als 25 ng/ml hatte. Das Besondere daran ist, dass innerhalb von 10 Tagen nach individueller Berechnung der Vitamin-D-Blutwert wieder in der Norm ist. Und ich erkläre, dass es in diesem Bereich ein Kinderspiel ist, täglich etwas für seine Gesundheit zu tun.

Wer dazu bereit ist und zusätzlich die Offenheit mitbringt, sich mit weiteren essentielle Mikro-Nährstoffen zu versorgen, kann erleben, wie Herausforderungen reduziert werden. Oder noch besser, diese vorgebeugt werden können.

Welche Auswirkungen ein leerer Körper hat möchte ich in folgenden Beispielen zeigen:

Beispiele aus meiner Praxis (Namen sind geändert):

Sonja: 52- jährige Frau mit Colitis Ulcerosa: Immer wieder akute Schübe. Regelmäßig Cortison-Therapien. Vitamin D oder weitere Laborparameter die über den orthomolekularen Status Aufschluss geben, wurden noch nie untersucht. Vitamin D- Wert lag bei 24.9 ng/ml im Juli des Jahres 2018. Sie nahm Multivitaminpräparate und erreichte im Oktober einen Spiegel von 34,3 ng/ml. Nun wollte sie einen gesunden Blutwert. Wir berechneten diesen für 85 ng/ml. Durch individuelle Berechnung ihrer Dosierung zum Auffüllen und Erhalten, erreichte sie dann einen Blutwert von 84,6 ng/ml.

Natürlich wurden noch zusätzliche Parameter untersucht, z.B. Mineralien und der Omega-3 Index. Durch regelmäßige Einnahme und Anpassung ist sie mittlerweile Schub- und Cortisonfrei. Sie hat zusätzlich keine Gelenkschmerzen mehr, 40 kg abgenommen und ihr Ziel erreicht, mit den Enkelkindern auf dem Boden herumzukrabbeln. [...] "

Zum vollständigen Bericht "Aus der Praxis — für die Praxis: Aus dem Leben einer Vitamin D-Beraterin" >>

Ihre Erfahrungen sind gefragt!

Sie haben ebenfalls positive Erfahrungen mit Vitamin D gemacht (als TherapeutIn oder einfach Vitamin D-NutzerIn) und möchten darüber berichten?

Wir freuen uns sehr über weitere spannende Berichte, die wir auf unserer Seite Erfahrungsberichte veröffentlichen dürfen. Melden Sie sich einfach bei uns über das Kontaktformular!

Nach positiver Prüfung und Freigabe zur Veröffentlichung durch unser Team, erhalten Sie als Dankeschön für Ihren Beitrag von uns eine Sonnenfibel oder ein Vitamin D-Buch geschenkt.

 

Beitragsbild: von StockSnap auf Pixabay

Vitamin D-Cofaktoren: Vitamin K2, Vitamin A & Magnesium

Vitamin D-Cofaktoren: Vitamin K2, Vitamin A & Magnesium

Welche Co-Faktoren sind bei der Einnahme von Vitamin D wirklich wichtig und wie sieht der aktuelle Stand der Forschung diesbezüglich aus? Diese Fragen werden in dem unten eingebetteten Videoausschnitt von dem führenden Vitamin D-Forscher Dr. Holick aus den USA beantwortet. Wir haben die Eckpunkte für sie zusammengefasst.

Bezugnehmend auf die verbreitete Diskussion über das Thema Cofaktoren, bezieht Dr. Holick in dem Interview folgende Stellung:

  • Magnesium ist vor allem für schwangere Frauen offensichtlich wichtig, vor allem wenn sie unter Eklampsie leiden, es schützt vermutlich sogar vor Präeklampsie. Magnesium ist also ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Körpers!
  • Vitamin A ist ebenfalls sehr bedeutend für die allgemeine Gesundheit und das Wohlergehen der Zellen. Vitamin A kann kaum überdosiert werden, aber es ist notwendig, dass man über das ganze Leben genug davon zu sich nimmt.
  • Zu Vitamin K meint Dr. Holick Folgendes: Ob man Vitamin K über die Ernährung in ausreichendem Maße zuführt, ist in der Wissenschaft zurzeit umstritten. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass Vitamin K eine wichtige Rolle für die Knochen und die Gerinnungsfaktoren spielt. Bei einer ausgewogenen Ernährung, insbesondere durch den Verzehr von grünem Blattgemüse, sollte die Vitamin K-Versorgung in Dr. Holicks Augen kein Problem darstellen. Wenn man sich gut ernährt, sei es somit nicht unbedingt notwendig Vitamin K2 zu supplementieren. Dr. Holick verweist dabei auf die intensiven Forschungen der Expertin Dr. Sarah Booth.
  • Auf die zurzeit in diversen Foren kursierende Frage, ob Vitamin K2 notwendig ist um Vitamin D im Darm aufzulösen, äußert Dr. Holick ganz klar die Ansicht, dass dies nicht stimmt - es gäbe diesbezüglich keinen wissenschaftlichen Beweis.

 

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Quellen:

  1. Live-Interview mit Dr. Michael F. Holick im Rahmen des Kongresses für menschliche Medizin 2019 zum Thema „Tatort Schwangerschaft“: https://www.youtube.com/watch?v=lCAVYWJOacM&feature=youtu.be 

Toxizität – welche Vitamin D-Dosen sind sicher?

Toxizität – welche Vitamin D-Dosen sind sicher?

Ein großes Hindernis für eine möglichst flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Vitamin D stellen weit verbreitete Desinformationen über die Toxizität dar. Dieser Artikel betrachtet die historischen Ursachen, die zu übertriebener Vorsicht im Umgang mit Vitamin D führten, und vergleicht die Vermutungen von damals mit den Fakten von heute.

Bevor wir aber näher auf die Toxizität von Vitamin D eingehen, ist es vorteilhaft, die durch Untersuchungen festgelegten Beurteilungen des Vitamin D-Spiegels zu kennen. Die folgende Tabelle verschafft hierfür einen Überblick anhand umfangreicher, weltweit zusammengetragener Erkenntnisse der Vitamin D-Forschung (Grant & Holick, 2005). Wie aus der Tabelle 1 hervorgeht, sollte man für einen sicheren und gesundheitsförderlichen Umgang in Sachen Vitamin D-Versorgung, Blutwerte (25(OH)D) im grün markierten Bereich zwischen „Übermaß“ und „relativem Mangel“ anpeilen., d.h. zwischen 32 und 90 ng/ml.

Tabelle 1 Vitamin D-Spiegel im Blut und ihre Beurteilung 

Historische Ursachen der aktuellen Vitamin D-Unterversorgung

Gegen den zeitgemäßen Einsatz von Vitamin D in individuell zugeschnittenen Dosen stehen die derzeit gültigen und zugleich veralteten Richtlinien. Ein Hauptargument der Kritiker höherer Vitamin D-Grenzwerte lässt sich auf extrem hochdosierte Behandlungen in den 1930er und 1940er Jahre zurückführen. Damals wurden Arthritis, Tuberkulose und Asthma mit bis zu 600.000 I.E. behandelt, was zu klinisch signifikanter Hyperkalzämie mit mehreren Todesfällen führte.

Da praktische Methoden zur Messung der verschiedenen Formen von Vitamin D im Blut erst in den  1970er Jahren entwickelt wurden, konnten die Blutspiegel von Vitamin D, die mit dieser Toxizität assoziiert waren, in den 1930er und 1940er Jahren nie bestimmt werden.

Wegen dieser unerwünschten und kritischen Nebenwirkungen fiel die Verwendung von Vitamin D für die Behandlung der oben genannten Krankheiten mit derart hohen Dosen aus dem Blickfeld der Medizin und wurde durch viel niedrigere Dosen im Bereich von 400 I.E. ersetzt, von denen bekannt war, dass sie keine Hyperkalzämie oder anderweitige Toxizität verursachen, die aber  auf der anderen Seite auch nicht klinisch wirksam bei der Behandlung von Arthritis, Tuberkulose oder Asthma waren. Die einem Teelöffel von Lebertran entsprechende geringe Vitamin D-Menge war allerdings sicher bei der Prävention von Rachitis.

Zum Vergleich: In der Haut werden täglich über intensive Sonneneinstrahlung bis zu 25.000 I.E. Vitamin D produziert.

Aufgrund eines körpereigenen Schutzmechanismus sind durch natürliche aber ebenso durch künstliche UV-Bestrahlung Vitamin D-Werte, die mehr als 100 ng/ml aufweisen, ausgeschlossen. Die in der Tabelle erwähnten 150 ng/ml können daher nur durch Supplementation von Vitamin D-Präparaten in extrem hohen Dosen, aber niemals alleine durch UV-B-Strahlung, also weder durch Sonnenbaden noch durch künstliche UV-Strahlung in Solarien, erreicht werden.

Veraltete Grenzwerte sorgen noch immer für Verwirrung

Bis heute ist die offiziell festgelegte „gefahrlose Zufuhr“ für Vitamin D auf 2.000 I.E. täglich begrenzt, um eine vermeintliche Überdosierung mit schädlichen Folgen für die Gesundheit zu verhindern. Die wissenschaftlichen Grundlagen für den Grenzwert von 2.000 I.E. stehen jedoch auf recht wackligen Beinen und wurden durch fundierte Untersuchungen in den letzten Jahren widerlegt.

Anstelle der 2.000 I.E. werden inzwischen 10.000 I.E. als Grenzwert genannt (Hathcock, Shao, Vieth & Heaney, 2007).

Dank der großen therapeutischen Breite von Vitamin D sind Intoxikationen jedoch in aller Regel erst jenseits von 40.000 I.E. täglich und regelmäßig über mehrere Wochen und daraus resultierenden Blutspiegeln von >150 ng/ml zu erwarten (Vieth, 2006).

Dem Trend zu höheren Dosierungen von Vitamin D steht die Sorge entgegen, eine Vergiftung des Körpers mit Vitamin D auszulösen. Das wesentliche Argument dabei ist der Umstand, dass Vitamin D fettlöslich ist und nicht über die Nieren ausgeschieden werden kann. Was dabei übersehen wird, ist die von der Natur klug eingerichtete Eigenschaft von Vitamin D, als Prohormon nur eine geringe Stoffwechselwirksamkeit zu haben. Erst die aktive Form, die von komplexen Vorgängen gesteuert aus Vitamin D entsteht, hat die umfangreichen und intensiven Wirkungen. Die Situation ist vergleichbar mit den Schilddrüsenhormonen, bei denen die Gabe von Thyroxin (das mit dem Vitamin D vergleichbare Prohormon) selbst in hohen Dosen kaum eine Stoffwechselreaktion auslöst, während selbst kleine Mengen von Triojodthyronin, der aktiven Form des Schilddrüsenhormons, erhebliche Folgen auf den Stoffwechsel hat.

Bereits vor etlichen Jahren wurden daher umfangreiche Untersuchungen bei Patienten mit Multipler Sklerose durchgeführt, die zeigen konnten, dass selbst 40.000 I.E. Vitamin D täglich über einen längeren Zeitraum eingenommen zwar zu „astronomischen“ Blutspiegeln führen, jedoch nicht zu Komplikationen im Sinne einer Hyperkalzämie (Kimball, Ursell, O’Connor & Vieth, 2007), (Abb.2 & 3).

Abb. 2: Anstieg des Vitamin D-Spiegels im Blut in Abhängigkeit von der verabreichten Dosis (12). Die Zahlen der x-Achse geben die verabreichte Vitamin D-Menge in Mikrogramm/Woche an: 700-7000 µg entsprechen 28.000-280.000 I.E. Vitamin D pro Woche.
Abb. 3: Die Überprüfung der Kalziumwerte im Blut ergab während des Testzeitraums keine signifikanten Veränderungen.

 

Es besteht also eine hohe Anwendungssicherheit bei der Supplementation von Vitamin D.  Die Änderung von Grenzwerten ist allerdings bekanntlich ein schwieriger und langwieriger Prozess. Er muss dennoch jetzt angestoßen werden, um das Ausmaß der weit verbreiteten Vitamin D-Unterversorgung baldmöglichst problemlos und nachhaltig durch Ergänzungsmaßnahmen verringern zu können. Die SonnenAllianz empfiehlt daher, sich bei der Einnahme an den dafür vorgesehenen Bedarfsrechner zu orientieren, den wir auf unserer Website kostenlos zur Verfügung stellen.

Zudem sind bei Tagesdosierungen oberhalb von 5000 I.E. regelmäßige Laboruntersuchungen und eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt dringend zu empfehlen, um Abweichungen vom Referenzbereich für Vitamin D (60 – 90 ng/ml), Kalzium (2,0 – 2,6 mmol/l oder 8,5 – 10,0 mg/dl) und für den Parathormonspiegel frühzeitig zu erkennen.

Quellen:

Grant, W. B., & Holick, M. F. (2005, June). Benefits and requirements of vitamin D for optimal health: A review. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15989379

Hathcock, J. N., Shao, A., Vieth, R., & Heaney, R. (2007, January). Risk assessment for vitamin D. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17209171

Vieth, R. (2006, April). Critique of the considerations for establishing the tolerable upper intake level for vitamin D: Critical need for revision upwards. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16549491

Kimball, S. M., Ursell, M. R., O’Connor, P., & Vieth, R. (2007, September). Safety of vitamin D3 in adults with multiple sclerosis. Retrieved from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17823429

Beitragsbild: www.pixapbay.com

Abbildungen: Spitz, J. (2018). Vitamin-D-Mangel: Die unterschätzte Gefahr. Schlangenbad: Gesellschaft für Medizinische Information und Prävention.

Vitamin D: Tägliche Einnahme für volle Wirkung

Vitamin D: Tägliche Einnahme für volle Wirkung

Bisher ging man im Allgemeinen davon aus, dass die Einnahmeintervalle bei Vitamin D-Supplementation weniger wichtig sind, sofern im Endeffekt ein adäquater Blutwert erreicht wird. Auch viele Studien in der Vitamin D-Forschung führten aufgrund dieser Fehleinschätzung zu keinen signifikanten Ergebnissen. Wenn Sie aber durch eine Vitamin D-Supplementierung nicht nur Ihr Skelett unterstützen wollen, sondern vom vollen Spektrum der positiven Wirkungen profitieren möchten, dann ist eine tägliche Vitamin D-Zuführung in ausreichender Menge unumgänglich.

Die Wirkung von Vitamin D auf das Skelett

Vitamin D wird dem Körper durch UV-Exposition oder Supplementierung bereitgestellt und landet anschließend in der Leber, die daraus das Prohormon 25(OH)D herstellt, welches wiederum an den Blutkreislauf abgegeben wird (Siehe Abbildung). Das so entstandene 25(OH)D hat im Blut eine Halbwertszeit von etwa 3 Wochen - es verliert in dieser Zeit also ca. die Hälfte seiner Substanz.

Zu beachten ist dabei, dass nur für die endokrinen Effekte (Wirkungen der Hormone in den Zellen über das Blut) des Vitamin D der Blutwert des aktiven Prohormons 25(OH)D wichtig ist. Dieser wirkt sich im wesentlichen auf die Calcium-Homöostase und damit auf die Knochengesundheit aus.

 

Nach: Hollis BW, Wagner CL. Clinical review: The role of the parent compound vitamin D with respect to metabolism and function: Why clinical dose intervals can affect clinical outcomes. J Clin Endocrinol Metab. 2013;98(12):4619-28.

Die Wirkung in den Zellen

Der sogenannte parakrine und autokrine Vitamin D-Stoffwechsel hängt aber vom nicht über die Leber metabolisierten 25(OH)D-Wert im Blut ab. In diesem Fall gelangt Vitamin D über Diffusion direkt in die Zellen, beispielsweise von Brust, Darm, Prostata und Gehirn. Der initiale Vitamin D-Wert (unverstoffwechselt) hat aber eine Halbwertszeit von nur 24 Stunden. Das bedeutet, dass nach wenigen Tagen eine Unterversorgung des Gewebes und der Zellen mit reinem Vitamin D auftreten kann, selbst wenn z.B. einmal wöchentlich hohe Dosen Vitamin D gegeben werden.

Die tägliche Versorgung mit ausreichend Vitamin D ist es also, die abseits vom Knochenstoffwechsel, für die umfangreichen, positiven Auswirkungen des Sonnenhormons ausschlaggebend ist.

Diese Annahme wird durch den Vergleich vieler Interventionsstudien eindrucksvoll unterlegt. Dr. Hollis, ein federführender Forscher auf dem Gebiet des Vitamin D fasst zusammen:

  • Eine Einnahme von 400 – 600 I.E./Tag kann allenfalls Krankheitsbildern des Skeletts vorbeugen.
  • 400 – 600 I.E./Tag versprechen nur sehr geringe (wenn überhaupt) Ergebnisse für die Gewebe- und Zellgesundheit außerhalb des Knochengewebes.
  • Eine Vitamin D-Einnahme von bis zu 10.000 I.E./Tag und  25(OH)D-Werte bis zu 100 ng/ml (250 nmol/l) sind physiologisch normal.
  • Vitamin D-Studien sollten sich an diesen Erkenntnissen zur regelmäßigen Einnahme orientieren und nicht an der Einfachheit einer wöchentlichen oder gar monatlichen Zufuhr.

 

Dr. Bruce Hollis, College of Medicine Medical University of South Carolina, geht im nachstehenden Video auf die detaillierten Zusammenhänge ein:

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Mehr Informationen

Quelle:

Hollis, B. W., & Wagner, C. L. (2013). The Role of the Parent Compound Vitamin D with Respect to Metabolism and Function: Why Clinical Dose Intervals Can Affect Clinical Outcomes. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 98(12), 4619-4628. doi:10.1210/jc.2013-2653

Fotos: www.pixabay.com

Öl, Kapseln oder Tabletten – das optimale Vitamin D-Präparat

Öl, Kapseln oder Tabletten – das optimale Vitamin D-Präparat

Gibt es Unterschiede bei der Wirkung zwischen Kapseln, Tabletten und Vitamin D-Ölen?

Die natürlichste Form seinen Vitamin D-Spiegel auf Stand zu bringen, ist noch immer die durch UV-B-Strahlung ausgelöste Vitamin D-Synthese auf der Haut durch ein natürliches Sonnenbad. Doch auch die Bestrahlung moderner Sonnenbänke könnte – bei Nutzung von Geräten mit entsprechendem UV-B-Anteil – gezielt zur Vitamin D-Bildung beitragen. Doch was tun, wenn man im Vitamin D-Winter (Oktober-März) keine Zeit oder Möglichkeit hat ins Solarium zu gehen um seinen optimalen Vitamin D-Spiegel zu halten?

Öl-haltige Supplemente auf dem Vormarsch

Aufgrund der Zeitersparnis, der Sicherheit und des günstigen Preises erfreuen sich Vitamin D-Präparate zunehmender Beliebtheit. Anders als bei der Vitamin D-Produktion auf der Haut werden Supplemente in der Regel oral eingenommen. Die am häufigsten verwendete und sogleich auch reinste Verabreichungsform ist dabei das Vitamin D-Öl, das zusätzlich den Vorteil der exakten Dosierbarkeit aufweist. Dazu wird meistens Lanolin (Schafwollfett) zusammen mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT) entweder in Form von Tropfen oder in Form von Softgel-Kapseln abgefüllt, eingenommen. Neben Lanolin wird Vitamin D-Öl für Veganer inzwischen auch auf rein pflanzlicher Basis aus Flechten gewonnen.

Soft-Gel-Kapseln

Wichtig ist: Da Vitamin D fettlöslich ist, sollte die Aufnahme für eine optimale Bioverfügbarkeit bestenfalls gemeinsam mit Fett erfolgen.

In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurde die Wirksamkeit der Vitamin D-Aufnahme von Öl-haltigen Tropfen, Tabletten und Kapseln an 66 Teilnehmern getestet. Die Probanden wurden dabei 12 Wochen lang täglich mit 10.000 I.E. Vitamin D in den 3 genannten Darreichungformen versorgt. Die Öl-haltigen Tropfen erzielten dabei das beste Ergebnis, denn heruntergerechnet auf die Vitamin D-Verabreichung pro Mikrogramm, konnten sie den Vitamin D-Spiegel um ca. 20% mehr erhöhen als das bei Kautabletten oder Kapseln der Fall war. Das verwundert nicht, da Vitamin D fettlöslich ist und in der Form auch am besten zugeführt werden soll. Trotzdem wird dazu angeraten auch Öl-haltige Tropfen zusätzlich zu einer Mahlzeit einzunehmen, um die vollumfängliche Bioverfügbarkeit möglichst zu gewährleisten.

Kapseln und Tabletten

Bei Kapseln und Tabletten, die kein Öl enthalten, ist die gleichzeitige Einnahme mit einer fetthaltigen Mahlzeit noch wichtiger, um eine optimale Bioverfügbarkeit zu erreichen. Darüber hinaus wurden in der oben genannten Studie bei den verwendeten Supplementen deutliche Abweichungen von den Herstellerangaben bezüglich des Vitamin D-Gehaltes der Präparate festgestellt. Inwieweit sich das allerdings verallgemeinern lässt, bleibt offen, da bei der Studie nur einzelne Produkte untersucht wurden.

Außerdem sind in Öl-freien Kapseln auch die notwendigen Füllstoffe zu beachten. Diese sind bestenfalls natürlichen Ursprungs und stehen nicht im Verdacht, die Aufnahmefähigkeit negativ zu beeinflussen oder andere nachteilige Wirkungen auszulösen - je weniger Zusatzstoffe, desto besser! Um sicher zu gehen, lesen Sie am besten die Herstellerangaben auf der Verpackung. Bei Tabletten könnten sich darüber hinaus Bindestoffe, die für die Formgebung notwendig sind, als nachteilig erweisen.

 

 

Darauf sollten Sie bei der Vitamin D-Beschaffung achten

Neben der Darreichungsform von Vitamin D-Präparaten spielt auch die Qualität der Ware eine wichtige Rolle. Seriöse einheimische Hersteller garantieren in der Regel eine gute Qualität, die den etwas höheren Preis gegenüber Billigprodukten aus Fernost rechtfertigt. Letztere sind in der Regel nicht greifbar und damit auch nicht haftbar für eventuelle Schäden, die durch Verunreinigungen oder andere Qualitätsmängel entstehen können. Im DACH-Raum empfiehlt es sich daher, auf dort ansässige Unternehmen zurückzugreifen.

Fazit: Grundsätzlich ist es nicht ausschlaggebend wie der Vitamin D-Spiegel auf den gewünschten Bereich angehoben bzw. dort gehalten wird. Jedoch empfehlen sich Öl-haltige Tropfen aufgrund ihrer besseren Bioverfügbarkeit, der vorteilhafteren Dosierungsmöglichkeiten sowie der Reinheit (meist keine Füll- und Zusatzstoffe) am besten zur Vitamin D-Versorgung.

Fotos: www.pixabay.com, www.unsplash.com

Quelle:

Traub, L., M., Finnell, S., J., Anup, Oberg, … Ryan. (2014, August 1). Impact of Vitamin D 3 Dietary Supplement Matrix on Clinical Response. Retrieved from https://academic.oup.com/jcem/article/99/8/2720/2537822.